//Elbenohren und vermeintliche Ichs T1 ✓

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*Julys Sicht*

"Das ist ungut. Hat jemand Vorschläge, wie's weitergeht?", meldete ich mich zu Wort und schlug nebenbei Lily auf die Hände, die begonnen hatte, die Fahrkarten zu knicken.
"Lass das! Oder willst du nochmal welche kaufen?"
Meine Freundin, die schon den Mund aufmachte um mir zu antworten, wurde rücksichtslos von mir unterbrochen: "das war eine rhetorische Frage!"

"Verzeihung, aber was müssten wir als 'echte' Ichs denn haben, was wir als fiktive Ichs nicht haben? Dann können wir euch beweisen, dass wir echt sind."
Bilbo sah mich an und ich musste mich erst daran gewöhnen, dass er fast so groß war wie ich, was überhaupt nicht in mein Weltbild passte.
Ich zuckte mit den Schultern und zog meine Jacke, wenn möglich, noch fester um mich.
In der Unterführung war es mittlerweile eiskalt geworden und der Wind pfiff uns jetzt auch in dieser ursprünglich windgeschützten Ecke um die Ohren.

Während die anderen Mädls leise diskutierten und die Mittelerdler ihre Umgebung musterten, stieß mich Lily neben mir unauffällig an und raunte mir leise etwas zu: "irgendwie fühlt es sich schon...richtig an. Weißt du, was ich meine?"
Ich nickte. Komischerweise fühlte es sich wirklich so an, als wären diese Typen echt -allerdings sprach jegliche Vernunft und Realität dagegen, schrie mir mein Verstand immer wieder entgegen.

Da schrie meine Schwester, wohl in Folge eines genialen Geistesblitzes, auf: "die Ohren!"
Die vermeintlichen Mittelerdler verzogen das Gesicht und Thranduil meinte pikiert zu ihr: "es gehört sich nicht für eine Frau, so zu schreien."
Abby schnaubte nur und verdrehte die Augen, was ein entsetztes Einatmen seiten Bilbos zur Folge hatte, der wohl Angst um ihr Leben bekam.
Der Waldkönig jedoch wandte sich nur mit einem undefinierbaren Blick ab.

"Was ist jetzt mit den Ohren?", mischte sich Lily von meiner rechten Seite ein.
"Wenn das wirklich die echten Elben sind, dann sind die Ohren ebenfalls echt!", erklärte ich ihr,
Die Mittelerdler, die unser Gespräch irritiert mitverfolgt hatten, wurden von Evie aufgeklärt, die einen erneuten, nervösen Blick auf ihre Uhr warf.
"Spitze Ohren gibt es in dieser Welt nicht. Wenn die Ohren der Elben", sie deutete auf Legolas und Thranduil, "echt sind, dann können wir sicher sein, dass ihr auch echt seid."

Einen Moment lang herrschte Schweigen, lediglich der Wind und der Regen bildeten ein Hintergrundgeräusch, dann willigte Legolas, wenn auch nicht sehr begeistert, nach einer lautlosen Absprache mit seinem Vater ein.
"Gut."
Anscheinend wollten sie, ebenso wie wir, aus dieser ungemütlichen Unterführung raus -obwohl ich ernsthaft bezweifelte, dass der Bahnhof mit der vielen Technik für sie besser verträglich wäre.
Na toll, wie sollen wir ihnen das denn alles erklären?

"Oookay...July? Magst du?", Ally sah mich grinsend an, der Rest schwieg mal wieder vor sich hin. Lediglich Abby lehnte sich grinsend an einen der Koffer, die unnütz im Weg herum standen.
Ich verdrehte die Augen.
Wir waren zwar inzwischen nicht mehr die totalen Fangirls, aber dass Legolas mein lieblings Mittelerdler war, hatte sich trotzdem nicht geändert.
"Natürlich", zwischte ich und warf meinen Freundinnen allen einen bösen Blick zu, woraufhin mir Evie ein strahlendes Lächeln schenkte, aus dem sich eindeutig Schadenfreude wiederspiegelte.

Legolas beäugte mich skeptisch, als ich neben ihm zum Stehen kam und nervös anfing, seine Haare von seinem rechten Ohr zu fummeln.
Eigentlich hatte ich keine Ahnung, was genau ich tun sollte und dass uns jeder Anwesende betrachtete, machte die Sache für mich absolut nicht besser.
Ich zog die letzte elbische Haarsträhne weg, dann stupste ich vorsichtig das spitze Ohr an.
"So empfindlich ist mein Ohr auch wieder nicht...", warf Legolas ein und ich konnte im Augenwinkel sehen, wie er kurz die Augen verdrehte.

Ich warf ihm einen bösen Blick zu, dann zog ich an der Ohrspitze -kurz und schmerzlos (jedenfalls für mich), wie es so schön heißt.
"Autsch!", Legolas schlug meine Hand weg, "Ich sagte nicht, es wäre nicht empfindlich!"
"Rache ist süß", hörte ich meine Schwester im Hintergrund lachen.
Ich entschuldigte mich leise und ging mit einem kleinen Grinsen auf dem Gesicht, das Thranduil so gar nicht zu gefallen schien, zurück neben Lily.

Wie sieben Mittelerdler unser Leben komplett auf den Kopf stellten ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt