"Es ist Zeit zu heiraten!", rief meine Mutter begeistert, als wir zu Abend im kleinen Kreise aßen.
Normalerweise befanden sich noch mehrere Ratsherren an unserem Tisch, deren Frauen und Kinder sich mit uns unterhielten. Meine Mutter, die Königin von Freedom, bestand allerdings auf ein familiäres Sonntagsessen, weshalb nun mein Vater, meine Mutter und meine drei jüngeren Geschwister mit mir am Tisch saßen. Unsere Bediensteten hatten soeben nach dem Auftischen den Raum verlassen und würden nun selbst essen, bis mein Vater sie durch ein Klingen wieder heraufrief, um den Tisch abzuräumen. Jedes Mal wenn eine Magd um mich herumwuselte, konnte ich nicht anders als rot anzulaufen und beschämt zu Boden zu sehen. Ich hasste es, dass ich mich nicht einmal alleine umziehen konnte.
"Patrick, ich habe vielversprechende Angebote aus dem ganzen Land. Wir werden nächste Woche einen Ball veranstalten. Ich bitte dich darum, deine Favoriten auszusuchen. Und keine Sorge, du kannst gar nicht die falsche aussuchen. Sie sind alle wunderschön und haben Potenzial zur Königin."
Bevor ich meine Meinung dazu sagen konnte, fragte mein Vater nach: "Ist Samira aus den Hochlanden dabei?" Meine Mutter bejahte dies.
"Es wäre gut, sie zu heiraten. Ihr Vater ist mächtig. Er hat eine großes Heer. Wenn es zum Krieg mit Westhall kommt, brauchen wir starke Verbündete.
Mein Vater warf mir einen warnenden Seitenblick zu, was bedeutete, dass ich unbedingt Samira aussuchen sollte. Ich starrte auf das Stück Fleisch auf meinem Teller. Meine älteste Schwester sah mich besorgt an, währen die jüngeren Zwilling wahrscheinlich gar nicht mitbekommen hatten, worum es ging.
"Marina", sprach meine Mutter sie an, "ein paar Familien bringen auch Männer im passenden Alter mit. Du darfst dir zwar nicht aussuchen, wen du heiratest, aber wir können sicher ein paar Fäden ziehen. Sieh dich also schön um und mach einen guten Eindruck. Ich könnte dir Andern von Hohenschön oder Manuel von den Hochlanden empfehlen."
Meine Schwester nickte stumm. Sie würde gehorchen. Sie würde sich jemanden aussuchen und diesen dann nach mir heiraten. Marina war schon immer die bessere von uns zwei in Sachen Pflichten.
Ich wollte nicht heiraten. Noch nicht. Ich hasste dieses ewige du musst dies, du musst das. Ich wollte mein eigenes Leben führen und nicht diese blöden königlichen Pflichten einhalten. Ich wollte in normaler Kleidung dirch unsere Stadt gehen, mit den Leuten reden, im Wald einen Spaziergang machen und im See schwimmen gehen, aber all das war mir verboten.
Ich starrte auf meinen Teller. Meine kalten Finger umfassten das silberne Besteck, welches ich leise auf den Tellerrand ablegte. Sollte Marina sich doch um das Heiraten kümmern.
"Entschuldigt mich. Ich habe keinen Hunger", murmelte ich und rückte meinen Stuhl zurück. Weder Vater noch Mutter reagierten darauf, weshalb ich aus dem Raum verschwand.
Ich hasste es, der Kronprinz zu sein und ständig auf mein Auftreten zu achten. Ich musste stets höflich sein und sportlich und kampfbereit, aber gleichzeitig ehrfürchtig. Ich wollte das alles nicht. Sollte doch jemand anderen diese schwere Bürde des Throns übernehmen.
*WUSCH*
Mein Vater stellte sich als erster in die Reihe, daneben plazierte sich meine Mutter und dann folgten meine Geschwister und ich, des Alters nach aufgestellt. Aufrecht standen wir dort und warteten auf unsere ersten Gäste, die Königsfamilie aus den Hochlanden. Eigentlich fand der Ball erst in ein paar Tagen statt, aber da wir ein gutes Freundschaftsbündnis hatten, kamen sie oft eher. Ich hatte sie persönlich noch nie getroffen, außer den König der Hochlanden, welcher immer freudnlich war und mich mit viel mehr Respekt behandelte, als mein Vater es tat.
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Oneshots | YouTuber
FanfictionVon Zomdado bis hin zu Stexpert - Oneshots, um das Fangirl/-boy Herz höher schlagen zu lassen. Am Anfang sind die Oneshots vielleicht etwas... komisch, aber meiner Meinung bessern sie sich, also gebt dem ganzen eine Chance (zum Schluss werden sie w...