„Tut mir übrigens wirklich leid", murmelte sie schließlich und Mike wurde klar, dass er diesen Satz vermutlich noch öfter hören würde, wahrscheinlich bis sie ihm das Leben gerettet hatte oder so etwas in die Richtung.
„Es ist doch nichts passiert", versicherte er ihr, obwohl jede Faser seines Körpers dagegen protestierte. Und wie etwas passiert war, seine ganze Welt war wieder einmal auf den Kopf gestellt worden. Aber dieses Mal wenigstens nicht im schlechten Sinne, wie er es sonst gewohnt war.
„Weil du da warst!" Täuschte er sich oder konnte er nun wieder Spuren von Panik in Annas Stimme entdecken?
„Du hättest sicher auch ohne mich einen Ausweg gefunden. Ich wette, du kannst ziemlich fest treten wenn du willst", versuchte er sie zu beruhigen, da er ungern eine Panikattacke aus der Ferne miterleben wollte, hier, wo ihm praktisch die Hände gebunden waren.
„Glaubst du wirklich?"
„Klar doch, du wirst später sicher einmal groß und stark werden." Hatte er sich gerade verhört oder zog er sie gerade auf, sie, die einen guten Kopf kleiner war als er? Hörte er tatsächlich ihr Lachen am anderen Ende der Leitung?
„Michael Shinoda!"
„Mein Name?"
„Du bist gemein." Zu gerne hätte er sie jetzt gesehen, wie sie aussah, wenn sie schmollte, vermutlich wünschte ihm demonstrieren zu können, wie stark sie jetzt schon war. Vor allem, da er in schallendes Gelächten ausbrach, ob der Tatsache, dass er ihre Reaktion eher süß als einschüchternd fand.
„Eben ein richtiger Schurke."
„Nein bist du nicht, du bist ein netter Mann", widersprach sie ihm auf der Stelle, woraufhin er sich etwas empört aufsetzte, versuchte, nicht zu laut zu antworten, da Joe sonst gezwungenermaßen aufwachen würde und er sich dann auf eine Ladung Witze auf seine Kosten gefasst machen konnte.
„Wieso nicht?" Eigentlich hatte er sich immer eher zu den düsteren Gestalten gezählt, den Schatten, die nicht recht ins System passen wollten.
„Schurken bringen ihrem Mädchen nicht seine geliebte Kette wieder, und das auch noch im repariertem Zustand." Die Art und Weise wie sie die Worte betonte trieben die Röte in sein Gesicht, während er sich geschlagen wieder auf den Polster fallen ließ.
„Die Aussage wird mir noch länger nachhängen, was?" Dabei war seine Wortwahl nicht einmal Absicht gewesen, er hatte einfach genau das ausgesprochen, was sein Herz ihm befohlen hatte zu tun, würde sein Hirn in solch einer Situation doch niemals schnell genug reagieren.
„Also ich fand's süß", murmelte sie verlegen, fügte hastig noch einen Satz hinzu, um von ihren Worten abzulenken. „Danke übrigens, fürs Finden und Reparieren, du glaubst gar nicht, wie viel mir das bedeutet."
„Gern geschehen, wirklich." Sie hatte so unglaublich aufrichtig geklungen, beinahe so, als würden die Worte direkt aus ihrem Herzen kommen, was sie vermutlich auch taten, wenn er so darüber nachdachte, wie sie die Kette umklammert hatte.
„Und tut mir leid, dass die Sache so...ähm...eigenartig geendet ist." Mike brauchte sie nicht zu sehen um zu wissen, dass ihr Gesicht gerade die Farbe einer Tomate annahm, wie es auch sein eigenes tat.
„S-schon gut, kann mir so einiges Schlimmeres vorstellen." Sie brauchte nicht zu wissen, dass der Kuss sich für einen kurzen Moment richtig angefühlt hatte, egal wie wenig sie einander kannten, wie seltsam die Situation auch war. Für einen Herzschlag war es perfekt gewesen.
„Okay gut. Bist du eigentlich gut zu deinen Eltern gekommen?", wechselte sie sehr zu seiner Erleichterung das Thema, auch wenn das hieß, dass er nun lügen musste. Oder die Wahrheit ein wenig verdrehen, wie er es so oft tat.
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Break the Cycle |Linkin Park|
Fanfiction» Ich sag dir was, Mike, mal wieder. Du hast nur Angst davor, noch einmal jemanden zu verlieren, den du liebst. « Würdest du zulassen, dass deine Welt auf den Kopf gestellt wird, oder würdest du um jeden Preis versuchen, deine dunklen Geheimnisse un...