London, England
Eine Woche später
Schnellen Schrittes durchquere ich den Flur des großen Anwesens, wobei meine Stiefel laut auf dem Boden wiederhallen und öffne die Türe zum Esszimmer. Wie erwartet sitzt Logan am Tisch und trinkt aus seinem Glas. Er sieht mich an, stellt es ab und grinst. "Hallo Bruderherz", begrüßt er mich und auch ich grinse. "Hallo", antworte ich, setze mich unaufgefordert ihm gegenüber und bediene mich an den Speisen die vor ihm auf dem Tisch stehen. "Aus welchem Grund hast du mich ausgerechnet zurück in dieses Land geholt Logan?", frage ich und beisse ein Stück von der Gänsekeule ab. Er grinst frech und isst ein Stück Kartoffel, bevor er antwortet. "Du wurdest hier geboren und ich habe eine Audienz beim König organisieren können. Wer könnte besser zu meinen Gunsten mit einem Englischen Monarchen verhandeln, als ein Englischer König der Meere?"
Ich muss lachen. "Du denkst wirklich, ich könnte etwas für dich beim König aushandeln?"
Er nickt. "Ich habe gehört er hat eine sehr reizende Tochter."
"Die kannst du gerne haben Logan. Ich lasse die Finger von ihr." Er sieht mich skeptisch an. "Du lehnst eine attraktive und dazu noch wertvolle Frau ab?", fragt er. "Ja. In Spanien wartet meine Frau auf mich."
Eine seiner Augenbrauen wandert in die Höhe, jedoch sagt er vorerst nichts und isst weiter, was ich ihm gleich tue. "Also bist du ihr doch verfallen", stellt er nach einer Weile fest und mustert mich. Kauend nicke ich. "Was willst du vom König?", frage ich schließlich, da ich nicht über Sophia sprechen möchte.
"Er führt Krieg gegen Frankreich und benötigt Hilfe. Seine Truppen versagen an den Küsten und du hast genügend Macht, um ihm diesen Sieg zu sichern."
"Du denkst, wenn ich ihm helfe, steht er in unserer Schuld und wir können auf die Krone zurückgreifen?" Logan nickt. Ich lache leise, da dies einerseits ein brillanter Plan ist, aber auch ein ziemlich schwachsinniger. "Er wird nicht auf mich vertrauen. Ich bin kein Captain im Gegensatz zu dir. Ich habe nicht mehr zu bieten als er selbst." Ich nicke, da ich verstehe was er meint. "Wie stellst du dir das ganze vor?", frage ich schliesslich und esse weiter.
"Wir beide nehmen die Audienz war und bieten ihm unsere Hilfe an. Seine Tochter wird auch anwesend sein und ich werde genau sie von mir überzeugen, während du den König von dir überzeugst." Ich muss lachen. Natürlich vertraut Logan ebenfalls auf die kleine. "Ok. Ich bin dabei", sage ich schließlich.Mittlerweile ist es Abend und die Dunkelheit erstreckt sich gepaart mit einem dichten Nebel über Londons Straßen. Mit einem Glas Whiskey in der Hand lehne ich am Fenster und schaue hinaus zum Horizont. Während ich nicht weiter als wenige Meter sehen kann, sieht Sophia wahrscheinlich einen wunderschönen Sternenhimmel. Ich vermisse diese Frau bereits jetzt und das Wissen, dass ich sie erst in vielen Wochen wieder an meiner Seite haben werde schmerzt ungemein. In einem Zug trinke ich das Glas leer und stelle es seufzend auf der Fensterbank ab.
Ich greife nach dem Saum meines Leinenhemds und ziehe es mir über den Kopf, woraufhin die kalte Luft meine nackte Haut streift. Aus Reflex spanne ich meine Muskeln an und greife mir in den Nacken, beginne ihn ein wenig zu kneten, um zu entspannen. Es ist verdammt ungewohnt Tage und Nächte auf dem Festland zu verbringen und scheisse, ich hasse es. Zumindest ohne sie.
Ich entledige mich auch meiner Hose und lege mich daraufhin ins Bett, starre an die Decke des Zimmers und schliesse die Augen. Ich schlafe zwar ein, aber wache mach kurzer Zeit schwer atmend und verschwitzt auf.
"Fuck", keuche ich und fahre mir durch die Haare. Ohne Sophia sind die Albträume in all ihrer Schrecklichkeit zurück und rauben mir den Schlaf.Mein Blick wandert zum Fenster. Draussen ist es noch immer dunkel, was mir die Kürze meines Schlafes umso mehr verdeutlicht. Um noch mehr Albträume zu vermeiden stehe ich schließlich wieder auf und ziehe mich an.
Leise durchquere ich das Haus und trete auf die dunkle Straße. Durch die Kälte richte ich meinen Mantel und schliesse ihn komplett, sodass es aussieht als würde auch ich frieren.
Mein Weg führt mich durch einige Straßen und Gassen, bis ich schliesslich an einem Pub stehen bleibe. Irgendetwas zieht mich in dieses Lokal und kaum das ich es betreten habe wird mir klar, was es war. Die langen dunklen glatten Haare versteckt in einer edlen Hochsteckfrisur kommen mir äusserst bekannt vor und als die dazugehörige Frau sich schliesslich dreht, muss ich grinsen. Auch sie erkennt mich und lächelt, deutet mit einem Klopfen neben sich und nur zu gern komme ich ihrer Aufforderung nach.
"Morgana", begrüße ich sie. "Ich hätte wissen müssen, dass ich dir hier begegne." Sie grinst frech. "Ich liebe diese Stadt und die Diener des Königs sind ein Leckerbissen, aber was machst du hier? Und dann auch noch alleine? Wo ist die schöne Dunkelhaarige Frau?"
Ich greife nach ihrem Krug und trinke einen Schluck des Biers. "Sie ist in ihrer Heimat in Spanien. Ich bin mit und wegen Logan hier. Du weisst doch, dass ich freiwillig nicht nach England zurückkehren würde." Sie nickt verstehend. "Ich weiss. Du bist kein Fan deiner Herkunft."
"Da sagst du was." Ich lache. "Seit dem Tod meiner Eltern habe ich es hier gehasst und als ich St. Ives damals verlassen konnte, war es befreiender als jedes Gefühl, das ich bisher kannte." Sie nickt, sagt jedoch nichts und greift nach dem Krug, um selbst wieder etwas zu trinken. Ich nutze den Moment und mustere sie etwas genauer. Die kleine ist noch schöner geworden, als sie es früher ohnehin schon war und das schwarze edle Kleid, welches sie trägt schmeichelt ihr wirklich sehr. "Du siehst gut aus Mori", höre ich mich schliesslich sagen. Auch wenn ich etwas überrascht über dieses Kompliment bin lächle ich sie an.
Auch sie scheint überrascht zu sein, denn sie mustert mich skeptisch, bevor auch sie lächelt. "Danke. Du aber auch Jason." Sie greift nach meiner Hand und drückt sie kurz, beginnt dann mit dem Daumen über meinen Handrücken zu fahren.Mein Blick wandert zu unseren Händen und ich ziehe meine langsam weg, was ihr lächeln schrumpfen lässt. "Ich würde es nicht tun, wenn es sie nicht gäbe Morgana. Das weisst du." Sie nickt. "Ja. Ich respektiere deine Entscheidung ihr treu zu bleiben Jason und du weisst, wenn du jemanden brauchst, bin ich für dich da. Schließlich verdanke ich dir mein Leben." Sie greift nach ihrer Kette in der der Stein eingearbeitet ist, der es ihr ermöglicht in die Sonne zu gehen und lässt ihn durch ihre Finger gleiten.
Dankend lächle ich sie an. Sie ist eine der wenigen Frauen, die von Anfang an wussten, dass ich mich ihr niemals gänzlich hingeben würde. Nicht so, wie ich mich Sophia hingebe. Dementsprechend akzeptiert sie, dass sie kein Recht hat mehr zu verlangen.
"Möchtest du noch was trinken?", frage ich schliesslich und deute auf den leeren Krug. Sie nickt lächelnd. "Ein Bier", sagt sie und ich stehe auf, um zur Bar zu gehen. Dort bestelle ich zwei Bier, zahle diese und kämpfe mich zurück an den Tisch zu Morgana.
Dankend nimmt sie den Krug entgegen und mustert mich, als ich wieder sitze. "Ich bin froh, dass du jemanden wie sie gefunden hast Jason", sagt sie schliesslich und lächelt scheu. Ihre Zurückhaltung verwundert mich doch ein wenig, denn wenn sie eins normalerweise nicht ist, dann zurückhaltend. Ich nicke kurz und trinke einen Schluck, da ich nicht weiss, was ich darauf erwidern soll. Sie scheint es zu bemerken, denn sie ist diejenige, die das Wort ergreift. "Wollen wir uns die nächsten Tage nocheinmal sehen?", fragt sie und deutet auf ihren Krug der bereits fast leer zu sein scheint. "Ich werde wahrscheinlich bereits vermisst und sollte mich nach diesem auf den Weg machen, aber ich würde dich gerne wieder sehen Jason." Sie lächelt mich an und blinzelt kurz, was ihre Augen noch dunkler wirken lässt. Ich nicke und lächle ebenfalls. "Natürlich. Es würde mich freuen dich wieder zu sehen Mori", sage ich. Sie trinkt einen großen Schluck, bevor der Krug laut auf dem Tisch aufkommt und sie in ihr Dekolté greift. Aus diesem holt sie einen Schein und legt ihn auf den Tisch, steht daraufhin auf. "Ich freue mich. Wir werden uns schon wieder sehen, da bin ich mir sicher." Nach einem kurzen Kuss auf meine Wange wendet sie sich ab und verschwindet nach draussen, ohne dass ich noch was sagen kann.
Ich lache leise. Morgana, Sophia, Valeria und Cariba sind die einzigen Frauen in meinem Leben, die eine Konstante bilden und alle vier gehen des öfteren mit mir um, als wären sie es, die das Sagen haben, aber dagegen tue ich auch nichts. Statt mich daran zu stören amüsiert es mich ehrlich gesagt des öfteren eher und ich freue mich umso mehr darauf der einen für ihr Verhalten eine kleine Strafe zu erteilen. Vielleicht ja wieder mit Fesselspielchen und Klingen...
Die kleinen Narben die Sophia bereits durch die Zeit als meine Partnerin trägt machen sie so unfassbar sexy für mich und es ist, als hätte ich sie für Außenstehende gekennzeichnet, sodass jeder weiß, diese Frau ist mein. Und scheisse sie wird es immer bleiben. Ich kann es gar nicht erwarten sie in ungewisser Zeit wieder zu sehen, aber wenn es soweit ist, soll ihr die Welt wieder zu Füßen liegen.
DU LIEST GERADE
Jason - Eine Ewigkeit im Kampf
VampireJason Grant eine seit Jahrhunderten bekannte Persönlichkeit lebt sein Leben zwischen Tod, Liebe, Verlust und Magie. Begleitet Jason durch sein bereits mehrere Jahrhunderte andauerndes Leben. Angefangen als Knabe an Deck, hochgearbeitet zum Gefürcht...