Chapter Twenty-Five

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„Anna!" Anstatt zusammenzuzucken wie sie es sonst immer tat, wenn sie jemand ansprach, sah sie vom Boden auf und Suche ihre Umgebung nach dem Ursprung der Stimme, nach Mike, ab.

„Hallo!" Ein schwaches Lächeln schlich sich in ihr Gesicht, als sie den roten Schopf fand, der wie immer nicht zu übersehen war. Obwohl sie nicht ausgemacht hatten, wo und wann sie sich genau treffen würden, wäre es schon fast unmöglich gewesen sich zu Mittag nicht über den Weg zu laufen, weshalb sie beschlossen hatte, vor die Mensa auf Mike und seinen Freund zu warten.

„Hi Anna, ich bin Mr Hahn", stellte sich dieser mit einem Pokerface, dass sie noch bestens kennenlernen würde, kurz vor.

„Freut mich, Joe?" Ein wenig verwundert blickte sie zwischen ihm und Mike, der kurz nickte, hin und her.

„Oder Joe, wie auch immer." Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, die Anna ein kurzes Schmunzeln entlocken konnte, während sie beschloss, dass sie Mikes Freund vertrauen konnte, auch wenn er vermutlich noch um einiges exzentrischer war. „In erster Linie bin ich hungrig", fügte er schließlich noch hinzu, ehe er sich auf den Weg machte, um sich seine Portion zu sichern.



„Und das, meine Damen und Herren, ist Mr. Joe Hahn." Unsicher, ob Anna es ihm übel nehmen würde wenn er sie zur Begrüßung umarmte, sah Mike sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Exzentrischer als du ist er sicher nicht, keine Sorge." Grinsend tätschelte sie seinen Arm, eine Geste, die sie beide verwundert auf Annas Hand starren ließ, war es doch mehr als untypisch für sie, den Kontakt zu anderen Personen zu suchen, keinen Abstand zu ihnen zu bewahren. Und gleichzeitig erinnerte es sie an etwas, was sie noch zu tun hatte, weshalb sie Mike im nächsten Moment vorsichtig gegen den Oberarm boxte.

„Hab schon verstanden." Seufzend legte er ihr einen Arm um die Taille, beförderte Anna so in Richtung Mensa, nicht jedoch, ohne ihren kleinen Konflikt noch etwas  fortzusetzten. „Trotzdem musst du essen, weil groß bist du noch lange nicht!"



„Also Anna, hat dir Mike schon von Linkin Park erzählt?" Kaum hatten sie ihren Stammplatz ergattert und Joe sein Überleben mit einem großen Löffel Risotto gesichert, stellte er auch schon die Frage, die ihm seit vorhin auf der Zunge brannte.

„Eure Band nehme ich an?" Egal wie oft ihre Eltern ihr gesagt hatten, dass sie mit vollem Mund nicht reden durfte, das hier war kein offizielles Dinner sondern ein Mittagessen unter Freunden, wie sie hoffte. Und da war der ein oder andere Fehltritt erlaubt.

„Jup." Mike beäugte die Tomaten, welche dieselbe Farbe hatten wie seine Haare, kritisch, überlegte, ob er sie gefahrenlos essen konnte oder ob sie noch von Freitag waren, so vertrocknet wie das Gemüse aussah. „Und habe ich nicht."

„Wieso nicht, Alter? Das ist mega-wichtig!" Joe sah ihn empört an, beide Hände an der Tischkante abgestützt, während Mike nur mit den Augen rollte und vorsichtig die Beilage verkostete, ehe er sich rechtfertigte.

„Weil wir uns erst am Freitag kennengelernt haben?", bot er schließlich als Erklärung an, die von Anna mit einem Nicken unterstützt wurde. Genau genommen hatte sie nicht einmal gewusst, dass Mike in einer Band war, er hatte lediglich erwähnt, dass er rappen konnte und hatte gehofft, heute noch etwas Hintergrund dazu zu bekommen. Womit sie absolut richtig gelegen war.

„Ihr kennt euch schon seit zwei Wochen, ihr habt nur nie miteinander gesprochen", musste Joe eine Sache richtig stellen, die sie beide ein wenig rot anlaufen und verlegen auf ihre Teller blicken ließ, hatte er doch Recht damit, wenn er ihnen vorwarf, sich etwas kindisch verhalten zu haben.

„Ja schon klar." Mike schüttelte seinen Kopf. „Aber ich hatte ja keine Ahnung, dass ich Anna mögen würde, nachdem sie mein Handy geschrottet hat."

„Oder dass ich dich mögen würde, nachdem du mich angeschaut hast, als würdest du mich auffressen wollen", ergänzte sie noch lächelnd ihre Seite der Geschichte, während Mike sie von der Seite ansah, Joe nicht ganz aus dem Auge ließ, da er befürchtete, der DJ würde jeden Moment ein Kommentar von sich geben, das sie beide wieder in Verlegenheit bringen würde.

„Wirklich so schlimm? Sorry nochmal." Anna winkte nur kichernd ab, wusste sie nun doch, wie sie Mikes schlechtes Gewissen heraufbeschwören konnte und das, obwohl sie ihm schon längst für diesen gruseligen ersten Auftritt verziehen hatte, es ihm in Wahrheit nie übel genommen hatte. Vor allem, nach allem, was er für sie getan hatte. Aber nun würde sie nicht zulassen, dass ihr Kopf dorthin wanderte, an den dunkeln Freitagabend, dafür war die Stimmung gerade zu gut.

„Linkin Park also", kam sie deswegen wieder aufs eigentliche Thema zu sprechen, über das die Jungs so einiges zu berichten hatten.

„Unsere Band, wie du ja jetzt weißt. Also ich rappe, spiele Keyboard..."

„...mache eigentlich alles, ums kurz zu machen, Mike", fiel ihm Joe ins Wort, versicherte sich mit einer Grimasse, dass Anna ihren Mund zu einem Lächeln verzog, während er seinem Freund wieder das Erzählen überließ.

„Wie auch immer, Joe ist unser DJ, Chester singt, Brad spielt Gitarre, Dave Bass und Rob Schlagzeug. Aber das hilft dir jetzt nicht viel, nachdem du die Jungs nicht kennst", fügte er hastig hinzu, da ihm Annas verwirrter Blick nicht entgangen war. „Das ist jedenfalls unsere Band und wir versuchen derzeit eine Plattenfirma davon zu überzeugen, dass wir gut darin sind."

„Also werdet ihr einmal Rockstars, die Shows auf der ganzen Welt spielen?" Begeistert sah sie zwischen den beiden hin und her, die stolz nickten, waren sie doch nach all den Absagen noch immer überzeugt von ihrer Musik.

„Genau!" Joe prostete ihr mit seinem Cola zu. „Linkin Park wird einmal die größte Rockband des 21. Jahrhunderts!"

„Also ich wäre schon zufrieden, wenn wir davon leben könnten", ging Mike die Sache etwas bescheidener an, war ihm doch, wie auch Joe, klar, dass es nur wenige gab, die sich im Musikbusiness wirklich eine goldene Nase verdienten.

„Wenn ihr die Sache wirklich ernst nehmt glaube ich schon, dass ihr das schaffen werdet", entschied sich Anna wie so oft für die diplomatische Antwort, auch wenn sie zugeben musste, dass die Begeisterung der beiden ansteckend war. Sie vergessen ließ, dass es Dinge gab, die gehörig schief liefen. Und erinnerte, dass es nicht verboten war zu träumen.

Break the Cycle |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt