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6 Tage später, auf See

Es ist bereits ein paar Tage her, dass Celia bei uns war und mich förmlich dazu gezwungen hat mit Sophia zu reden.
Auch, wenn Celia mir versprochen hat, genauso wie ich es ihr versprochen habe, zu bleiben, lässt Sophia mich nicht los. Noch immer befindet sie sich auf meinem Schiff, da wir erst in knappen zwei Wochen das nächste Mal auf belebtes Land treffen werden, wo sie von Bord gehen kann. Sie lässt sich nicht blicken, sodass ich mir nicht einmal sicher bin, ob sie wirklich noch an Bord ist, oder nicht doch schon meiner bitte nachgekommen ist und unbemerkt verschwunden ist. Einzig und allein ihre Sachen, die in Smiths Kajüte herum liegen zeugen vom Gegenteil.

Wie so oft weiß ich nicht, wieso ich ausgerechnet hierher gekommen bin, doch nun tragen mich meine Beine durch den Raum zum Klavier, auf dessen Bank ich mich nieder lasse. Es ist schon lange her, dass ich das letzte Mal diesem Instrument seine wunderschönen Töne entlockt habe, jedoch ist es Intuition, die mich dazu bringt meine Finger über die Tasten gleiten zu lassen.
Eine mir altbekannte und traurige Melodie ertönt, weshalb ich die Augen schließe. Erinnerungen an meine Vergangenheit überkommen mich. Erinnerungen daran, wie Amalia mir diese Melodie gezeigt hat, wie ich glücklich war mit ihr. Und mit Sophia.
Die schwarzen Haare wehen vor meinem inneren Auge im Winde, während sie mich aus diesen dunklen Augen verliebt ansieht und ein glückliches Lächeln auf ihren Lippen liegt, welches mich unweigerlich ansteckt.
Ich kann mich an jeden einzelnen Moment mit ihr erinnern. Jedes Lächeln das sie mir geschenkt hat, hat sich in meine Erinnerung gebrannt und ihre Worte sind mit meinem Herzen verschmolzen. Wann immer sie mir ihre Gefühle offenbart hat, war es, als würde mein totes Herz wieder beginnen zu schlagen.
Bis diese wundervollen Gefühle schließlich von dem Schmerz überschattet wurden, der mit ihrem Verlust einhergegangen sind.

Ich merke wie sich meine Augen mit Tränen füllen, während meine Finger unaufhaltsam diese Melodie spielen.
Die Musik scheint, als würde sie mir eine Last von den Schultern nehmen und ich lasse mich vollkommen fallen, bis sich plötzlich zwei Arme und ein mir bekannter Duft um mich legen.
Ich spanne meinen gesamten Körper kurz an, bis ich es schaffe mich wieder zu entspannen. Es ist Sophia, die sich an mich schmiegt und mir entgehen die Beben nicht, welche ihren Körper durchzucken wann immer sie schluchzt. Erst als das Lied zu Ende ist lehne ich mich ein wenig mehr an sie, weine stumm weiter.
Ohne, dass sich jemand bewegt schweigen wir eine ganze Weile, bis ich mich schließlich dazu entscheide etwas zu sagen. Auch wenn es mich nur noch tiefer in den Abgrund reißt, in welchem ich feststecke. "Lass mich bitte los Sophia. Ich kann das nicht", flüstere ich und wische mir die Tränen aus dem Gesicht.
"Entschuldige...", flüstert sie mit belegter Stimme und lässt von mir ab, läuft einige Schritte zurück. "Ich... Ich lasse dich wieder allein. Es tut mir leid." Ich höre wie sie bis zur Tür läuft, weshalb ich mich zu ihr drehe und sehe, dass ihre Hand bereits auf der Türklinke liegt, was mich seufzen lässt. "Bleib bei mir", sage ich schließlich leise. "Es gibt gleich Essen. Leiste mir Gesellschaft, dann können wir reden", füge ich noch hinzu.
Über ihre Schulter hinweg sieht sie mich an und lässt ihre Hand sinken. "In Ordnung."

Ich stehe auf, woraufhin sie zur Seite tritt und ich an ihr vorbei gehe, die Kajüte verlasse und den Weg zu meiner eigenen einschlage.
Mir entgeht ihr unbehagen nicht, als ich die Tür öffne und mein Reich zum Vorschein kommt, welches sich im Laufe der Jahre ein wenig verändert hat.
Celia meinte ein wenig umdekorieren und umstellen zu müssen, weshalb nun einige kleinigkeiten neu sind, die Sophia kurz betrachtet, ehe sie sich an den ebenfalls neuen großen Eichentisch setzt, der an der selben Stelle steht wie der alte. Mit dem Tisch sind auch neue Stühle eingezogen, welche eine Sitzfläche mit rotem Samt haben und definitiv bequemer sind als die alten. Alles in allem sieht man, dass ich an Macht und Reichtum dazu gewonnen habe, denn war es damals schon anschaulich eingerichtet, ist es nun luxuriös.

Jason - Eine Ewigkeit im KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt