Chapter Sixty-Nine

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„Einen anderen Plan haben wir aber nicht", hockte sich nun auch Mike zu ihnen und starrte ebenso frustriert auf die Türe. „Ich fürchte, es bleibt dir nichts anderes übrig, als es einfach zu versuchen."
„Na ich weiß nicht." War er noch vor wenigen Momenten so überzeugt von sich gewesen, so war Rob nun wieder unsicher und rieb sich verlegen das verletzte Handgelenk, ehe er zwischen seinen Freunden hin und her sah. „Könnt ihr das nicht machen?"
„Ich seh' vielleicht so aus, aber ich kann keine Schlösser knacken." Chester hob abwehrend die Hände, ehe sein Blick von dem Jungen weiter zu Mike wanderte, der sich nachdenklich über das Kinn strich. „Was ist mir dir? Du kannst doch alles."
„Dann haben wir jetzt etwas gefunden, das ich nicht kann", erwiderte er Chester mit trauriger Stimme und zerstörte damit Robs Hoffnungen, ehe er sich aufrichtete und ihm ermutigend auf die Schulter klopfte. „Aber ich bin mir sicher, du schaffst das mit links."
„Flachwitze? Dein ernst?" Rob sah mit hochgezogener Augenbraue zu ihm, erleichtert darüber, dass Mike die Stimmung gelockert hatte, ehe er sich schmunzelnd wieder dem zu lösenden Problem zuwandte. Immerhin, genug Material hatte er allemal und die Technik war immer dieselbe, egal mit welcher Hand er arbeitete. Also rückte er noch ein wenig näher an das Schloss heran und hielt es vorsichtig mit der verletzten Hand fest, ehe er einen neuen Versuch wagte.

„Sag mal Kumpel, wieso kannst du das eigentlich?" Da war sie also endlich, die Frage, auf die er in den letzten Minuten gewartet hatte. Immerhin hatten seine beiden Freunde im Moment nichts Besseres zu tun als neben ihm zu hocken und in Richtung des Hauses zu starren, in der Hoffnung, so mögliche Störenfriede rechtzeitig zu entdecken.
„Ist das denn so wichtig?" Als Schlagzeuger müsste es doch eigentlich egal sein, mit welcher Hand er arbeitete und dennoch fühlen sich die Bewegungen seiner Linke plump an, so, als hätte er keine Ahnung von dem, was er gerade tat.
Wichtig ist, dass du das Schloss öffnest und wir Anna holen können, aber", Chester gestikulierte vage herum, ehe er auf den Punkt kam, „interessant ist, dass du Schlösser knacken kannst. Sowas lernt man immerhin nicht in der Schule, oder zumindest stand es zu meinen Zeiten noch nicht am Lehrplan."
„Jetzt tu nicht schon wieder so, als wärst du ein paar Jahrzehnte älter als ich." Rob schüttelte lachend den Kopf, würde ihn Chester doch vermutlich bin ans Ende aller Tage damit aufziehen, dass er der Jüngste in der Band war.
„Außerdem schaust du jetzt nicht unbedingt aus wie ein kriminelles Genie", fügte Mike noch nachdenklich hinzu und hatte offensichtliche Schwierigkeiten damit still zu sitzen, war Rob doch klar, dass er am liebsten wieder auf die andere Seite des Hauses gerannt wäre und Anna Gesellschaft geleistet hätte. Aber sie konnten es einfach nicht riskieren, dass seine Flirtversuche, die er natürlich nie als solche bezeichnen würde, Annas Eltern auf den Plan riefen.

„Naja, die Sache ist die." Vielleicht hatten seine Freunde tatsächlich Recht und er konnte es schaffen. Zumindest fühlte sich das improvisierte Werkzeug langsam nicht mehr ganz so befremdlich an und seine Bewegungen wurden zusehends weniger unbeholfen. „Ich hab' das einmal in einem Film gesehen und dann habe ich mir ein paar Haarnadeln von meiner Mutter geschnappt und bin in den Keller gegangen, wo ich mit dem Vorhängeschloss von unserem Abteil geübt habe. Anfangs war die Sache natürlich frustrierend," wie sie auch jetzt war, „aber ich habe nicht aufgegeben, hab' es immer und immer wieder versucht und siehe da, eines Tages war das Schloss dann-" Ein Klicken, so leise, dass er es beinahe überhört hätte, ließ ihn abrupt verstummen und in seiner Bewegung innehalten. „Offen!"

„Du hast es geschafft!" Begeistert sprang Chester auf, schnappte sich das Vorhängeschloss und warf es in den Garten, ehe Rob die Gelegenheit hatte, ihn davon abzuhalten. „Komm Mike, wir retten jetzt deine Prinzessin."
„Gut gemacht, Rob", klopfte ihm der Rothaarige anerkennend auf die Schulter, ehe er seinem Freund in die Gartenhütte folgte. „Und sie ist nicht meine Prinzessin."
„Ja klar, es sieht doch ein Blinder, dass du auf sie stehst und wo ist jetzt diese verdammte Leiter?", kam es aus dem Inneren, während Rob sich auf die Suche nach dem Schloss machte. Immerhin nutzte ihnen die ganze Heimlichtuerei nichts, wenn in wenigen Stunden wegen eines Einbruchs ermittelt wurde.
„Vor deiner Nase, Chaz." Eine kurze Pause, ehe er Mike die Worte nachsetzten hörte, auf die er gehofft hatte. „Sieht doch ein Blinder."
„Sei still und hilf mir tragen." Und so stolzierten sie wenige Augenblicke später wieder an ihm vorbei, Mike vorne weg und Chester am anderen Ende der Leiter, so sehr auf ihre Mission konzentriert, dass sie gar nicht auf Rob achteten, der mittlerweile auf seinen unverletzten Gliedmaßen über den nassen Boden krabbelte, immer noch auf der Suche nach dem Schloss, dass ihnen an diesem Abend eindeutig schon zu viele Schwierigkeiten machte.

Break the Cycle |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt