Break the Cycle |Linkin Park|

Chapter Ninety-Nine

„Da wären wir." Als würde er ihr etwas Großartiges präsentieren, drehte sich Mike zu Anna und deutete mit beiden Armen auf das Wohnhaus, in dem seine Eltern lebten. „Wie gesagt, nicht sonderlich groß."

„Hmm." Anna hatte sich sehr still verhalten, seitdem sie sich von Jason verabschiedet hatten und kaum ein Wort mit Mike, der sich nun bewusst fröhlich gab, gewechselt. Stattdessen hatte sie, als sie wieder in der Wohnung gewesen waren, schweigend ihre Sachen für die Übernachtung eingesammelt. Sie brauchte etwas Zeit, um den Besuch im Krankenhaus zu verdauen, das wusste Mike. Immerhin war vor einer Woche noch er es gewesen, der Informationen über das dunkelste Kapitel in Annas Leben verarbeiten musste.

„Keine Angst, Mom und Dad freuen sich schon wahnsinnig." Vermutlich war es nicht die beste Idee gewesen, ihr Jason vorzustellen, direkt, bevor er sie mit zu seinen Eltern nahm. Vermutlich hätte sie jetzt einen Moment für sich allein gebraucht. Aber schlau, wie er in den letzten Wochen gewesen war, war ihm einfach nichts anderes übriggeblieben. Es hätte auch noch die Möglichkeit bestanden, ihr nichts zu erklären und darauf zu warten, bis seine Eltern Jason erwähnten oder Anna fragte, wer denn das zweite Kind auf den ganzen Familienfotos war. Aber das wäre ihr gegenüber definitiv nicht fair gewesen und Mike hatte das Gefühl, dass es dann mehr als nur eine Entschuldigung gebraucht hätte, um ihr Vertrauen wiederzuerlangen.

„Wir sind da!", verkündete Mike und es dauerte keine Sekunde, bis seine Mutter ihren Kopf aus der Küche steckte. Kein Wunder, wusste er doch genau, dass sie nur darauf gewartet hatte, bis sie endlich die Eingangstür aufgehen hörte.

„Hallo." Unsicher winkte Anna ihr zu, während Mike von seiner Mutter umarmt wurde und Anna als nächste an der Reihe war.

„Anna, es freut mich so, dass du da bist!" Sollte Anna später jemals Zweifel daran haben, dass sie in diesem Haus willkommen war, würde Mike sie nur zu gerne daran erinnern, dass die Begrüßung seiner Ex weniger herzlich ausgefallen war.

„Danke, dass ich kommen durfte, Mrs. Shinoda", antwortete sie ihr höflich und Mike wusste noch bevor die nächsten Worte fielen, was seine Mutter sagen würde.

„Donna, bitte." Lächelnd deutete sie auf ihren Mann, der sich zu ihnen ins Vorzimmer gesellte. „Das ist Muto."

„Hallo."

„Freut mich", schüttelte er kurz ihre Hand, ehe er Mike eine Hand auf die Schulter legte. „Na Michael, wie geht's dir, Junge?"

„Hi Dad." Die Stimmung war gut, niemand wirkte allzu bedrückt, womit Mike wieder eine Sorge weniger hatte. Was ihn allerdings nicht davon abhielt, kurz Bericht über den Abstecher ins Krankenhaus zu liefern. „Wir waren vorher bei Jason, alles klar soweit."

„Kinder, jetzt kommt doch erst mal ins Wohnzimmer. Möchtet ihr was trinken? Anna, was kann ich dir bringen, Kaffee oder Tee?" Dabei hatte Mike eigentlich geglaubt, er war derjenige, der das Thema Jason umging...Andererseits konnte er verstehen, dass seine Mutter, die Anna offenbar schon als zukünftige Schwiegertochter auserkoren hatte, die Stimmung so unbeschwert wie möglich halten wollte.

„Tee, bitte." Und er würde der Letzte sein, der etwas daran änderte. „Kaffee hatte ich schon während der Arbeit genug."

„Ach ja, Michael hat erzählt, dass du jetzt mit Daves Freundin zusammenarbeitest." Mike musste sich ein Seufzen verkneifen, als er realisierte, dass seine Mutter jetzt die nächsten Stunden damit verbringen würde, jedes noch so kleine Detail, das sie über Anna wusste, auf seine Genauigkeit zu überprüfen.

„Ja, ich habe da wohl echt Glück gehabt." Und wenn Mike die letzten Gespräche mit seiner Mutter so durchging, war das eine ganze Menge. Eigentlich kein Wunder, dass die Begrüßung so herzlich ausgefallen war. Mit dem Wissen, dass sie über Anna hatte, war es für sie vermutlich so, als würde sie eine alte Bekannte treffen.