1740
Erneut ist es soweit. Erneut hat Logan auf unsere Verbindung zurück gegriffen, um mir mitzuteilen, dass er mich braucht. Doch dieses Mal ist es anders als beim letzten Mal.
Es wird gefährlicher werden und länger dauern. Das, was wir vor haben, wird nicht innerhalb weniger Wochen erledigt sein, denn es geht darum ein Imperium zu errichten. Unsere Macht über die Meere und die Kontinente vergrößern.
Und dank meiner Loyalität und dem Eid ihm gegenüber steht für mich die Entscheidung bereits fest, seiner Aufforderung folge zu leisten.Auch wenn das bedeutet die Liebe meines Lebens zurück zu lassen.
Ich schließe die Augen und genieße die Sonne auf meiner Haut, die Brise des Meers, die meine Haare leicht durcheinander wirbelt und meinen schweren Ledermantel gegen meine Beine schlagen lässt.
Smith hat bereits Kurs nach Valencia gesetzt, denn meine Reise zu Logan und die Hilfe die er benötigt betrifft nur mich und nicht auch die beiden Frauen, die sich auf meinem Schiff befinden.
"Ihnen wird es gut gehen", dringt die Stimme meines ersten Offiziers zu mir, weshalb ich die Augen wieder öffne und zu ihm sehe. Ich sage nichts, weshalb er wieder zu sprechen beginnt. "Sie sind zwei starke Frauen Jason. Die beiden haben bei dir gelernt und werden sich verteidigen können, auch wenn Valencia wieder zum Ziel einer Schlacht werden sollte."
Weiterhin schweigend mustere ich ihn noch kurz, ehe ich mich wieder abwende und zum Horizont sehe. Heute ist ein ruhiger Tag auf See. Die Sonne strahlt unablässlich auf uns herab und keine einzige Wolke ist am Himmel, was es umso heißer macht. Die einzige Abkühlung die uns bleibt ist der Fahrtwind, jedoch ist auch dieser vergleichsweise schwach, da die Hitze steht.Als ich ein helles Lachen höre drehe ich mich ein wenig und beobachte die beiden dunkelhaarigen Frauen, die es sich in sommerlicher Kleidung auf zwei Fässern an Deck gemütlich gemacht haben. Beide haben ihre Haare hochgebunden und sich für ein Oberteil ohne Arme entschieden, ihre Röcke haben sie ein Stück nach oben gezogen, sodass man ein großzügiges Stück ihrer gebräunten Haut zu sehen bekommt.
Ich kann es ihnen nicht verdenken, denn auch mir ist warm, auch wenn wir Kälte oder Wärme resistent sind, aber der Ledermantel gehört nun mal zu mir, wie meine Waffen.
Ich merke nicht einmal, dass sich ein Lächeln auf meine Lippen legt, während ich sie beobachte. Es ist wahrscheinlich das letzte Mal für eine sehr lange Zeit, dass ich die beiden so ausgelassen und glücklich zusammen sehe und das an Deck meines Schiffes. So gut es geht versuche ich dabei mir die schwarzen Haare der beiden, ihre Gesichtszüge und sonst auch jedes noch so kleine Detail einzuprägen. Diese unverkennbaren Stupsnasen und die braunen, fast schon schwarzen Augen, die beide Frauen abbekommen haben und die verraten, dass sie Geschwister sind, die ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten sind. Einzig und allein ihre Haare unterscheiden sie enorm, da Sophias glatt sind und Valeria eine lockige Löwenmähne trägt.Langsam gehe ich die Treppen runter, um das Deck zu überqueren und zu den beiden zu gehen.
Da die beiden gute Laune zu haben scheinen lege auch ich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich mir ein Fass heran hole und mich zu ihnen setze. "Worüber lacht ihr?", frage ich die beiden und mustere sie neugierig.
"Wir kamen wieder auf Lenn zu sprechen", antwortet Sophia mir und wackelt dabei mit den Augenbrauen, was ihr einen bösen Blick von Valeria einhandelt. "Und sie hat dich mehrere Male angestarrt", kontert sie und ich muss schmunzeln.
Da es jedoch wichtigeres gibt, als die Zankereien der beiden komme ich recht schnell zum Punkt. "Logan braucht mich wieder. Wir werden in Kürze Valencia erreichen. Ich möchte, dass ihr beiden bescheid wisst." Nacheinander sehe ich beide Frauen an und warte auf ihre Reaktionen.
Ihr Lachen verstummt und mit weit aufgerissenen Augen sehen sie mich an.„Okay.", antwortet Valeria mit gefasster Stimme während Sophia mich sprachlos ansieht.
Ich nicke kaum merklich und versuche mich an einem Lächeln, welches aufmuntern soll, scheitere jedoch.
"Soweit ich weiß, ist euer Haus noch leer und in Valencia ist es sicher. Zumindest sicherer als bei Logan und mir." Ich sehe zu Valeria, um mich von dem Anblick Sophias losreißen zu können. Doch egal was ich mache. Im Augenwinkel sehe ich sie und es zerreist mir das Herz immer mehr.
Nach kurzem steht Sophia plötzlich auf. "Ich... Ich denke, ich gehe wieder rein. Es wird doch etwas frisch", sagt sie und verschwindet sofort. Ich runzle kurz die Stirn, denn mir ist nur zu bewusst, dass dies eine Ausrede für sie war von hier, von mir, weg zu kommen. Die Sonne brennt noch immer unbarmherzig auf uns herab und als ich schließlich die Türe zu meiner Kajüte höre seufze ich leise. Ich reibe mir kurz mit den rauen Handflächen über die Augen und erst als ich wieder aufsehe, sehe ich die Tränen die stumm über Valerias Wangen laufen, weshalb ich nach ihrer Hand greife. "Alles wird gut", flüstere ich ihr leise zu, drücke dabei ihre Hand sanft und lächle.
"Woher willst du das wissen?", flüstert die leise und sieht in die Richtung in die Sophia verschwunden ist. "Es war beim ersten Mal schon schlimm für sie. Wie denkst du wird es jetzt für sie sein, wenn du wieder gehst? Nach allem, was zwischen euch passiert ist?" Sie schüttelt den Kopf und bringt ein kleines Lächeln zustande. "Ich komme schon zurecht. Geh lieber zu ihr."
Ihre Worte hallen in mir nach und die Bilder von Sophias Tod flackern vor meinem inneren Auge auf, was mich meine Augen gequält schließen lässt. Angestrengt versuche ich diese schrecklichen Bilder zu verdrängen, was mir mehr oder weniger gut gelingt. Ich öffne meine Augen wieder und stehe auf, was Valeria mir gleich tut, woraufhin ich sie wortlos in eine Umarmung ziehe und feste an mich drücke. "Du wirst immer meine kleine Prinzessin bleiben", flüstere ich und drücke ihr einen Kuss auf die Haare. Ein Seufzen entkommt ihrem Mund und sie krallt sich an mich, beginnt zu weinen, während ich sie schweigend im Arm halte und ihr den Halt gebe, den sie bis zu ihrem Tod von mir bekommen wird. Die Frau in meinem Arm, welche ich als kleines Mädchen gerettet und auf mein Schiff geholt habe ist genauso wie ihre Schwester zu einem Teil von mir geworden. Einem Teil meines Herzens.
Ich habe sie aufwachsen sehen, habe ihr das beigebracht, was ihr Vater ihr nicht mehr weitergeben konnte und gesehen wie sie zu einer wunderschönen und starken Frau geworden ist. Und dass ich als dies gesehen habe lässt mich nicht im geringsten daran zweifeln, dass alles gut werden wird. Das Valeria und Sophia es schaffen werden ihr neues Leben zu meistern. Ein Leben ohne mich. "Du weisst, dass ich dich immer in meinem Herzen tragen werde Princesa."
"Ich dich auch, Captain Grant", antwortet sie schniefend. Teils weinend, teils lachend. Sobald wir uns voneinander lösen wischt sie über ihre Wangen und sieht dann zu Smith, der am Steuer steht. "Ihr alle werdet uns fehlen. Es wird komisch sein erneut ohne euch zu leben, wenn ihr doch unsere Familie seid."
"Das werden wir auch immer bleiben, solange ihr uns nicht vergesst." Ich lächle und trete einen Schritt zurück, um zu Sophia zu gehen. "Joe ist wie immer unten. Er schien mir traurig, aber sag das nicht so direkt. Sonst wird es ganz schön unbequem mit ihm."Ich drehe mich um und lasse Valeria allein. Mein Weg führt mich zu Sophia und als ich die Türe öffne finde ich sie mit einem meiner Hemden an auf dem Bett vor.
"Baby", flüstere ich leise und gehe zu ihr. Vor ihr kniee ich mich hin, greife nach ihren Händen die ihr Gesicht verdecken und das schluchzen dämpfen. "Du schaffst das. Du bist eine starke Frau", versuche ich es vorsichtig und lege meine Finger unter ihr Kinn, damit sie mich ansieht. „Immer muss ich das. Erst für Valeria, dann meinen Vater. Stark sein, obwohl ich gern mal schwach sein würde, wenn das heißt, dass ich nicht das fühlen muss", sagt sie mit belegter Stimme und schüttelt den Kopf. „Warum immer du? Warum musst du immer gehen?"
Ich ziehe sie zu mir auf den Boden und setze mich so, dass sie fast schon wie ein kleines Mädchen auf meinem Schoß sitzen kann, während ich mich an die Wand lehne. Vorsichtig streiche ich ihr Haare aus dem Gesicht und spüre wie sich bei dem so vertrauten Anblick ein Lächeln auf meine Lippen schleicht. "Sei es für mich Sophia. Ich möchte, dass du mich stolz machst, während ich meiner Pflicht nachkomme und an Logans Seite stehen werde. Ich habe ihm gegenüber einen Eid geschworen und er ist mein Bruder, ich könnte ihn niemals im Stich lassen, ohne einen Teil meiner selbst zu töten." Ich beginne sie an ihrem Oberarm zu kraulen und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. "Er hat uns all die Jahre gemeinsam verbringen lassen, ohne mich je für etwas zur Rächenschaft zu ziehen und nun braucht er mich. Du bist das beste was mir je passiert ist Sophia und ich habe jede Sekunde mit dir genossen, doch manchmal steht unser eigenes Schicksal uns im Weg. Auch wenn es manchmal schmerzhaft zwei Seelen auseinander reißt, aber ich werde nicht gänzlich verschwinden. Du wirst mir und meinen Männern weiterhin begegnen. In den Legenden, die sie ihren Töchtern vor dem Schlafengehen erzählen, wie dein Vater es einst für dich und Roxy getan hat und du wirst wissen, dass dieser herzlose Mann seine Königin wahrhaftig geliebt hat."Stumm laufen die Tränen über ihre Wangen und tropfen auf meine Brust. „Es ist nicht fair." Sie legt ihre Stirn an meine und schließt ihre Augen. „Ich kenne kein Leben ohne dich, Jason. Und erneut soll ich versuchen es herauszufinden? Das ist schier unmöglich." Sie verschränkt unsere Hände ineinander und drückt sie daraufhin an ihre Brust. „Irgendwann werde ich diesem Logan erst danken, dass er dir das Leben gerettet hat, ehe ich ihn so hart schlagen werde, weil er sich immer wieder erlaubt dich mir zu entziehen." Sophias Worte lassen mich leise lachen, jedoch sage ich nichts gegen sie, da sie jedes Recht dazu hat, meinem Bruder die Schuld für unsere Trennung zu geben und es ihm zu verübeln.
"Du bist noch Jung, deine Schwester ist es auch. Es wird euch gut gehen und ihr wisst wie ihr überlebt. Ich habe euch alles nötige beigebracht und bin mir ziemlich sicher, dass dir noch mehr Wege einfallen werden. Du bist eine Piratin und die Tatsache, dass du an Land verweilen wirst ändert nichts daran. Königin der Meere." Ich platziere einen Kuss auf ihrer Stirn und drücke sie noch mehr an mich, als Smiths Stimme ertönt und er "Land in Sicht!", brüllt, was uns beide versteifen lässt.Der Abschied ist gekommen.
Adios Suarez Schwestern und bye bye Jenny :p
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Jason - Eine Ewigkeit im Kampf
VampireJason Grant eine seit Jahrhunderten bekannte Persönlichkeit lebt sein Leben zwischen Tod, Liebe, Verlust und Magie. Begleitet Jason durch sein bereits mehrere Jahrhunderte andauerndes Leben. Angefangen als Knabe an Deck, hochgearbeitet zum Gefürcht...