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1772, Amerika

Die letzten drei Jahrzehnte habe ich abwechselnd bei Logan in Amerika und mit meiner Crew auf See verbracht. Unsere Macht erstreckt sich mittlerweile über die gesamte Welt und in fast jedem Land haben wir verbündete. Dennoch schafft es Michael immer wieder uns zu entwischen und treibt Logan in den Wahsinn.
Mein Bruder hat angefangen gemeinsam mit mir und seinen Eltern, die mich heute offiziell adoptieren haben, ein Imperium zu gründen, welches den Namen Black Industries trägt. Angefangen hat es damit, dass Stephen einige Hostels in verschiedenen Ländern aufgekauft und sie umgebaut hat, sodass sie im Wert gestiegen sind.

Dank meiner Männer, die noch immer als Piraten die Weltmeere besegeln und Logans Arbeit geht es uns mittlerweile so gut wie nie zuvor.
Es mangelt an keinem Geld und der Luxus ist mittlerweile etwas, das wir nicht mehr missen möchten.
Einzig und allein die eine Frau fehlt an unserer beider Seiten, aber umso mehr Spaß haben wir mit mehr als nur einer.

"Jason?" Lenn streckt seinen Kopf herein und mustert mich für einen kurzen Augenblick. Als er sieht, dass ich nur mit einem Glas Whisky in der Hand entspannt in einem der Sessel im Salon sitze kommt er schließlich herein. In seinen Händen hält er einen Brief, der noch versiegelt ist. Sobald er nah genug ist hält er ihn mir hin, wodurch ich erkennen kann, dass er ziemlich lädiert aussieht und somit wahrscheinlich schon länger unterwegs ist.

"Von wem ist der?", frage ich meinen Schützling. Dieser sieht mich nur schweigend an und fordert mich mit einem Kopfnicken auf den Brief entgegen zu nehmen. Ich runzle die Stirn, greife dann jedoch nach dem Umschlag und betrachte die Handschrift in der mein Name geschrieben ist. Eine Handschrift die ich nur zu gut kenne und auch Lenn scheint zu wissen, von wem der Brief ist, denn sein Kiefer ist angespannt zusammengepresst.

Warum schreibt Sophia Suarez mir 60 Jahre nach unserer Trennung einen Brief?

"Danke", richte ich mich an Lenn. "Du kannst gehen, wenn du möchtest." Er sieht mich an. "Sicher?"
"

Ja", bestätige ich ihm und erst danach dreht er sich um, um den Raum zu verlassen. Dennoch zögere ich.

Mein Blick wandert von dem Brief zum Feuer. Ich stehe auf und gehe schließlich auch zum Kamin, jedoch halte ich inne, als ich das Papier über die Flammen halte. Etwas in mir hält mich davon ab den Brief einfach zu verbrennen. Etwas, das ich nicht erklären kann, doch ich rede mir ein, dass es bloße Neugierde ist.
Ich lasse meinen Kopf in den Nacken fallen, atme kurz durch, versuche es dann nocheinmal, jedoch klappt es wieder nicht und ich gebe es schließlich auf.

Zurück im Sessel breche ich das Wachssigel, wobei mein Magen sich krampfhaft zusammen zieht. Beim auseinander falten merke ich zu allem Überfluss auch noch, dass ich zittere.
Zum Vorschein kommt ein doppelseitiger Text. Geschrieben in Sophias ordentlicher Handschrift und doch ist es etwas anderes, dass meine Aufmerksamkeit verlangt. An einzelnen Stellen ist die Tinte verschwommen und die Kreisrundenmuster verraten mir genug um zu wissen, das Sophia beim verfassen des Briefes geweint hat.

Mein Bauch fühlt sich noch schwerer an als zuvor und als ich schwer schlucke merke ich, wie trocken meine Kehle geworden ist. Dennoch beginne ich zu lesen.

~ Du magst dich vielleicht fragen, wie es kommt, dass ausgerechnet ich dir schreiben tue. Ich weiss nicht einmal, ob du mir antworten oder dich dieses Pergament erreichen wird, und doch hoffe ich inständig, dass es das tut. Ich schreibe dir wegen eines Anliegen, welches mir sehr am Herzen liegt und ich weiss, dass du der Einzige bist, an den ich mich wenden kann, warst du es, der mir dieses ewige Leben geschenkt hat. 
Ich bin viel gereist und eines meiner Ziele war Italien. Bei meinem Aufenthalt in Rom habe ich meine Freundin Anna mit ihrem Mann Vincenco kennengelernt. Sie haben einen Sohn, Matteo, mein Patenkind. Auch wenn er mittlerweile kein Kind mehr ist. Bei seiner Geburt ist Anna beinahe ums Leben gekommen - ich habe sie gewandelt, da ich nicht zulassen konnte, dass ein Sohn und ein Ehemann die Mutter und Ehefrau verlieren ... und ich nicht meine beste Freundin, die mich in einer sehr schweren Zeit gestützt hat. 
Mittlerweile ist auch ihr Mann zu einem von uns geworden, doch im Gegensatz zu ihr erträgt er es nicht das Leben im Sonnenlicht aufzugeben. Du wirst wohl merken, worum ich dich nun bitten will, und ich hoffe von ganzem Herzen, dass du mir diesen einen Wunsch erfüllen kannst, wofür ich dir ewig dankbar sein werde. Auch wenn du es mir nicht schuldig bist.

Jason - Eine Ewigkeit im KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt