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Von weitem erkenne ich sofort die Schönheit aus der Kneipe von vor wenigen Tagen, als ich sie an einem Schmuckstand, mit einer Kette mit einem gefälschten Rubin in der Hand haltend, stehen sehe. Sophia Suarez war ihr Name, wenn ich mich nicht irre. Ich konzentriere mich auf das Gespräch, welches sie mit dem Verkäufer führt und muss grinsen. Dieser Dreckssack ist sich für nichts zu schade. Mit jedem feilscht er herum, als wäre er ein Pirat. Möchtegern Pirat. Ich schnaube.

Ohne, dass sie mich bemerkt, gehe ich auf den Stand zu und komme neben ihr zum stehen.
"Buenos dias, Sñorita Suarez", begrüße ich die dunkelhaarige junge Frau auf spanisch. "Señor." Mit einem Nicken begrüsse ich auch den Verkäufer.

Sie schreckt leicht zusammen, als sie mich bemerkt und schaut mich verwundert an. „Oh, hallo“, antwortet sie mir, bevor sie „Was für ein Zufall Sie hier anzutreffen. Kann ich Ihnen weiterhelfen? Wir sind grade in einer Verhandlung um diese Kette“ hinzufügt.
Ich lächle sie an, da sie ihre Haltung dennoch nicht verliert, auch wenn ich sie erneut erschrocken habe. "Soso in Verhandlung um diese Kette. Wie viel möchten Sie denn dafür haben?", wende ich mich nun Augenbrauen hebend an den Händler. Ziemlich eingeschüchtert schaut er mich an und seine Haltung wirkt sofort unterwürfig, was mir signalisiert, dass ich nun die Kontrolle habe. „Nun ja...“, druckst er zunächst rum. „Eigentlich lag der Betrag bei 15 Groschen...“
„Und nun? Da Sie schon so anfangen", rage ich ihn mit skeptischen Blick bevor ich mich wieder Sophia widme und sie fragend ansehe „Wie viel haben Sie ihm geboten?"

„Ich habe ihm zehn Groschen angeboten. Allerdings habe ich mich bei dem Rubin verschätzt, mir hätte klar sein sollen, dass es dadurch teurer sein würde. Aber meine Schwester liebt diese Farbe...“
Leicht verzieht sich ihr Gesicht nach ihrer Antwort.
"Zehn Groschen", wiederhole ich und lache ungläubig über diesen unverschämt teuren Preis. Ein bisschen manipulieren wird schon nicht schaden. Eindringlich schaue ich den Verkäufer an. "Sieben Groschen. Keinen mehr, keinen weniger", sage ich und merke wie die Manipulation wirkt.
Wende mich der kleinen wieder zu, "Sophia, Darling, ich denke sieben Groschen werden genügen", lächle ich sie an und halte meine Hand auf. Warte darauf, dass sie mir die sieben Groschen in die Hand legt.

Sofort kramt sie in ihrem Stoffbeutel nach dem Geld und legt es in meine Hände. Zögerlich zieht sie ihre Hand zurück, als würde sie sich schämen oder unwohl fühlen. Jedoch schaut sie mich auch wieder genauer an. Zieht mich fast schon aus mit ihrem Blick. Gibt mir erneut das Gefühl, als würde sie in meine dunkle Seele blicken und das Tier in mir sehen.
Ohne zu zögern gebe ich dem Händler die Groschen und nehme ihm zeitgleich die Kette aus den Händen, um sie schmunzelnd in Sophias zarte Hand zu legen. "Bittesehr Darling."
Mit einer überschwänglichen Vorbeugung lasse ich den Stein in ihrer Handfläche nieder, bevor ich sie anlächle und ihr erneut meine Hand hinhalte. Doch diesmal damit sie diese ergreift. "Darf ich Sie auf ein Glas einladen?", frage ich sie höflich, mit meinem besten Lächeln auf den Lippen.

Schnell verstaut sie die Kette mit dem Rubinroten Stein in ihrer kleinen Tasche, bevor sie mich wieder anschaut und zu überlegen scheint. Jedoch ergreift sie meine Hand und lächelt mich an.
„Selbstverständlich. Immerhin habe ich nun durch Sie das ersehnte Geschenk für meine Schwester. Wie könnte ich da diese Bitte abschlagen?“,  antwortet sie mir und bringt mich zum schmunzeln.

Auf der Suche nach einer passenden Gaststätte für uns beide führe ich sie durch die Straßen Valencias, fort vom Trubel des Wochenmarktes. Mit ihrer Hand in meiner laufen wir gemeinsam durch die ruhigen Gassen, bis ich schlussendlich fündig werde und vor einer Gaststätte stehen bleibe. Ich halte ihr lächelnd die Türe auf, woraufhin sie dankend in die Taverne durch die von mir offen gehaltene Türe eintritt und sich ein Lächeln auf ihren Lippen bildet. Sie mag es.
Gemeinsam mit der dunkelhaarigen Schönheit vor mir betrete ich die Gaststätte und schaue mich nach einem Tisch um. In einer abgelegenen und etwas dunkleren Ecke werde ich fündig. Perfekt.
"Komm wir setzen uns an den Tisch dort", sage ich leise nah an ihrem Ohr und deute mit einem Kopfnicken in die Ecke. Nachdem sie sich gesetzt hat, setze auch ich mich hin und entledige mich meines Mantels. Das Kaminfeuer und die Küche haben die kleine Stube gut aufgewärmt und da ich nicht auffallen möchte, versuche ich stets mein Bestes, mich wie ein normaler Mensch zu benehmen.
"Entschuldigen Sie bitte die rauen Hände. Meine Arbeit lässt es leider nicht anders zu", räuspere ich mich, da ich bemerkt habe, dass ihr die Schwilen aufgefallen sind. Sofort beginne ich meine Hände zu kneten, da ich nun doch nervös werde in ihrer Gegenwart. Was ist nur los?

Jason - Eine Ewigkeit im KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt