Chapter Seventy-Eight

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„Du hast das echt schon fertig?" Anerkennend nickte Joe, beinahe so als hätte Mike ihm eben offenbart, dass er einen Plattenvertrag in der Tasche hatte und nicht, dass seine Hausübung erledigt war.
„Du etwa nicht?", fragte er ihn deshalb umso erstaunter, nicht zuletzt, weil ihm bestens bewusst war, wie wenig Zeit ihnen zur Verfügung gestanden hatte. „Du weißt aber schon, dass wir den Aufsatz am Montag abgeben müssen."
„Wozu gibt es Sonntag-Nacht?", zuckte Joe scheinbar gleichgültig mit den Schultern, auch wenn Mike klar war, dass eindeutig mehr dahintersteckte. Sein Mitbewohner mochte zwar nach außen hin einen etwas chaotischen und durchaus exzentrischen Eindruck erwecken, aber er wusste nach Jahren der Freundschaft, dass er sich gerne und oft Gedanken über jede Kleinigkeit machte, dies aber nur schlecht mit Worten ausdrücken konnte. „Sonst wird mir noch langweilig, jetzt wo wir keine Proben haben."
„Du denkst doch nicht etwa darüber nach, dein Studium hinzuschmeißen?" Die Art, wie Joe seinem Blick auswich gab Mike die Antwort, die er eigentlich nicht hatte bekommen wollen. „Oder etwa doch?"

„Hey Anna, hast du ein Gespenst gesehen?" Um ein Haar hätte Mike zu lachen begonnen als sie plötzlich wieder im Zimmer stand und Joe das Gesprächsthema wechselte, als hätten sie sich zuvor über das Wetter und nicht etwa seine Zukunft, die nun alles andere als sicher wirkte, unterhalten. Dabei war es nur Minuten zuvor Joe gewesen, der in ein solch wichtiges Gespräch geplatzt war und verhindert hatte, dass er Anna reinen Tisch hatte machen können. Etwas, das nun wieder ein Ding der Unmöglichkeit für ihn war.
„Nein, aber ich habe offenbar einen Job." Sonderlich glücklich wirkte sie darüber allerdings nicht. „Ich kann am Montag in dem Café anfangen, in dem Linsey arbeitet."
„Na dann haben wir gleich zwei die sich dauernd darüber beschweren, dass es nicht genug Personal gibt." Lachend klopfte Joe ihr auf die Schulter, ehe er die Flucht aus dem Zimmer antrat, befürchtete er doch offenbar, dass Mike ihn noch einmal auf das Studium ansprechen würde.

„Nein, weil sie dank Anna jetzt genug Angestellte haben werden", korrigierte Mike seinen Freund und schenkte Anna, die noch immer etwas paralysiert wirkte, ein aufmunterndes Lächeln.
„Stimmt auch wieder!", kam es aus dem Vorraum, gefolgt von dem Klingeln von Joes Schlüsselbund, was Anna offenbar an ein Problem, das in den letzten Minuten aufgetaucht war, erinnerte.
„Hey Joe, wie sollen wir das eigentlich mit den Schlüsseln machen?"

„Stimmt, wir können ja nie wissen wer als letzter geht und wer als erster nach Hause kommt." Mike folgte ihr in den Vorraum, wo Joe gerade dabei war die Tür aufzuschließen, die Metall-Superhelden am Schlüsselbund dabei wie immer ein Klingel-Konzert veranstalteten. „Mit den zwei Schlüsseln ist das echt unpraktisch."
„Wir haben drei."
„Das sagst du mir jetzt?" Nicht, dass es bisher wichtig gewesen wäre, aber Joe hatte ihm mehr als einmal eingebläut, dass er seinen Schlüssel besser nicht verlieren sollte, da es keinen Ersatz gab. Und auch wenn es ihnen nicht schwer gefallen wäre eine Kopie herzustellen, die nötigen Kontakte und das Wissen dazu hatten sie ja, hatten sie diese Option stets abgelehnt um sich nicht in Schwierigkeiten zu bringen.
„Sollte in irgendeiner Schublade in meinem Zimmer sein.", zuckte er mit den Schultern, ehe er aus der Wohnung verschwand. „Ihr könnt gerne danach suchen, es ist schon kein Folterwerkzeug drin, aber ich muss jetzt los, sonst komme ich zu spät zu meiner Verabredung."

„Hast du ein Date?", rief ihm Anna schmunzelnd hinterher, woraufhin er seinen Kopf noch einmal hinter der Tür hervorstreckte.
„Wer weiß!" Er wackelte mit den Augenbrauen, ehe er endgültig verschwand und Mike mit Anna alleine ließ.
„Ja, mit der Liebe seines Lebens, dem Comicshop drei Straßen weiter", bemerkte der Rothaarige trocken, in der Hoffnung, dass sein Gegenüber nicht merkte wie eifersüchtig er in solchen Momenten auf seinen Freund war. Immerhin hätte auch er seinen Spaß daran, jede Woche neue Magazine auszusuchen, so aber blieb ihm nichts anderes übrig, als sie sich von Joe auszuborgen, der zu seinem Glück aber ohnehin das gesamte auf Papier gebannte Superhelden-Universum zu besitzen schien.
„Oh!", lachte Anna, peinlich berührt ob ihrer Fehleinschätzung, ehe sie sich auf den Weg in Joes Zimmer machte und dabei angesichts des Chaos die Stirn runzelte. „Wir werden den Schlüssel niemals finden."

Break the Cycle |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt