Chapter Eighty

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„Falls du Anna suchst, die schläft zuhause bereits tief und fest." Noch ehe Mike überhaupt die Gelegenheit hatte festzustellen, wer an diesem Abend zur Probe gekommen war, gab ihm Joe schon Auskunft über Annas Verbleib. Etwas, das er ihm nicht verübeln konnte, hätte er sich doch eindeutig nach ihr erkundigt, nachdem er nach der Arbeit einmal mehr in den Genuss von Chesters Taxidienst gekommen war und keine Zeit gehabt hatte um zur Wohnung zu kommen.
„Jaja, der erste Arbeitstag", sinnierte Linsey unterdessen. „Sie hat sich aber echt nicht schlecht angestellt."
„Gut zu wissen." Nach der ungeplanten Pause konnte es Mike kaum noch erwarten wieder mit seiner Band zu spielen und wandte seine Aufmerksamkeit daher fürs Erste wieder seinem Keyboard und Mikrofon zu, die er wie beinahe jeden Tag neu verkabelte und an die gewünschte Stelle rückte. Ein Ritual, das eigentlich komplett überflüssig war aber von dem er dennoch nicht abweichen wollte, da es ihm das Gefühl gab, vor einem richtigen Auftritt zu stehen. Und doch blieb an diesem Abend ein bitterer Beigeschmack, als die anderen endlich ihre Positionen eingenommen hatten und er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Es überraschte ihn, wie schnell Annas Anwesenheit eine Selbstverständlichkeit für ihn geworden war, wie viel Spaß es ihm bereitete, jede noch so kleine Reaktion auf die Lieder von ihrem Gesicht abzulesen. Oder ihr immer wieder einen verstohlenen Blick zuzuwerfen, wenn sie mit ihrem Notizbuch am Sofa hockte, eine Seite nach der anderen füllte und dabei immer wieder im Takt der Musik auf das Papier klopfte.

„Alles okay bei dir, Bourdie?", zwang er sich dennoch nach dem ersten Song dazu, die Aufmerksamkeit wieder in das Hier und Jetzt zu verlegen und drehte sich zum Schlagzeuger, der zur Bestätigung beide Daumen in die Höhe reckte, ein breites Grinsen im Gesicht, das Mike einen Moment lang stutzig werden ließ. Denn auch wenn Rob in Gegenwart seiner Freunde aufblühte, es war ungewöhnlich, ihn wegen einer einfachen Frage so strahlen zu sehen. Einerseits konnte es natürlich die Freude darüber sein endlich wieder ohne Schmerzen hinter dem Schlagzeug zu sitzen, aber Mike konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass noch mehr dahintersteckte. Eine Befürchtung, die er allerdings nicht offen aussprechen konnte, zumindest nicht jetzt, da er es nicht wagte schlafende Hunde zu wecken. Zumal er einen Ratschlag von Rob brauchte und ihn daher lieber nicht verärgerte. „Na dann, weiter geht's!"


„Hey Rob, kann ich kurz mit dir reden?" Kaum hatte Brad die Probe für beendet erklärt, hatte sich der Rothaarige zum Schlagzeug gesellt und trat nervös von einem Fuß auf den anderen, fast so, als fürchtete er das bevorstehende Gespräch. Ein Gespräch, dessen Inhalt Rob vermutete bereits zu kennen.
„Ja klar, lass uns rausgehen." Der Schlagzeuger griff hastig nach seiner Wasserflasche und der Jacke, die er zuvor achtlos auf den Boden geworfen hatte und folgte seinem Freund ins Freie, wo sie weitgehend ungestört waren. Nicht zuletzt deshalb war dies der Ort, den sie immer aufsuchten, wenn ihnen etwas am Herzen lag, das sie mit niemand anderem besprechen konnten. Den Gehsteig vor dem Hauptquartier, so nah an dem was ihnen am wichtigsten war und doch so weit weg von ihren Freunden. Im Schutz der Nach, beinahe wie ein Geheimversteck, und doch so offen, dass man jederzeit die Flucht antreten konnte. Perfekt also, um sein Herz auszuschütten.

„Es geht um Anna, oder?", kam Rob ohne Umschweife auf den Punkt, sobald er sicher sein konnte, dass ihnen niemand ins Freie gefolgt war. Eine Sorge, die ohnehin unbegründet war, hatten die anderen doch mittlerweile verstanden, dass diese Gespräche für niemand anderen gedacht waren.
„Ja", gab Mike nach einem Augenblick des Schweigens zu, auch wenn er seine Bestätigung nicht gebraucht hatte um zu wissen, dass er richtig lag. Und auch wenn ihm bestens bewusst war, dass Mike nicht erfreut darüber sein würde würde, entkamen Rob die nächsten Worte, ehe er sie zurückhalten konnte.

„Du liebst sie." Er blickte Mike direkt in die Augen, konnte sehen, wie er sie ein Stück weiter aufriss, ehe er die Behauptung mit Kopfschütteln entschieden abstritt.
„Nein!" Und das, obwohl sie beide wussten, dass es längst nicht mehr der Wahrheit entsprach. Aber was machte eine Lüge mehr oder weniger nun noch aus, wenn Mike sich ohnehin weigerte mit offenen Karten zu spielen.
„Das war keine Frage." Rob wünschte sein Mund würde damit aufhören Mike Wörter hinzuspucken, die er bei klarem Verstand niemals aussprechen würde, egal, ob er nun Recht hatte oder nicht. So aber konnte er seinen Freund nur weiter anstarren, währen dieser sich mit energischer Stimme gegen ihn zur Wehr setzte.
„Nein, Rob, natürlich mag ich sie, aber nicht so wie-" Er seufzte, ehe er langsam den Kopf schüttelte und sich Rob geschlagen gab. „Deshalb wollte ich nicht mit dir sprechen."

Break the Cycle |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt