Es tut mir so leid, aber ich empfinde nichts dergleiches für dich.
Eine Nachricht, die mein Leben zerstört hatte. Ich hatte mich stärker zurückgezogen als sonst auch schon. Ich ging nur noch raus, wenn ich etwas für den Haushalt brauchte, Wäsche gemacht werden musste oder etwas zu trinken benötigte . Essen tat ich wenig und wenn, dann bestellte ich mir etwas. Ich wusste, dass es so nicht weiter gehen konnte. Ich war stark untergewichtig, litt unter ständiger Übelkeit und hatte oft starke Migräne. Alles in allem ging es mir mehr als schlecht. Ich wusste, dass ich etwas ändern musste. Ich wollte mich ändern. Und nun sah ich diese Chance. Gegenüber von mir zog eine neue Nachbarin ein. Ich hatte sie beobachtet, als sie Umzugskisten hier hoch trug. Ich sah noch vor meinem inneren Auge, wie ihr Pferdeschwanz hin und her schwenkte als sie den Flur entlang lief. Sie klingelte schon oft bei mir, weil sie sich vorstellen wollte, aber ich tat jedesmal so als wäre ich nicht zu Hause. Sie versuchte es alle zwei Tage um 18 Uhr. Und heute würde sie es erneut versuchen und ich werde aufmachen. Deswegen duschte ich, um meine Haare wieder zu richten. Das letzte mal, als ich meine Haare kämmte, war vor einem Monat. Damals ging ich nur schnell zu dem Waschsalon um die Ecke. Im Spiegel betrachtet sah ich genauso aus, wie ich in vielen Fanfictions beschrieben wurde. Abgemagert, tiefe, dunkle Ränder unter den glanzlosen Augen und matte Haare, die wild vom Kopf abstanden. Ich versuchte sie zu bändigen, aber die vielen Wirbel machten es unmöglich. Daher ließ ich sie so und zog mir einen weiten Pullover an, um meinen dürren, zerbrechlichen Körper zu verbergen. Gegen die Augenringe konnte ich nichts machen. Sie waren da und werden auch dort bleiben.
Wie vorhergesagt klingelte die Nachbarin und ich ging schnellen Schrittes zur Tür und machte diese auf. "Ähm",begann sie, "ich bin die neue Nachbarin und wohne jetzt gegenüber. Ich heiße Viktoria." "Maurice",stellte ich mich eintönig vor. "Das äh ist ein schöner Name",versuchte sie ein Gespräch aufzubauen. "Hmm ja. Viktoria ist auch sehr schön. Der Sieg, oder?",fragte ich sie. "Ja",meinte sie überrascht. Ich sah ihr die gesamte Zeit in ihre hellblauen Augen -sie strahlten Unsicherheit aus-, daher bemerkte ich den Kuchen, den sie in der Hand hatte, erst spät. "Komm doch rein",bot ich ihr an. "Danke",murmelte sie und ging an mir vorbei. Ihre glänzenden dunkelbraunen Haare wehten knapp an mir vorbei. Sie sahen weich und geschmeidig aus. "Ich habe es schon öfter versucht, aber du warst scheinbar nie zu Hause",teilte sie mir mit. "Ja, das ist gut möglich. Ich bin sehr",ich räusperte mich, "eingeschränkt." Sie sah mich forschend an. "Dann ist es ja schön, dass es heute geklappt hat",erwähnt sie. "Ja, Dienstags habe ich frei",erklärte ich, woraufhin sie die Stirn runzelte. "Heute ist Samstag." "Oh, öhm",verlegeb sah ich zu Boden, "ich bin etwas durch den Wind. Tut mir leid." "Kein Problem",lachte sie. Ich konnte nicht mehr aufbringen, als ein leichtes Zucken meines Mundes. "Warum lachst du nicht? ",fragte sie. "Ich habe keine schöne Vergangenheit." Traurig sah sie mich an. "Das tut mir leid. Was ist denn passiert?",fragte sie mitleidig,"wenn du es mir schon erzählen möchtest. Ich meine, wir könnten uns noch kennen lernen und dann müsstest du es mir immer noch nicht sa-" Ich legte einen Finger auf ihre Lippen, um ihren Redefluss zu stoppen. "Schon okay. Unerwiderte Liebe",beantwortete ich ihre Frage. "Wer war denn die Glückliche?" Ich riss kurz die Augen auf. Die Glückliche? Glückliche? "Äh hmm äh",stotterte ich. "Es tut...ich hätte nicht fragen dürfen ",sagte sie. "Nein, kein Problem. Das Ding ist nur, dass ich schwul war",ich betonte das 'war' besonders. Irgendwann hatte ich aufgehört zu fühlen, deswegen konnte ich jetzt nicht mehr schwul sein. "Oh." "Themenwechsel?",fragte ich. Sie nickte. "Was arbeitest du?",fragte sie. "Ich",begann ich. Was sollte ich antworten? Wenn ich Webvideoproduzent sage, weiß sie sofort, dass ich YouTuber bin und YouTuber möchte ich nicht sagen, weil das oft in negativen Zusammenhang verstanden wird. "Ich studiere." Eine fast Notlüge. "Ah cool, ich auch. Was studierst du denn?" "Physik und du?" Ich sah ihr tief in die Augen. " Medizin ",flüsterte sie. Sie war wie in Trance als sie in meine Augen sah. Es entstand Stille. Ihre Augen zuckten ein wenig hin und her. Die hellblaue Fäden in ihren Augen, die sich vernetzten, faszinierten mich. "Du hast unglaubliche Augen",flüsterte sie. Ihre Augen wanderten über mein Gesicht bis sie bei meinen Lippen angekommen waren. Wie in Zeitlupe legten sich meine Hände auf ihre Hüfte. Eine andere fuhr an ihrem Unterkieferknochen entlang. Sie machte einen kleinen Schritt nach vorne und stand jetzt unmittelbar vor mir. Ich bückte mich ein wenig nach unten während sie mir ihren zärtlichen Fingern an meiner Brust hochfuhr. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und unsere Lippen trafen aufeinander. Ich spürte weder die Schmetterlinge im Bauch noch das Kribbeln auf den Lippen. Ich spürte nichts. Sie bewegte ihre Lippen gegen meine. Immer noch spürte ich keine Gefühle. Sie löste sich von mir. Ich sah ihre rosa gefärbten Wangen. Ich fuhr ihr darüber und sie lächelte. Ich versuchte ein Lächeln zustande zu bringen. "Ich",begann sie mit rauer Stimmd. Sie zitterte leicht und ihre Lippen wurden blass. "Hey, was ist denn los?",fragte ich. "Ich kann das überhaupt nicht glauben",meinte sie. "Ich bin normalerweise nicht so",murmelte sie. "Ist doch kein Problem. Es war",ich stockte, "ich denke, es war schön." "Du denkst?",fragte sie skeptisch. "Ich habe damit so gut wie keine Erfahrung",gab ich zu."Warum lächelst du eigentlich nie?",fragte sie mich, als wir nebeneinander in meinem Bett lagen. Ich hatte einen Arm um sie gelegt und sie hat sich an mich gekuschelt. "Ich hab es verlernt",meinte ich. "Lächeln ist wie Fahrrad fahren. Man kann es nicht verlehren." Sie sah mich intensiv an. Ich drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Immernoch regte sich nichts.
"Zeigst du mir wie man lächelt?"
(1005 Wörter)
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Oneshots | YouTuber
FanfictionVon Zomdado bis hin zu Stexpert - Oneshots, um das Fangirl/-boy Herz höher schlagen zu lassen. Am Anfang sind die Oneshots vielleicht etwas... komisch, aber meiner Meinung bessern sie sich, also gebt dem ganzen eine Chance (zum Schluss werden sie w...