Chapter Seventy-Four

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„Keiner da." Linsey rüttelte noch einmal kräftig an der Haustür um sich zu vergewissern, dass diese tatsächlich verschlossen war, ehe sie gefolgt von Anna, der nun wieder Chesters Worte in den Sinn kamen, um das Gebäude herumging.
„Also existiert der Ersatzschlüssel unter der Plastikpflanze tatsächlich!" Amüsiert schüttelte sie den Kopf, während Linsey die leblose Pflanze, die obwohl sie aus Plastik war ziemlich mitgenommen aussah, zur Seite hob und den Schlüssel mit einem Seufzen aus dem Untersetzer zog.
„Weißt du, es wundert mich ja, dass noch nie jemand eingebrochen ist." Anna stimmte ihr mit einem Nicken zu, fand sie das Versteck doch tatsächlich so offensichtlich, dass der Schlüssel genauso gut einfach neben der Haustüre hängen hätte können.
„Wahrscheinlich glaubt einfach niemand, dass es hier etwas zu holen gibt." Immerhin war das Haus winzig und seine Bewohner hatten nicht gerade Wert darauf gelegt, dass es von außen einladend aussah. Andererseits kam so wenigstens niemand auf den Gedanken, dass hier Instrumente im Wert mehrerer tausend Dollar lagerten.

„Das wird sich ändern wenn das hier erst Mal als der Ort berühmt wird, an dem wir einst begonnen haben!" Chester sprang von der Stufe vor der Tür auf, auf der er gesessen hatte, lediglich in Gesellschaft von Rob, dessen verletzter Arm mittlerweile in einer dicken Bandage eingewickelt war. „Die anderen kommen gleich, sofern sie noch irgendwo einen Parkplatz bekommen." Erklärte der Sänger den Verbleib der Restlichen Band und warf den Autos, die vor dem Grundstück am Straßenrand standen, einen finsteren Blick zu.
„Und?", konnte Anna schließlich die Frage nicht länger zurückhalten, die ihr schon den ganzen Tag auf der Zunge brannte, zumal die beiden Männer weder besonders erfreut noch geknickt wirkten. „Was haben sie gesagt?"
„Dass sie heute keine Entscheidung treffen werden." Seufzend gesellte sich Mike zu ihnen, sein Keyboard unter einen Arm geklemmt, einige Kabel wie einen Schal um Hals und Schulter geschlungen und das Mikrophon in einer der unzähligen Taschen seiner überdimensionierten Kleidung verstaut.
„Wo kommst du auf einmal her?", verdattert wandte sich Chester an ihn, im selben Moment, in dem auch Anna ihre Verwirrung kundtat. „Warum das?"
„Brad hat mir die Schlüssel gegeben", er hielt den Schlüsselbund mit seiner freien Hand hoch, eine Geste, die Linsey stumm wiederholte, ehe sie die Tür aufschloss und die kleine Gruppe ins Innere ging. „Und da das Zeug ohnehin schon die ganze Fahrt über auf mir gelegen ist, habe ich es gleich mitgenommen", erklärte Mike, ehe er sich Annas Frage zuwandte. „Die müssen sich die Sache wohl noch gründlicher durchdenken und mit den wichtigen Personen absprechen."
„Dabei hat Brad ihnen doch schon vor Monaten die Kassette mit unseren Songs geschickt." Chester schüttelte den Kopf und ließ sich auf das Sofa fallen. „Naja, wie auch immer, wir haben unser Bestes gegeben und mehr als Warten können wir jetzt auch nicht mehr."

„Doch, du kannst uns helfen das Auto auszuräumen." Joe trat beladen mit Kabeln und anderen Dingen, in den Raum und bedeutete Chester mit einer Kopfbewegung vom Sofa zu verschwinden. „Gilt übrigens auch für dich, Shinizzle."
„Nein Rob, du bleibst da." Als hätte er die Gedanken seines Freundes durchschaut, packte Mike ihn genau in dem Moment an der Schulter, in dem er sich zur Tür drehen wollte. „Keine Widerrede."
„Ich kann immer noch Schlösser knacken und Schlagzeug spielen, also kann ich euch auch helfen", widersprach er ihm trotzdem auf der Stelle, fühlte er sich doch im Moment beinahe unbesiegbar und gab zudem die Teile seines geliebten Instruments nur ungern in fremde Hände, auch wenn es sich um die Hände seiner Freunde handelte, die ihm ohnehin immer beim Tragen der Trommeln und Becken halfen.
„Ja, und ich kann noch immer nicht glauben, dass du das gemacht hast. Keines von beiden." Die Gitarrentasche um die Schulter gehängt und den Verstärker in der Hand kam Brad in den Raum geschlendert. „Apropos Schlösser, habt ihr schon überlegt, wie ihr verhindern wollt, dass Annas Eltern euch die Polizei auf den Hals hetzten?"
„Wir gehen morgen einfach alle zusammen zum Meldeamt und das Problem hat sich gelöst!" Rob zuckte grinsend mit den Schultern, ehe er sich wie Chester zuvor auf die Couch fallen ließ. „Also, ich nicht aber Joe und Mike und Anna. Oder nur Joe und Anna. Nur Mike und Anna müsste auch funktionieren. Oder Anna und ein Mietvertrag, wo auch immer wir den auf die Schnelle herbekommen sollen. Aber egal, wir bekommen das schon irgendwie hin."
„Okay." Der Vorschlag schien Brad fürs Erste zufriedenzustellen, verschwand er doch mit Linsey im Schlepptau wieder im Freien, während die Worte des Schlagzeugers in Annas Kopf wiederhallten. Sie musste zum Meldeamt, einem Ort, an dem sie noch nie gewesen war, an dem es wieder einem unsichtbaren Leitfaden zu folgen galt, den sie nicht lesen konnte. Lediglich das Wissen, dass sie vermutlich jemand dorthin begleiten würde, machte den Gedanken an diese ihr bisher unbekannte Situation erträglich.

Break the Cycle |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt