47 Drogen #Stexpert

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Ich spürte das kleine Tütchen mit weißem Pulver in meiner Tasche. Es war das letzte für heute und der Abnehmer sollte gleich da sein. Die Menge für morgen hatte ich schon zuhause. Meine Hände zitterten etwas, denn ich wusste nie, was mich erwartete. Der Abnehmer könnte ein Reicher sein. Er könnte arm sein. Er könnte ein Schlägertyp sein oder eher schwach. Wenn der Käufer nicht gleich kommen würde, musste ich ihn leer ausgehen lassen, was mir von meinem Arbeitgeber streng verboten wurde und mit einer Woche kein Lohn bestraft wurde.

Stegi war zuhause und wenn der Lieferant kommen würde und Stegi würde bemerken, was ich eigentlich so trieb, um Geld zu bekommen, könnte ihn das in große Gefahr bringen. Plötzlich kam jemand um die Ecke. Dein Gesicht war verdeckt. Er zog das Geld heraus und ich gab ihm ohne ein Wort zu wechseln das Tütchen. So schnell wie noch nie packte ich das Geld in einen Umschlag und rannte zu meiner Wohnung.

Ich wollte mir nicht vorstellen, was passieren könnte, wenn die Polizei das bemerkte. Dann könnte ich mir die glückliche Zukunft, die ich mir dadurch mit Stegi erhoffte, vergessen. Als ich um die Ecke rannte sah ich schon den Lieferant mit einem kleinen Paket vor der Haustüre stehen und die Nummernschilder lesen. "Hallo",begrüßte ich außer Atem. "Ach, Tim!",rief er erfreut. Er drückte mir das Päckchen in die Hand. "Bei der Nebenstraße am Park",meinte er noch. Ich nickte und schaltete mein Handy ein, um den Ort einzugeben.

"Hey Stegi",rief ich in die Wohnung. Das Päckchen stellte ich sofort in Abstellkammer, wo ich alles versteckte. Stegi erzählte ich immer, das dort Schrott drin ist, den ich nie weggebracht hatte und es auch nicht tun werde. Er akzeptierte es und fragte auch nicht weiter nach. Schließlich war Vertrauen und Ehrlichkeit eine Basis unserer Beziehung. Bei diesem Gedanken musste ich schlucken. Das wäre ein weiterer Negativpunkt, wenn Stegi meinen Beruf kennen würde.

"Küche!",antwortete er. Ich zog noch meine Jacke aus und ging dann in die Küche zu meinem Freund. Er stand mit dem Rücken zu mir am Herd. Er war angespannt, das merkte ich. Trotzdem griff ich um seinen Bauch und küsste leicht seinen Nacken. "Tim",seufzte er, "Tim, hör auf." Ich legte mein Kinn auf seine Schulter. "Warum denn? Gefällt es dir etwas nicht?",fragte ich mit rauer Stimme. Ich merkte, wie sich noch mehr anspannte. Er nahm die Pfanne, in der er etwas angebraten hatte vom Herd und schüttete den Inhalt in eine Schüssel.

"Tim, ich muss mit dir reden",begann er. "Was?!",fragte ich schockiert. Warum war er so ernst? Ist etwas passiert? Er kramte in seiner Hosentasche und zog ein Tütchen mit dem weißen Pulver heraus, die ich verkaufte. Als ich meinen Blick davon lösen konnte, hob ich meinen Kopf und sah ihm in die Augen. "E-es ist nicht so-",versuchte ich mich rauszureden. "Du hättest auch mal was sagen können!",schrie er, "Ich dachte, wir hätten keine Geheimnisse voreinander. Du hättest wenigstens einfach mal so nebenebi sagen können: "Ach, hey Stegie, übrigens nehme ich Drogen, aber mach die keine Sorgen. Ich schaff das schon"! Oder was weiß ich!"

Er sah mich wütend und enttäuscht an. "I-Ich nehme die nicht",flüsterte ich. Im Nachinein hätte ich mich einfach Entschuldigen sollen und Stegi denken lassen, ich würde sie selbst konsumieren. "Was?! Du verkaufst den Dreck?",fragte er aufgebracht. "Ja, Stegi, aber..",begann ich. "Ich scheiß auf dein Aber!",schrie er so laut, dass es die Nachbarn pber uns hören mussten. "Ich kündige den Job, ich versprechs dir",meinte ich. "Versprechen?",fragte er und lachte zum Schluss, "Damit kennst du dich ja aus!"

"Man, Stegi, lass es mich doch erklären!",bittete ich ihn. "Ja, dann erkläre es",forderte er und verschränkte seine Arme erwartungsvoll vor der Brust. "Ich- Ich kann nicht ohne dich und-" "Stop, hör auf!",unterbrach er mich,"Das ist keine Erklärung!" Aber ich fuhr unbeirrt fort, denn ich wusste, ich hatte nur diese eine Chance:"Und ich dachte, wenn du erfährst, dass ich gefeuert wurde und ich somit kein Geld mehr verdiene, würdest du Schluss machen. Ich liebe dich, Stegi. Ich liebe dich so sehr, dass ich sogar kriminell wurde, nur um dir ein sorgenfreies Leben zu bieten." Er sah mich traurig an. "Ein sorgenfreies Leben beginnt mit einem ehrlichen Freund."

Er stürmte aus dem Zimmer in unser Schlafzimmer. Dort zog er unter dem Bett einen Koffer heraus und begann seine Sachen hineinzupacken. "Stegi, hör auf!",bittete ich ihn, "Hör auf damit. Das willst du nicht wirklich!" Rasend vor Wut griff er nach dem eingerahmten Bild von uns auf seinem Nachttisch und warf mich damit ab. Er traf mich an der Wange, wo das Glas zersprang und ich das warme Blut spürte, wie es über meinen Hals lief. Ich wischte mir kurz über die Wunde, nur um den Schmerz nich stärker zu spüren.

Das zersprungen Glas war auf den Boden gefallen, zusammen mit dem Bild und dem Rahmen. Die Scherben lagen auf dem Teppich neben dem Bett. Das Bild von uns, wie wir küssend in einem Café saßen, hatte ein paar Bluttropfen abbekommen. Dieser Anblick spiegelte unsere Beziehung in diesem Moment perfekt wieder. "Stegi",flüsterte ich. "Steck dir dein Stegi sonst wo hin, ich will dich nie wieder sehen. Nie, nie wieder!" Er wollte an mir vorbeirauschen, aber ich hielt ihn fest. "Ich liebe dich, Stegi. Von ganzem Herzen und jeder andere ist mir nicht ansatzweise so wichtig wie du. Ich habe das alles für dich getan, nur für dich." Er starrte mich nur enttäuscht an und riss sich los. Als die Haustür ins Schloss viel, ließ ich mich zu Boden gleiten. Eine stumme Träne mischte sich mit dem Blut.

Da ging sie dahin. Meine glückliche Zukunft mit Stegi.

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Sooo...um das Ende so richtig schön zu versauen, sag ich euch noch einen Funfact zu dem Kapitel:

Am Anfang dachte ich, es werden so 400 Wörter, als ich dann aber Stegi die Koffer packen ließ war ich schon bei 700 Wörtern und bin zum Schluss bei ungefähr 970 Wörtern gelandet.

Schätzen? Kann ich!

Oneshots | YouTuberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt