„Ich werde dich nach Hause tragen", erklärte er ihr mit einem breiten Grinsen im Gesicht und sah amüsiert dabei zu, wie ihr Blick immer fassungsloser wurde, bis sie schließlich nach einigen Momenten der Stille die Sprache wiederfand.
„Bist du wahnsinnig?" Sie fuchtelte mit einer Hand vor ihrem Gesicht herum, auch wenn ihm nicht entging, dass sie sich ein Lächeln verkneifen musste und keineswegs so empört klang, wie sie es wohl beabsichtigt hatte.
„Ach komm schon, du hast doch selbst gesagt, dass diese High-Heels unbequem sind." Er deutete auf ihre Füße und war einmal mehr dankbar dafür, dass er sich als Mann nicht in solche Foltergeräte zwängen musste.
„Das sind keine High-Heels", bestand Elisa unterdessen darauf, ihn wieder einmal eines Besseren zu belehren, anstatt das eigentlich Thema anzusprechen. „Dann wäre ich nämlich größer als du."
„Wie auch immer." Seufzend fasste sich Brad an die Schläfen und verharrte in der Pose, bis Elisas Lachen verstummt war und sie ihn lediglich mit einem breiten Grinsen anblickte. Sie wartete geduldig seinen nächsten Zug ab, auch wenn er bestens wusste, dass sie lediglich mit ihm spielte, wieder einmal. Und wie immer würde er auf dieses Spiel eingehen, das ihm solche Freude bereitete. „Lass mich dich einfach durch die Gegend schleppen."
„Du kennst die Regel", fiel ihre Antwort kurz aus und versetzte ihn mit einem Schlag zurück in die Kindheit. Dieses kleine Detail war ihm für einen Moment entfallen und erklärte, wieso sie sich weigerte.
„Elisa, nein." Er schüttelte energisch den Kopf. Es überraschte ihn eigentlich keineswegs, nutzte sie doch jede noch so kleine Gelegenheit, um ihn an etwas zu erinnern, dass sie sich vor einen kleinen Ewigkeit mit ihrem geheimen Handschlag geschworen hatten. Von dem er sich im Übrigen sicher war, dass sie beide ihn noch immer fehlerlos durchführen konnten.
„Do-och!", flötete sie, die Unschuld in Person, während die Rädchen in Brads Kopf zu rattern begannen.
„Ich will dir nicht weh tun", sprach er seine Sorgen aus, die sie lediglich mit einem Schulterzucken abtat.
„Wirst du nicht", versicherte sie ihm, konnte ihn aber keineswegs davon überzeugen, vor allem, wenn er wieder einen Blick auf ihre Schuhe warf, die nicht unpassender für das sein konnten, was sie sich nun in den Kopf gesetzt hatte.
„Elisa bitte, lass uns dieses eine Mal eine Ausnahme machen", flehte er sie schon beinahe an, doch sie blieb hart, blickte ihn nur weiterhin mit diesem teuflischen Lächeln an, das ihn immer schwach machte, auch wenn er sein Bestes gab zu widerstehen.
„Nein!", erklärte sie ihm energisch. „Es ist eine unserer goldenen Regeln. Wenn du mich Huckepack trägst, dann muss ich dich gleich danach auch Huckepack tragen, oder umgekehrt. Und wir haben uns immer daran gehalten, warum also sollten wir das ausgerechnet jetzt ändern?"
Weil wir verdammt noch mal zwei Erwachsene sind, die mitten in der Nachtleicht beschwipst am Heimweg von einer Party sind und du dir mit diesen Schuhen wehtun wirst, wenn du mich trägst?!? Seufzend vergrub er sein Gesicht in den Händen und schüttelte den Kopf, fassungslos darüber, dass ihm wohl kaum etwas anderes übrig bleiben würde, wenn er nicht die ganze Nacht hier stehen wollte.
„Also?" Er brauchte nicht hinzusehen um zu wissen, dass sie ihm einen triumphierenden Blick zuwarf und nur darauf wartete, dass er sich ergab. „Was sagst du?"
„Zehn Schritte", zischte er schließlich, woraufhin sie ihm lachend ihre Tasche überreichte und ihm den Rücken zudrehte.
„Ich kann nicht glauben, dass ich das mache." Kopfschüttelnd legte er ihr die Hände auf die Schultern und versicherte sich noch einmal, dass ihnen wirklich niemand zusah, war es doch nicht unbedingt sein Plan, das Gespött der ganzen Stadt zu werden.
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Break the Cycle |Linkin Park|
Fanfic» Ich sag dir was, Mike, mal wieder. Du hast nur Angst davor, noch einmal jemanden zu verlieren, den du liebst. « Würdest du zulassen, dass deine Welt auf den Kopf gestellt wird, oder würdest du um jeden Preis versuchen, deine dunklen Geheimnisse un...