Chapter Seventy-Nine

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„Guten Morgen!" Verschlafen tastete Anna nach ihrem Wecker, dessen Klingeln direkt neben ihrem Ohr sie aus dem Schlaf gerissen hatte, ehe sie blinzelte und den Besitzer der Stimme, dessen rote Haare selbst im von den Straßenlaternen spärlich beleuchteten Raum deutlich erkennbar waren, vor ihrem Bett auf dem Teppich sitzen sah. „Bereit für deinen ersten Arbeitstag?"
„Warum bist du schon wach?", ignorierte sie seine Frage, hatte sie doch nicht damit gerechnet, Mike an diesem Morgen im wachen Zustand anzutreffen. Nicht nur, weil sie wusste, dass er erst zwei Stunden nach ihr außer Haus gehen musste, sondern vor allem, weil sie sich nach dem Gespräch in der Küche am Samstag so gut es in einer Wohnung funktionierte aus dem Weg gegangen waren.
„Um dir einen Kaffee zu machen. Hier." Die Tasse wurde von Anna skeptisch betrachtet, ehe sie sich dazu entschied Mikes Friedensangebot anzunehmen, nachdem er ihr das abweisende Verhalten der letzten anderthalb Tage anscheinend nicht übelnahm und offenbar selbst wieder dazu bereit war auf sie zuzugehen.
„Danke."

„Jetzt schuldest du mir zwei Kaffees", konnte er es sich nicht verkneifen anzumerken, sobald sie einen Schluck genommen hatte. Und auch, wenn sie sich eigentlich vorgenommen hatte ihn solange mit Nichtachtung zu strafen, bis er endlich ehrlich zu ihr war, konnte sie nicht anders als zu lachen.
„Sollst du kriegen!" Zumal, am Ende des Tages waren sie sich einfach zu ähnlich um ihm böse zu sein, immerhin war er nicht der einzige, der gelogen hatte. Und auch wenn sie es sich nicht gerne eingestand, sie konnte seiner fürsorglichen Seite, seinem Sinn für Humor, vor allem aber seinem einzigartigen Lachen einfach nicht widerstehen.
„Und das hier bekommst du sogar ohne Gegenleistung!" Wie aus dem Nichts zauberte Mike zwei Schüsseln herbei, bei deren Inhalt es sich um Müsli mit einer Menge Vanillejoghurt handelte. „Wobei ich gegen Gratis-Toast nie was einzuwenden habe."
„Du hast Frühstück gemacht?!" Ungläubig starrte sie zuerst auf die Schüssel in ihren Händen und dann auf Mike, der sich nun verlegen durch die Haare fuhr, die momentan noch wirrer von seinem Kopf abstanden als sie es taten, wenn er sie zu bändigen versuchte.
„Ja sieht danach aus." Wäre es nicht zu dunkel im Raum würde sie nun wahrscheinlich seine Wangen glühen sehen, hatte er doch die rührende Eigenschaft, alles für seine Freunde zu tun aber sich gleichzeitig immer etwas dafür zu genieren. „Du musst doch groß und stark werden."

„Michael Shinoda!"
„Mein Name?" Es war, als wären sie in der Zeit zurückversetzt worden, zurück in die Nacht ihres ersten Kusses, an den sie immer noch viel zu oft denken musste. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied.
„Du bist der beste Mensch auf Erden."

Worte, die einen Moment zwischen ihnen hangen während Mike offenbar tausende Möglichkeiten durch den Kopf gingen ihr zu beweisen, dass sie falsch lag. Zugleich war ihm aber offenbar bewusst, dass ihre Worte so ernst gemeint waren wie sie es nur sein konnten und Anna tausend und ein Argumente hatte, warum sie richtig lag. Und so entschied er sich schließlich für die einfachste aller Möglichkeiten. „Danke."


„Hast du alles?" Mike lehnte mit verschränkten Armen an der Badezimmertür und sah Anna dabei zu, wie sie ihre Schuhe zuband und beinahe sekündlich einen Blick auf ihre Armbanduhr warf.
„Ich denke schon." Der Drang, noch einmal den Inhalt ihrer Tasche zu kontrollieren war groß, zugleich war sie Mike aber auch für seine Frage dankbar, immerhin würde sie so nicht am Weg zur Arbeit nervös werden, weil sie befürchtete, etwas zuhause liegengelassen zu haben. „Meinen Ausweis habe ich, dein Shirt trage ich", sie warf einen skeptischen Blick in den Spiegel zwischen den Bildern an der Wand, hatte sie doch darauf bestanden ein langärmliges Kleidungsstück unter der Arbeitsuniform zu tragen. Angesichts der Tatsache, dass Mike aber nur übergroße Kleidung zu besitzen schien und ohnehin größer war als sie, hatte sie die Ärmel ein ganzes Stück hochkrempeln müssen um ihre Hände benutzen zu können und fühlte sich ein wenig wie ein Gespenst. „Und der Rest ist auch noch da."
„Hmm, eine Sache hast du vergessen." Verdattert blickte sie zu Mike, der sie nur lächelnd anblickte, ehe er ohne ein weiteres Wort am Absatz kehrt machte und in die Küche verschwand, nur um Augenblicke später mit einer Papiertüte in der Hand wiederaufzutauchen.

Break the Cycle |Linkin Park|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt