Chapter Seventy-Five

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„Morgen." Endlich begann sich jemand unter dem Stoffhaufen, bestehend aus einer Menge Jacken, Pullovern und Hosen, die aus Brads Kleiderschrank geplündert worden waren, zu regen. Die letzten 43 Minuten - Anna hatte den verbogenen Zeiger der Wanduhr beobachtet - hatte sie lediglich damit verbracht auf der Couch zu hocken und zu warten, bis einer der anderen aufwachte um ihr Gesellschaft zu leisten.
„M-rg." Ein roter Schopf tauchte zwischen den dunklen Kleidungsstücken auf, ehe Mike sie zwar verschlafen, aber mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen ansah, das sie auf der Stelle erwidern musste. „Gut geschlafen?"
„Um ehrlich zu sein:" Gähnend streckte sie sich, in der Hoffnung, dass ihr Rücken so zumindest ein bisschen weniger schmerzen würde, war es doch ihr äußerst unangenehmer Schlafplatz gewesen, der sie an diesem Morgen aus dem Land der Träume geholt hatte. „Nicht wirklich."

„Oh, hat die Prinzessin die Erbse bemerkt, die ich unter ihrer Matratze versteckt habe?", mischte sich nun auch Joe ein, der wesentlich wacher als Mike wirkte als er aus seiner Burg aus Pölstern und Decken auftauche. Diese hatte er Brad und Dave mit der Begründung, sie hätten zumindest eine vernünftige Matratze und außerdem beide eine Freundin, die ihnen Wärme spendete, abgenommen.
„Ja, es war wirklich fürchterlich!", beschloss sie auf sein Spiel einzugehen, während Mike sich nun endgültig aus seinem Stoffhaufen befreite. Denn nachdem es nur eine Luftmatratze gab, die Rob wegen seiner Verletzung für sich beanspruchen hatte können und alle weichen Dinge an Joe gegangen waren, war ihm nichts anders übriggeblieben, als zu improvisieren. Anna hatte ihm zwar angeboten, dass er bei ihr auf der Couch schlafen konnte, aber diesen Vorschlag hatte er ohne auch nur einen Moment des Überlegens abgelehnt und stattdessen mit dem Boden und Brads Kleidung vorliebgenommen.
„Ich hab' dir doch schon mal gesagt, dass die Couch schrecklich ist, aber du wolltest ja nicht hören." Und damit verschwand Joe wieder zwischen den Pölstern, einen Moment bevor Rob ins Wohnzimmer geschlurft kam und ziemlich geknickt aussah, auch wenn er seinen Arm nun wenigstens nicht mehr in einer unnatürlichen Haltung an seinen Körper presste.


„Morgen Bourdie, alles in Ordnung bei dir?" Auch Mike, der mittlerweile alle Kleidungsstücke wieder halbwegs ordentlich zusammengelegt und gestapelt hatte, schien zu bemerken, dass etwas nicht mit seinem Freund stimmte.
„Ja klar", kam seine Antwort trotzdem wie aus der Pistole geschossen, ehe er nach einem Moment des Schweigens, in dem sie ihn wohl beide ungläubig angestarrten, doch noch nachgab. „Es ist halb elf", lieferte er zumindest den Ansatz einer Erklärung und deutete mit der unverletzten Hand auf die Uhr.
„Ja und? Wir sind auch erst um halb fünf oder so schlafen gegangen", kam es aus der Polster-Burg, sodass der Schlagzeuger schließlich mit einem Seufzen sein Problem darlegen musste.

„Ich sollte schon längst in der Schule sein." Nicht, dass er sonderlich traurig über die Tatsache war, dass er einen Tag verpasste, aber seine Entschuldigung galt nur für den Vortag und nachdem sein Klassenvorstand über den Grund seiner Abwesenheit Bescheid wusste und sich Dinge im Lehrerzimmer schnell herumsprachen, würde ihn am nächsten Tag mindestens ein Lehrer darauf ansprechen. Oder noch schlimmer, gleich zum Entschluss kommen, dass er zu lange gefeiert hatte und seinen Klassenkameraden damit nur noch einen Grund mehr geben, auf ihm herumzuhacken. Dabei war sein Handgelenk doch noch dabei zu verheilen.
„Ach komm schon, ein Tag mehr oder weniger ist doch nicht schlimm. Wir haben alle mal unsere Pausen von der Schule gebraucht", wollte Joe ihn beruhigen, ehe ihm die peinliche Stille auffiel, die nun im Raum herrschte. „Oder auch nicht."
„Du kannst dich immer noch auf deine Verletzung hinausreden", gab ihm Mike schließlich einen weitaus besseren Ratschlag und in seinem Kopf begann Rob augenblicklich an der Entschuldigung zu arbeiten, die er am nächsten Tag abgeben würde.
Mein Sohn Robert Bourdon hat sich gestern am Nachmittag verletzt,... Die entsprechende Bescheinigung vom Arzt hatte er ja tatsächlich.
„Danke." Er war aber bei weitem nicht die einzige Person im Raum, die vor einem Problem stand, das es dringend zu lösen galt. „Sollten wir uns nicht langsam auf den Weg zum Meldeamt machen, bevor Anna noch als vermisst gemeldet wird?" Wenn sie es nicht ohnehin schon war.

Break the Cycle |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt