Zwei Monate später
"Jason, wir sind bei Irland", höre ich Smiths Stimme und nicke kaum merklich. "Hol Jack, ich möchte zu den beiden runter gehen. Sie wissen nicht, dass wir Kurs nach Irland gesetzt haben." Ohne zu zögern dreht er sich um und nimmt schnellen Schrittes die Treppe zurück nach unten. Es dauert nicht lange, bis Jack mir mit einem Grinsen auf den Lippen entgegen kommt und neben mir stehen bleibt. Lässig lehnt er sich an die Reling und beobachtet mich, wobei sein grinsen nicht verschwindet. Fragend hebe ich daher eine Augenbraue und muss ebenfalls ein wenig schmunzeln. "Was ist?", Frage ich. Er zuckt mit den Schultern. "Ach nichts. Ich geniesse nur die Zeit in der mein Freund so gelassen ist und mir freiwillig für eine Frau, nein zwei, das Steuer seiner geliebten Hell überlässt", erklärt er sich schliesslich. Ich lache leise und schüttle den Kopf "Vergess nicht, dass dieser Freund dein Captain Ist."
Ich trete vom Steuer zurück, woraufhin Jack dieses augenblicklich übernimmt und schaue ihn an. "Ausserdem sind wir nahe meiner Heimat. Ich war viel zu lange nicht mehr hier und es wird Zeit, dass wir mal wieder in England anlegen. Es gibt da den ein oder anderen den ich besuchen möchte." Jack nickt verstehend, woraufhin ich ihn allein lasse und nach unten zu meiner Kajüte gehe, jedoch finde ich dort weder Sophia, noch ihre Schwester.Entweder sind die beiden in Smiths Kajüte und spielen Klavier, oder sie treiben sich wie meistens irgendwo auf den Unterdecks herum. Da Smiths Kajüte nahe liegt gehe ich als erstes zu ihr und muss enttäuscht feststellen, dass sie leer ist. Da ich keine Lust habe die gesamten Unterdecks abzusuchen bleibe ich auf der Treppe nach unten stehen und rufe einmal laut "Soph! Val!", in der Hoffnung, dass Sophia mich hört.
Auch wenn sie noch nicht so lange ihr Vampirgehör besitzt, hört sie oft recht gut nur manchmal klappt es noch nicht ganz so zuverlässig, jedoch hören es in diesen Momenten meine Männer und sprechen sie daraufhin an.
Ich gehe wieder hoch an Deck und bleibe an der Treppe stehen, lehne mich jedoch an die Rehling, sodass mir der Fahrtwind durch die Haare wuschelt und mein Mantel gegen meine Beine schlägt. Das Wetter ist so wie zu erwarten grau und kalt. Es erinnert mich an meine Kindheit. An meine nicht allzu ferne Heimat in England.
Es dauert nicht lange, bis die beiden lächelnd hoch kommen. "Na", begrüsse ich sie und stosse mich von der Reling ab. Sophia bekommt zur Begrüßung einen Kuss auf den Mund von mir und Valeria einen auf die Stirn, da wir uns heute noch nicht gesehen haben. Noch bevor die beiden aufgewacht sind stand ich am Steuer. "Was habt ihr gemacht?"
"Wir waren bei Joe", antwortet Sophia grinsend, woraufhin Valeria "und Sophia hat mir die Haare geflochten" hinzufügt. Mein Blick huscht kurz zu ihren Haaren die sich in mehreren Zöpfen ihren Kopf entlang schlängeln, bevor sie in einem grossen zusammen finden. Schon beim Anblick fühlt es sich an, als hätte ich Knoten in den Fingern und ich muss schmunzeln. "Wovon hat er euch diesmal erzählt?", hake ich nach und halte Sophia meine Hand hin. Ich weiss, dass er ihnen fast täglich eine Geschichte aus unserem Leben erzählt und auch mich interessiert es hin und wieder, wie er uns, vorallem mich, darstellt. Nachdem Sophia meine Hand ergriffen hat führe ich sie und ihre Schwester in Richtung Mitte des Decks zum Mast, wo ein paar Fässer stehen auf die man sich setzen kann."Über Tortuga und dessen Vorzüge", antwortet Sophia, während sie sich einigermaßen bequem auf eines der Fässer setzt. Ich ziehe eins zu mir und setze mich den beiden Frauen gegenüber hin, schaue sie interessiert an und muss kurz grinsen. Tortuga ist und bleibt meine Stadt. Wer die Meere beherrscht, beherrscht Tortuga.
"Also ich fand es interessant", Valeria grinst breit und wackelt mit ihren Augenbrauen, was mich lachen lässt. "Warum glaube ich dir das aufs Wort?", frage ich Valeria daher amüsiert. "Deine Schwester steht nicht so auf Tortuga, weil es dort viel Konkurrenz gibt." Ich kann mir diesen Kommentar einfach nicht verkneifen und lache laut los, als Sophia mich mit einem bösen Blick bedeckt. Die Frauen dort sind alles andere als Konkurrenz für Sophia, aber das weiss sie schliesslich nicht. Als ihre Augen kurz rot werden weiss ich sofort, dass ihr meine Aussage nicht gefallen hat. Prompt kommt daher auch noch "Wenn du dir Krankheiten einfangen willst, bitte" hinterher. Sie verschränkt die Arme vor ihrer Brust. "Und wir wissen genauso, dass es auch noch andere Gründe gibt, dass ich diesen Ort lieber meiden will."
Ich muss noch mehr lachen als zuvor, auch wenn letzteres absolut nicht witzig ist. "Ich glaube du vergisst, dass wir keine Krankheiten bekommen können", teile ich ihr neun mal klug mit und grinse frech. Mein Blick huscht kurz zu Valeria die uns amüsiert beobachtet. "Und denkst du wirklich, dort gäbe es Konkurrenz? Hat Joe euch mal von Felicia erzählt?" Sofort schaut Sophia mich fragend an und beantwortet somit schon meine Frage. Er hat ihnen nicht von ihr erzählt, was eigentlich nicht verwunderlich ist, da sie irrelevant ist und dennoch ist die Geschichte recht amüsant. Mein Grinsen wird breiter und Sophia beginnt zu sprechen "Ich bin mir sicher, dass du es uns jetzt erzählen wirst", sagt sie. Ich nicke kurz "Sagen wir es mal so, ich hatte mal was mit ihr. Das letzte mal, dass ich sie gesehen habe ist über 100 Jahre her und das war gut drei oder vier Monate nach unserer kleinen Liaison", beginne ich und schaue kurz zu Valeria. Interessiert mustert sie mich und auch Sophia scheint neugierig zu sein wie es weiter geht. "Aus Zufall bin ich ihr in Tortuga damals über den Weg gelaufen und ich wünschte ich wäre es nicht, denn sie hatte sich geschminkt." Bei der Erinnerung an den welligen Lippenstift und die knallbunten Augen verziehe ich unweigerlich angeekelt das Gesicht. "Wenn man das schminken nennen konnte. Sie hat es zumindest versucht." Ich halte an, warte auf eine Reaktion der beiden und mustere sie daher. Auf die Lippe beissend, um sich ein lachen zu verkneifen nickt Sophia, was mich fort fahren lässt. "Jedenfalls hat sie mich in einer kleinen Gasse angehalten und wollte flirten, doch dieser Versuch ist ihr sehr missglückt. Ich hab sie sehr grob am Hals gepackt und gegen die nächst beste Häuserwand gedrückt. Sie wusste, dass ich weiss wie man jemanden umbringt und wie weit ich gehen kann, hat dementsprechend Angst bekommen. Ich habe noch ein paar leere Drohungen ausgesprochen und sie ist verängstigt weg gelaufen. Von hinten sah sie recht gut aus, aber von vorne... Da hätte nicht mal mehr ein Sack über dem Kopf geholfen."
Valeria ist die Erste, die anfängt zu kichern und auch Sophia muss leise lachen. "Da sieht man mal, wie schnell man sich selbst verunstalten kann." Zum Glück und ich bin froh, dass sie eher auf Schminke verzichtet, als sich zu verunstalten. "Ich hätte es nur zu gerne selbst gesehen", fügt Valeria hinzu, woraufhin ich verstehend nicke. "Ich bin äusserst froh das zu meinen menschlichen Zeiten nichts passiert ist. Jemand wie Felicia zieht einem selbst den Stoff der Hosentaschen aus der Hose, sobald sie schwanger ist. Sie hätte mir wahrscheinlich das Kind eines anderen angedreht, wäre ich ein weiteres mal auf sie zurück gekommen. Sie war nicht die einzige die darauf hinaus wollte, aber eine der wenigen die es nicht gleich nach dem ersten mal Sex versucht haben. Vorrausgesetzt die Frauen haben noch gelebt." Ich zucke kurz mit den Schultern und grinse. Die beiden haben nie gefragt, ob ich nicht doch irgendwo auf der Welt Kinder habe die wie Smiths bereits tot sind. "Also hast du keine Kinder?", fragt Sophia plötzlich und wird von ihrer Schwester mit grossen Augen angeschaut.
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Jason - Eine Ewigkeit im Kampf
VampireJason Grant eine seit Jahrhunderten bekannte Persönlichkeit lebt sein Leben zwischen Tod, Liebe, Verlust und Magie. Begleitet Jason durch sein bereits mehrere Jahrhunderte andauerndes Leben. Angefangen als Knabe an Deck, hochgearbeitet zum Gefürcht...