Wie sieben Mittelerdler unser Leben komplett auf den Kopf stellten ✓

//Der erste Kontakt mit einem Lichtschalter T1 ✓

*Julys Sicht*

Kaum, dass wir aus der S-Bahn ausgestiegen waren und uns auf einem abgelegenen Bahnsteig befanden, prasselte uns kalter Regen ins Gesicht.
Hier hatte man sie die Überdachung gespart und dafür in einen heruntergekommenen Kiosk investiert, der nun schon zum fünften Mal den Besitzer gewechselt hatte und mal wieder renoviert wurde.
Unter dessen kleines Vordach drängten wir uns nun zu zwölft und während Ally sich fluchend die Kapuze ihrer schwarzen Regenjacke über den Kopf zog, betrachtete Evie kritisch den Himmel.
"Wir sollten uns beeilen. Nicht, dass es noch ein Gewitter gibt. In der Stadt, wo wir losgefahren sind, ist es ja schon, also wird es hier auch bald ankommen."
Bilbo nickte ihr im Hintergrund zu.

"Habt ihr Schirme?", fragte ich meine Mädls¹, als ich meinen eigenen mit spitzen Finger öffnete und einige Wassertropfen auf die grauen Fließen am Boden fielen.
"Ja, aber die sind irgendwo in den Koffern", seufzte Evie und tippte gleichmäßig gegen ihren lilanen Koffer.
"Super. Heute läuft's ja wieder wie am Schnürchen", meinte meine Schwester trocken, als der erste Blitz über den Himmel zuckte.
"Korrigiere", Evie zog sich ihren Schal enger um den Hals, "das Gewitter ist bereits bei uns."

Als wir gerade dabei waren, den ersten Koffer der Mädls aufzumachen und nach einem Regenschirm zu durchsuchen, donnerte es und der Regen nahm zu.
Lily kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf: "Leute, wenn wir alle Koffer durchsuchen, kommen wir ins Gewitter. Bis nach Hause ist es nicht weit, wir müssen jetzt los."
"Scheiße", bemerkte meine Schwester treffend und zog fröstelnd ihre Jacke fester um sich.
Auch wenn sie und ich eigentlich im Vorteil waren -wir hatten unsere Schirme in der Hand und nicht in einem Koffer vergraben-, gab ich ihr mit einem Kopfnicken Recht.

Der Regen schien von Minute zu Minute mehr zu werden und ich sah in die Runde.
"Lily hat Recht, Gewitter ist kein Spaß. Wir müssen los. Jetzt."

Bereits eine halbe Minute später bereute ich meine Entscheidung.
Spätestens, als der Regen fünf Minuten später meine Kleidung durchnässte weil der Wind meinen Schirm zerrissen und aus meiner Hand in die Luft und davon geweht hatte, fluchte ich lautstark.
"July, beeil dich! Du hast den Schlüssel!", brüllte Evie gegen den Wind und kämpfte sich vorwärts.
So eine blöde Idee.

*Abbys Sicht*

"Hereinspaziert, meine Damen und Herren und willkommen im Trockenen!"
Mit diesen Worten stieß ich die Haustür auf und drängte mich mit meinen Mädls in den für das große Haus relativ schmalen Flur.
Die Mittelerdler betraten etwas zögerlich nach einem auffordernden "es zieht, macht die scheiß Tür zu!" von Ally hinter uns das Haus.
Im Vorbeigehen kam Bilbo irgendwie an den Lichtschalter und sofort ging die Lampe an der Decke an und tauchte alles in ein helles Licht.

Der Hobbit sowie alle anderen außer uns zuckten zusammen und griffen nach ihren Waffen.
"Haaaaalt!", sprang Ally dazwischen und fuchtelte wild mit den Händen herum, was Bilbo noch mehr Angst zu machen schien, als die plötzliche Helligkeit.
"Das ist eine Lampe, das haben wir euch doch erklärt", seufzte Evie und schälte sich aus ihrer durchnässten Jacke.
"Das ist nicht gefährlich, es leuchtet einfach nur und wird durch diesen Schalter", sie gestikulierte auf das kleine weiße Quadrat "angeschaltet."

Neben dem Lichtschalter, der nun von allen angestarrt wurde, hing eine ganze Kolonie Kleiderhaken an der Wand. Gegenüber standen zwei Kommoden auf denen sich ein schwarzes, schnurloses Telefon, einige Notizzettel und ein paar Bilderrahmen stapelten.
Ich musterte unauffällig den darüberhängenden Kalender, als meine Schwester das Wort ergriff.
"Mäntel könnt ihr da an die Haken hängen und die Schuhe bitte hier an die Seite stellen", sie machte überdeutliche Gesten in die entsprechenden Richtungen.

"Und nachdem wir Mord und Totschlag vermeiden wollen, stelle ich hiermit ein paar Regeln auf."
Noch während sich die Männer vor uns langsam und unsicher ihre Mäntel auszogen und ihre Umgebung beäugten, klopfte ich gegen den großen Schrank auf der gegenüberliegenden Seite der Kommoden neben den Kleiderhaken um mir Gehör zu verschaffen.
Thorin warf mir einen bösen Blick zu, den ich ungerührt erwiederte.