Chapter Eight

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„Bitte sag mir, wie du es jeden Tag aufs Neue schaffst, in der Vorlesung von Professor DoktorDoktor Struppi-leck-mich-doch-am-Arsch nicht einzuschlafen!" Ein wenig verzweifelt blickte Joe seinen Freund an, der nur schweigend in Richtung von dem Becher in seiner Hand nickte, von dem wie immer der unverkennbare Geruch von Kaffee aufstieg.

„Koffein, Joe, Koffein. Und wie bist du jetzt schon wieder auf den Spitznamen gekommen?" Hatte er zwar auf Anhieb durchschaut, über wessen Vorlesung sich der DJ so kreativ beschweren mochte, den Zusammenhang aber noch nicht ganz entdeckt.

„Ich kann ja schlecht seinen wahren Namen sagen, denk mal dran, was passiert, wenn er dann auf einmal hinter mir steht!" Eine Situation, in der sich Joe, wie Mike aus Erzählungen wusste, in der Highschool mehr als einmal wiedergefunden hatte. Es nicht für nötig erachtet hatte, seinen Mitschülern in leiser Stimmlage darüber zu berichten, was ihn an welchem Unterrichtsstil missfiel, was ihm das ein oder andere Treffen mit dem Direktor eingehandelt hatte.

„Schon klar, Kumpel." Kopfschüttelnd nahm Mike noch einen Schluck von der braunen Flüssigkeit, ehe er entsetzt feststellen musste, dass der Plastikbecher schon wieder bis auf den letzten Schluck geleert war. Denn mehr als ein Becher Wachmacher vom Kaffeeautomaten pro Tag war in seinem Budget einfach nicht enthalten, was andererseits seiner Gesundheit auch nicht unbedingt schadete. Wusste er doch, dass er in letzter Zeit, in den letzten Monaten, viel zu wenig schlief und sein Koffeinkonsum deswegen exponentiell gestiegen war, ohne Aussicht darauf, sich jemals wieder zu normalisieren. Wobei seine Bandkollegen zum Teil Mitschuld daran hatten, hatten sie ihm doch eine neue Kaffeemaschine zum letzten Geburtstag geschenkt, nachdem die alte ihren Dienst aufgegeben hatte und Mike zwei Wochen lang wie ein Untoter durch die Welt gewandelt war.

„Wie viel brauchst du?" Kaum waren sie an der Tür zur Mensa angelangt, blieb Joe auch schon stehen, als wäre er auf der Stelle festgefroren.

„Wie meinst du?" Mike zog seine Augenbrauen zusammen, versuchte den Unwissenden zu spielen, wusste er doch genau, was Joe ansprach.

„Hör mal", er senkte seine Stimmlage ein wenig, waren sie immerhin nicht die einzigen, die hier herumstanden und seine Worte nicht für fremde Ohren bestimmt. „Ich weiß, dass letztes Monat teuer war. Und du gibst es mir ja in zwei Wochen wieder, wenn du dein Gehalt bekommst. Also, wie viel brauchst du?"

„Genug für ein Mittagessen", seufzte er, hatte sein Freund es doch wieder einmal geschafft, seinen Stolz wieder in den hintersten Winkel seines Verstandes zurückzudrängen, wo es besser war, wenn er auch blieb. „Bitte."



„Gut", Joe klopfte ihm auf den Rücken, ehe er ihn in die Richtung schob, aus der ihm der Geruch von Essen entgegen zog. „Und jetzt, da wir das geklärt hätten: Spaghetti oder Fleisch?"

„Spaghetti", brauchte Mike nicht einmal nachzudenken um seine Wahl zu fällen, hatte er doch auf der Speisekarte erspäht, was beim Fleischgericht als Beilage diente. Was Joe jedoch nicht weiter davon abhielt, sich dafür zu entscheiden und es nur wenige Minuten später bitter zu bereuen.

„Ich wette, wenn du es durch gelbe Farbe ersetzt schmeckt es besser." Missmutig stocherte er in dem zähflüssigen, leicht gräulichen Püree herum, das mindestens genauso unappetitlich schmeckte, wie es aussah.

„Dann brauchen wir einen neuen DJ." Um seinen Kumpel ein wenig aufzuziehen, ließ sich Mike extra lange dafür Zeit, den nächsten Happen Nudeln aufzurollen und grinsend darauf herum zu kauen, eine Geste, für die Joe sich mit einem Blick revanchierte, der wohl töten sollte. „Außerdem, wie oft hast du das jetzt schon gegessen, oder versucht, es nicht wieder herauf zu kotzen?"

„Zu oft." Geschlagen wandte er sich dem Salat zu, der ihn zwar nicht satt machen würde, aber zumindest genießbar war. „Aber ich kann einfach nicht glauben, dass man ein Gericht jedes einzelne Mal so verdammt verkacken kann."

Verzweifelt vergrub er sein Gesicht in einer Hand, kaute missmutig auf einem Salatblatt herum und versuchte, Mikes schallendes Gelächter so gut wie möglich zu ignorieren, auch wenn Shinoda wohl den Preis für das ansteckendste Lachen auf der ganzen Welt verdiente.

„Salat ist gut für die schlanke Linie", erklärte er ihm noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht, das jedoch von einem Moment zum anderen wie ausgelöscht war, als er jemanden am anderen Ende der Mensa erblickte. Jemanden, der wohl ein wenig zu sehr auf seine schlanke Linie geachtet hatte, war die namenlose Studentin doch dabei, ihr Geschirr wegzuräumen, die Essensreste wie es die Regeln vorsahen in den bereitgestellten Eimer zu putzten. Nur, dass ihre Portion Salat, wie auch Fleisch und Püree, beinahe unberührt in den Müll wanderten.

„Alles okay, Shinizzle?" Joe sah ihn besorgt an, erinnerte ihn wieder daran, dass sie ihn nicht zu kümmern brauchte, dass es nicht seine Entscheidung war, was sie mit ihrem Körper anstellte. Sagte er sich zumindest, während er seine Sorgen mit einem Witz zu verdrängen versuchte.

„Hab mir nur gerade vorgestellt, wie du wohl aussiehst, wenn du nur mehr Salat isst. Gruselig"

Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf, hoffte, dass Joe es als humorvolle Geste sah und nicht als Versuch, die Bilder von eben aus seinem Kopf zu bekommen. Die und die Sorgen, die sich immer lauter zu Wort meldeten, ihn daran erinnerten, dass es mehr als eine Theorie zu der Studentin gab. Und dass keine davon wirklich positiv war, konnte doch offensichtlich etwas nicht mit ihr stimmen. Ihr, dem Skelett, das Mikes Gewissen mit seinem Geklapper einfach keine Ruhe ließ.

„Kommt zu den Pflanzlichen, oder wie?", zitierte Joe unterdessen einen der Lieblingssprüche des Gitarristen, der es, zusammen mit seinem weiblichen Konterpart immer wieder zur Aufgabe machte, die Band von der vegetarischen Ernährung zu überzeugen. Versuche, die meistens von Mikes binnen Sekunden zunichte gemacht wurden, und auch jetzt konnte er die Worte nicht einfach so im Raum stehen lassen.

„Lieber nicht!" Denn in der Mensa auf das Fleischgericht zu verzichten, um eine Lebensmittelvergiftung zu umgehen war eine Sache, den pflanzlichen Lebensweg einzuschlagen eine ganz andere, mit der er keinesfalls einverstanden war. „Du siehst doch, wie dünn Brad ist! Wenn Elisa ihn umarmt, bricht der beinhart in der Mitte ab."

„Wie gut, dass sie nicht zusammen sind, was?" Augenrollend gab sich Joe geschlagen und machte sich daran, seine Sachen einzusammeln, musste sich zusammenreißen, nicht über seinen eigenen Witz zu lachen. Aber wenigstens hatte er es so geschafft, Mike wieder sein spitzbübisches Grinsen ins Gesicht zu zaubern, während dieser sich ebenfalls auf den Weg machte, sich wie immer mit einem bestens erprobten Handschlag verabschiedete.

„Man sieht sich bei der Probe!"



Authors Note

Eine Aussage aus dem Kapitel könnte euch evtl. schon öfters begegnet sein. Der kleine Running Gag, geklaut von beatlesally 's Paint my Life!

Eine Sache habe ich glaube ich noch nicht erwähnt, und zwar, dass ich eigentlich schon zum zweiten Mal an dem Beginn dieser Geschichte sitze. Die Idee dazu ist nämlich schon ein wenig älter, nur ist mir Between the Wor(l)ds ein wenig dazwischen gekommen, was auch zur Folge hat, dass sich ein paar Parallelen finden, die ich aber später noch ansprechen werde.

Jedenfalls weicht diese Version doch deutlich von der alten ab, nicht nur, weil sich die Charaktere anders verhalten, sondern auch, weil mir mehr Detail eingefallen sind, die man so einbauen könnte. Deswegen ist die ursprüngliche Version nach acht Kapiteln auch schon wesentlich weiter, aber einfach weiterschreiben ist für mich nicht in Frage gekommen.

Trotzdem haben es ein paar Aussagen auch in diese Version geschafft, unter anderem Chesters Wasserflasche und Joes Aussage über die Farbe.

Bis nächste Woche!

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