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Jasons Sicht

Vor drei Tagen habe ich die Liebe meines Lebens verloren. Vor drei Tagen hat nicht nur sie ihr Leben verloren, sondern ich auch meins. Vor drei Tagen habe ich Smith und Joe das erste mal weinen sehen und vor drei Tagen habe ich das letzte Wort von Valeria gehört.
Seit wir am Steg angekommen sind und Joe sie auffangen musste, da sie zusammen geklappt ist, nachdem er und Smith realisiert haben wen ich tot auf mein Schiff bringe, hat Valeria kein Wort mehr gesprochen.
Sie ist in ein Schweigen verfallen und ihre Haut ist blass geworden. Dunkle Schatten zieren ihre Augen und solangsam sehe ich ihr an, dass sie nicht genug isst. Auch ich habe keinen einzigen Bissen runter bekommen und keine Sekunde Schlaf bekommen, seit ich Sophia in meinem Arm verloren habe. Ich fühle mich schwach, leblos und motivationslos.

Ich weiss nicht, zum wie vielten Mal ich mich in die Sonne drehe und wünschte ich hätte einen Ring den ich abnehmen könnte. Einen Ring der mich zurück zu der Frau bringt, an die ich mein Herz für immer verloren habe und wenn ich ehrlich bin, will ich es nicht mehr zurück haben. Es gehört nur ihr und nur sie darf es haben.
Ich kann meinen Blick nicht von der untergehenden Sonne nehmen, denn irgendwie fühlt es sich Nachts immer wieder aufs neue so an, als wäre Sophia noch weiter weg von mir. Sie war und ist noch immer meine Sonne und wenn die richtige Sonne verschwindet, verschwindet auch sie auf eine gewisse Art und Weise.

Eine Hand legt sich auf meine Schulter und ich zucke zusammen. Smith stellt sich neben mich und langsam drehe ich meinen Kopf in seine Richtung, was meinen Nacken knacken lässt.
Ich beginne auszutrocknen. Weder menschliches Essen noch Blut zu sich zu nehmen lässt meinen langsamen Prozess des Todes beginnen und macht meinen langen Weg zu Sophia ein Stückchen kürzer.
"Jason bitte", flüstert er. Seine Augen sind rot. Er hat geweint. So wie ich es seit Tagen tue. Ich wende meinen Blick wieder ab und wieder knacken meine Knochen. Meine Hände liegen auf der Reling und ich lenke meinen Blick auf sie. Ich bin so blass und dünn geworden an meinen Händen wie Sophia es vor drei Tagen war, als ich zu spät war und sie nicht retten konnte. "Sie braucht dich. Wir brauchen dich."
Er spricht von Valeria und der Crew, jedoch nehme ich seine Worte nur nebenbei wahr. Meine Gedanken bleiben bei dem leblosen Körper meiner Freundin hängen, die noch immer in meinem, nein unserem, Bett liegt.

Mit meiner Rückkehr mit der Toten Sophia auf meinem Arm hat mein Schiff seinen heimischen Charakter verloren. Ich fühle mich fehl am Platz. Meine große Kajüte engt mich ein und der Fahrtwind macht mir Angst. Wie ein kranker habe ich die Schubladen mit ihren Sachen gefüllt und das Haus leer geräumt, bevor wir abgelegt haben. Es hat sich angefühlt, als wäre sie dort irgendwo gefangen und unglücklich, wenn ich ihre Sachen nicht auch nachhause hole, also konnte ich sie nicht da lassen. Auch wenn keiner sie mehr braucht.
Ich merke, dass Smith noch immer versucht mit mir zu sprechen, jedoch drehe ich mich lediglich weg und laufe nach unten, um in meine Kajüte zu gehen.
Als ich die Türe öffne überkommt mich erneut die Kälte, die sich seit Tagen immer weiter um mich herum ausbreitet und langsam laufe ich auf mein Bett, auf Sophias Seite, zu. Noch immer liegt sie in genau der selben Position, wie ich sie zurück gelassen habe und erneut greife ich nach ihrer Hand, verschrenke ihre leblosen Finger mit meinen, beginne erneut zu schluchzen. "Ich liebe dich", sage ich leise, "für immer."

Die Türe öffnet sich und mein Blick geht langsam hoch. Ich sehe wie Valeria rein kommt und gerade Wegs langsam auf uns zu läuft. Weinend setzt sie sich vor Sophia auf den Boden und lässt den ganzen Schmerz stumm über sich ergehen. Sobald sie blinzelt fällt immer wieder eine Träne auf den Holzboden und langsam setze auch ich mich zu ihr auf den Boden. Meine Knochen knacken bei jeder meiner Bewegungen und kleine Schmerzen durchstechen meinen Körper, was sue zucken lässt, dennoch ziehe ich sie an mich. Schluchzend vergräbt sie ihr Gesicht an meiner Brust und auch ich schliesse, leise vor mich hin weinend, meine Augen. Langsam lasse ich meine Hand über ihren Rücken Streifen und versuche sie zu beruhigen, was mir völlig absurd vorkommt, da ich selbst mich nicht mal mehr beruhigen kann.

Jason - Eine Ewigkeit im KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt