Chapter Seventy

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„Da wären wir also wieder", brach Chester schließlich das Schweigen, das sich während der Rückfahrt in seinem Auto ausgebreitet hatte, waren sie doch alle damit beschäftigt, die Ereignisse dieses so eigenartigen Abends, den sie sich wohl alle etwas anders vorgestellt hatten, zu verarbeiten.
Rob hatte die ganze Fahrt über in den Rückspiegel gestarrt und versucht, jede noch so kleine Regung auf Annas Gesicht zu deuten, da er sich einerseits nur schwer vorstellen konnte, was sie in diesen Momenten durchlebte, andererseits aber wusste, wie schlimm dies alles für sie sein musste und wie schlecht sie vermutlich damit umgehen konnte. Andererseits lenkte er sich damit von seinem Handgelenk ab, das nun, wo das Adrenalin nicht mehr in Strömen durch seinen Körper floss, wieder zu schmerzen begonnen hatte.

Mike wiederum hielt Annas Hand fest und überlegte fieberhaft, wie es nun mit ihr weitergehen sollte. Immerhin konnte es im schlimmsten Fall passieren, dass sie in wenigen Stunden als vermisst gemeldet wurde und sie sich trotz erfolgreicher Rettungsaktion mit der Polizei herumschlagen mussten. Denn so wenig sich ihre Eltern sich auch für sie zu interessieren schienen, so sehr war ihm auch klar, dass sie sich wohl kaum kampflos geschlagen geben würden und sicher noch das ein oder andere Ass im Ärmel hatten. Und dann gab es schließlich noch sein persönliches Problem, das die ganze Situation unweigerlich mit sich brachte. Die Worte, die er vor einigen Wochen zu Rob gesagt, der Vorsatz, den er sich selbst gemacht hatte, dies alles war längst hinfällig geworden und die Mauer um sein Herz begann nach und nach zu bröckeln, vor allem in solchen stillen Momenten, in denen er sich ihr auf eine Art verbunden fühlte, die er noch bei keiner anderen Person erlebt hatte. Und doch, so sehr er sich auch nach ihrer Nähe sehnte, so perfekt sich ihre Hand in der seinen anfühlte, so oft ihm der ungeplante Kuss durch den Kopf ging wenn er nachts nicht schlafen konnte, ein Teil von ihm konnte es nicht unterlassen, die Risse in seiner Schutzmauer unermüdlich zu flicken und Anna damit immer ein wenig auf Distanz zu halten. Er fragte sich allerdings, wie lange er dieses Spiel noch aufrechterhalten konnte, jetzt, wo er zweifelsohne noch öfters als bisher mit ihr zusammen sein würde. Wann der Zeitpunkt erreicht sein würde, an dem es keine Mauer mehr gab er sie mitnehmen musste, den endlos langen weißen Gang hinunter zu dem Grund, warum sie nie das für ihn sein konnte, wonach sich ein Teil seines Herzens so sehr sehnte.



„Anna! Ich freu' mich so dich wiederzusehen, komm rein!" Geistesabwesend ließ sie sich von Linsey umarmen und in das Wohnzimmer schleifen, das in ihrer Abwesenheit eine erhebliche Veränderung durchgemacht hatte, herrschte doch zum ersten Mal, seitdem sie hierher kam in dem Raum Ordnung und man musste nicht darauf achten, den Kabeln auszuweichen die sonst kreuz und quer über den Boden verliefen.
„War ja klar, dass ihr erst zurückkommt, wenn wir mit dem Einpacken fertig sind." Joe sah den Rettungstrupp vorwurfsvoll, wenn auch mit einem Schmunzeln an, sodass es schließlich an Mike war, die Situation dem Rest der Bande zu erläutern. Etwas, wofür ihm Anna unendlich dankbar war, hätte sie selbst es doch nicht geschafft, das Geschehene in Worte zu fassen.
„Die Sache ist die, wir hatten vor euch zu helfen, aber haben am Rückweg einen Anruf von Anna erhalten, dass ihre Eltern sie eingesperrt haben. Also mussten wir sie zuerst aus ihrem Zimmer hol-"
„War gar nicht so einfach", fiel ihm Chester ins Wort, der vermutlich noch in einigen Jahren von der Rettungsaktion erzählen würde, so begeistert wie er klang, „Rob hat zuerst noch ein Schloss knacken müssen damit-"
„Ihr habt WAS getan?", entfuhr Brad ein entsetzter Schrei, ehe er ungläubig zwischen Shinoda und Bennington hin und her blickte, nachdem Rob gerade nicht in seinem Sichtfeld war und sich vermutlich neues Eis zum Kühlen seiner Verletzung holte. „Ist euch eigentlich klar, wie verantwortungslos das ist? Was, wenn euch jemand dabei erwischt hätte, oder-"
„Ganz ruhig, Delson" Dave tätschelte ihm auf die Schulter. „Es ist doch alles gut ausgegangen."

Break the Cycle |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt