//Der erste richtige Filmeabend T3 ✓

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*Lilys Sicht*

"Weißt du, was ich gar nicht mag?", ich warf das Geschirrtuch in die Ecke und drehte mich routiniert nach rechts.
"Lass mich raten", Fili streckte mir einen Stapel Teller entgegen, "aufräumen?"
Ich nahm das Geschirr entgegen und verstaute es im Schrank über mir, während ich einen giftigen Blick auf die Wanduhr warf. "Wir räumen bereits seit einer Viertelstunde den Geschirrspüler ein und spülen ab. Und das nur, weil JEMAND das sagt."
Kili, der am Waschbecken stand und mithilfe einer halben Flasche Spülmittel einen Topf schrubbte, warf seinem Bruder einen amüsierten Blick zu. Der warf elegant ein Glas in die Luft und fing es ohne Hinzusehen wieder auf. Ich zog böse die Augenbrauen zusammen und entriss ihm das Glas: "elender Angeber."

Er grinste nur, aber der Blick von Kili wurde frech. Ich verdrehte schon mal sicherheitshalber die Augen.
"Vorsicht, wir helfen dir freiwillig. Sei lieb und sag schön Danke", bemerkte er auch schon, im Gesicht ein breites Grinsen. Ich fixierte ihn und lehnte mich ein Stückchen vor: "ich würde mich nicht reizen, dann weiß ich nicht mehr, was ich tue."
Angesprochener Zwergenprinz legte den Kopf schief und grinste zurück: "könnte ja auch gut enden."
Verdammt, er lernte schnell.
Fili, der notgedrungen zwischen uns stand, zog beide Augenbrauen nach oben: "ich kann auch gehen, wenn euch das lieber ist."

Meine gemurmelten Flüche gingen im allgemeinen Trubel unter, als jemand die Tür zum Flur aufstieß. "Wer möchte seine Jogginghose?", flötete Evie, in der Hand einen riesigen grünen Wäschekorb.
Die Zwergenbrüder rannten förmlich zu ihr, wobei Kili sich aber einen Spaß daraus machte, die letzten Meter in seinen lila Kuschelsocken über den Boden zu schliddern. Nachdem wir vorhin den Einkauf ausgeräumt und den Großteil der Klamotten in die Waschmaschine verfrachtet hatten, wollte der Zwerg partout seine Socken nicht hergeben. Seitdem war er äußerst zufrieden und sah aus als hätte er die bunten Hufe eines Einhorns. Das hatte ich ihm natürlich nicht gesagt.

Hinter meiner Freundin betraten Thranduil und Aragorn die Küche, letzterer mit einer Vase voller Tulpen. Beide trugen schon ihre Jogginghosen, Thranduil allerdings kombiniert mit seinem Mantel. Sämtliche Mittelerdler waren im Moment zum Teil in ihrer eigenen Kleidung, zum Teil in Kleidung von hier unterwegs, weil die Waschmaschine nur begrenzte Kapazitäten hatte.
Obwohl es dem Elbenkönig wohl viel eher um Stil ging, ein T-Shirt hatte er nämlich. Wie er in dieser sehr gewagten Kombination auch noch stylisch und gut aussehen konnte?
Gute Frage, aber diese Gabe hätte ich auch gerne.

"Naa?", Ally spazierte aus dem Wohnzimmer zu uns herein und grinste mir entgegen. Augenblicklich stemmte ich die Hände in die Hüften: "wir sprechen uns noch, Madame. Morgen hast du Küchendienst!"
Gut gelaunt legte mir meine Freundin einen Arm um die Schulter. "Das hast du verdient, denn wegen dir musste mein Lieblingsoberteil in die Wäsche."
"Das bisschen Ketchup war ja wohl wirklich nicht der Rede wert!", empörte ich mich.
Eventuell hatte ich während dem Abendessen die Flasche ein bisschen zu heftig und zu weit in Allys Richtung geschüttelt. Naja, aus Filis Bart war die rote Farbe schnell wieder draußen, aber Allys Oberteil weichte gerade noch in Fleckenmittel ein. Hoffen wir, dass es half, sonst würde ich bis an mein Lebensende die Küche aufräumen.

Meine Freundin zuckte mit den Schultern und wandte sich dann nach rechts an Aragorn. "Gerecht ist gerecht. Und du, lass dir bitte helfen, sonst ertrinken die Tulpen noch!"
Kopfschüttelnd beobachtete ich, wie Ally dem Waldläufer zu Hilfe eilte und gleichzeitig Thranduil aus dem Weg zog. Der wäre nämlich um ein Haar von Evie gerammt worden, die offenbar die Maße des Wäschekorbs nicht einberechnet hatte.
Diese Vermutung bestätigte sich, als gleich darauf ein Poltern im Flur ertönte und jemand laut fluchte.

Neugierig durchquerte ich den Raum und streckte den Kopf aus der Tür. Direkt davor lag der Wäschekorb mit der Öffnung nach unten, ansonsten aber unbeschädigt. Einen halben Meter weiter stapelten sich July und Evie am Boden, dahinter Thorin mit genervtem Gesichtsausdruck. Eigentlich müsste er sich mit Thranduil bestens verstehen, der "Hilfe, ich bin von Idioten umzingelt"-Blick war bei beiden sehr überzeugend.
"Ich glaub, ich hab mir was gebrochen!", jammerte Evie los und zog sich unter July heraus. Die schnaubte bloß und stemmte sich nach oben: "Das ist mein Bein, du intelligentes Stück-"

Wie sieben Mittelerdler unser Leben komplett auf den Kopf stellten ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt