"Mach es gut. Wir sehen uns wieder",verabschiedete ich meine letzte Patientin. Mit ihren viel zu dünnen Beinen schleicht sie regelrecht aus meinem Raum. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Sie ist viel zu jung, viel zu hübsch um an Depressionen sowie Esstörung zu leiden. "Sie macht Fortschritte",murmelte ich zu mir. Ich legte ihre Akte zurück in die Schublade und widmete mich dem neusten Patient. Heute wird seine erste Sitzung bei mir sein. Die Tür wurde leise geöffnet, während ich noch meine Augen auf dem Zettel, den ihn beschrieb, hatte. Schüchtern trat ein junger Mann mit schulterlangen braunen Haaren herein. Sein Blick war stets auf den Boden gerichtet. Ich stand auf und ging ihm entgegen. "So Manuel, ich darf doch Manuel sagen?",begrüßte ich ihn. Er sah kurz auf. In seine Augen strahlten Kälte aus. "Ich nehme an das ist ein Ja?" Wieder antwortete er mir nicht. "Wenn du nicht redest, dann nicke wenigstens",forderte ich ihn auf. Langsam nickte er. "Gut, Manuel, setz dich bitte",bittete ich ihn mit fröhlicher Stimme. Er ließ sich elegante auf das kleine Sofa gleiten. Ich setzte mich gegenüber auf den Stuhl nahm die Akte und ein weißes Blatt. "Nur für das Protokoll",meinte ich. Er nickte kaum merklich. "Du bist Manuel Büttinger, 25 Jahre alt, hast eine Mutter, dein Vater ist unbekannt. Dein Geburtstag ist unbekannt",zählte ich auf. Er nickte wieder vorsichtig. "Und besondere Merkmale sind, dass du kaum redest, schwer vertraust und du lässt dich eher von Stimmen leiten, als von Autorotätspersonen." Er sah stur an mir vorbei an das Fenster. "Du leidest unter Schizophrenie",stellte ich fest. Er sah immernoch ausdruckslos an mir vorbei. "Wie geht es dir gerade?",fragte ich daher. Er zuckte nur mit den Schultern. "Weißt du, mir geht es hervorragende",meinte ich, "Hast du Freunde?" Jetzt sah er mich an. Durch seine gefühlslosen Gesichtsausdruck lief mir ein Schauer über den Rücken "Nur nicken oder kopfschütteln",erinnerte ich ihn. Er nickte. "Redest du mit ihnen?" Wieder ein nicken. "Warum redest du dann nicht mit mir? Vertraust du mir nicht?",fragte ich. Er zögerte, aber nickte dennoch erneut. Die restliche Stunde schwiegen wir uns nur an. "Wir sehen uns morgen wieder",verabschiedete ich ihn. Er nickte und zog hinter sich die Tür zu.
"Guten Tag, Manuel!",rief ich, als er in mein Zimmer sah. "Wie geht es dir?",fragte ich. "Gut",murmelte er. Seine Stimme klang kratzig, aber dennoch wunderschön und ruhig. "Wie kommt es, dass du redest?",fragte ich überrascht. Wir setzten uns auf sie vorgesehen Plätze. "Ich denke, Sie sollten mich so kennenlernen wie ich mich präsentiere und nicht so wie es in meiner Akte steht",flüsterte er. Ich zog die Augenbrauen hoch, aber handelte trotzdem. Ich stand auf, nahm die Akte und warf sie demonstrativ den Papierkorb. Seine Augen weiteten sich und er sah zwischen mir und dem Korb hin und her. Als nächstes nahm ich ein neues Blatt Papier. "Dann erzähl mir mal etwas über dich",forderte ich ihn auf. "Manuel, 25, vaterlos, schwul, wohne alleine in einer Eigentumswohnung und habe viele Freunde",ratterte er hinunter. Ich notierte alles und hätte fast das "Im Internet" überhört. "Im Internet?",fragte ich nach. Er nickte. "Wissen Sie, die Menschen sind im Internet viel offnener. Vielleicht, weil man weiß, dass man diese Menschen nie sehen wird." Ich nickte verständlich. "Nenn mich Claus",bat ich ihn. Er nickte. "Was ist der Grund, dass du mit mir redest?",fragte ich neugierig. "Warum interessiert Sie das? Sie sind dafür da, dass sie mit mir reden und Geld bekommen und nicht, um in meinem Privatleben herumzuforschen." "Ich kann dir nur helfen, wenn ich etwas über dich erfahre, Manuel." "Sie sind da, dass sie diese blöden Stimmen vertreiben, die mich gerade anschreien, dass ich gefälligst meine Klappe halten soll." "Was sagen deine Freunde zu den Stimmen?" Ich merkte, wie er nervös wurde. Er fuhr sich im Minutentakt durch die Haare, spielte mit seinen dünnen Fingern, dem Stoff des Sofas oder mit dem Saum seines schwarzen Pullovers. Er zuckte mit den Schultern. "Wissen sie es nicht?" Er nickte. "Ich dachte, im Internet lügt keiner?" Er sah von seinen Fingern auf. "Ich sagte, dass sie offener sind, nicht erlicher." Ich nickte interessiert. "Okay zu ihrem Tick, warum sie hier sind",fing ich an. "Nette Unschreibung",Manuel lachte kurz auf. "Danke",ich lächelte ihn an, "Wann hast du das erste mal Stimmen gehört?" "16." Er antwortete nicht mehr wie nötig. "Waren es viele oder einzelne?" "Immer die gleiche." Jetzt sah er zu meinen Zertifikaten. "Warum stellt die jeder aus?",fragte er. "Es hilft vielen Patienten uns ernstzunehmen",erklärte ich,"Außerdem ist man stolz darauf." Er nickte. "Zurück zu dir." "Warum erzählen Sie nicht mal etwas über sich?",fragte er ausweichend. "Nun gut, ich bin Klaus und habe weder Frau noch Freundin. Mein Wunsch ist es, Menschen wie dir und dem Mädchen, das immer vor dir da ist, zu helfen. Von wo hörst du gerade die Stimmen?" "Sie kommen von-",er unterbrach sich. Blitzschnell hielt er sich die Ohren zu und verkrampfte sich. Seine Beine zog er an und er drückte sich in das Polster des Sofas. "Manuel, die Stimmen sind in deinem Kopf! Es bringt überhaupt nichts sich die Ohren zuzuhalten!",schrie ich ihm zu. Ich ging auf ihn zu und legte eine Hand beruhigend auf seine Schulter. "Manuel, es ist alles gut",redete ich ihm ein. "Ich werde es euch beweisen!",schrie er und öffnete seine tränennassen Augen. Kurz sah er mir tief in die Augen. Daraufhin küsste er mich. Er drückte seine Lippen schnell auf meine und trotzdem war er vorsichtig und sanft. Als er sich wieder von mir löste, sah ich ihn perplex an. Er sprang auf und rannte aus dem Raum. Hinter ihm fiel die Tür krachend ins Schloss.
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Ich habe das schon so lange und habe so Angst vorm Feedback ^^'
Ich hoffe jedenfalls, dass es euch gefällt :D
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Oneshots | YouTuber
FanficVon Zomdado bis hin zu Stexpert - Oneshots, um das Fangirl/-boy Herz höher schlagen zu lassen. Am Anfang sind die Oneshots vielleicht etwas... komisch, aber meiner Meinung bessern sie sich, also gebt dem ganzen eine Chance (zum Schluss werden sie w...