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Dank eines großen Sprungs lande ich schließlich auf Celias Schiff. Ihre Männer haben sich zwar an mich und meine spontanen Besuche gewöhnt und doch gucken sie jedes Mal erschrocken, wenn ich an ihr Deck kommt.
Im Gegensatz zu ihnen lehnt Celia jedoch bloß grinsend im Türrahmen zu ihrer Kajüte. Ihre Arme hat sie vor der Brust verschränkt, doch als ich auf sie zukomme scheint sie meinen trüben Blick zu verstehen.
Ohne mich aus den Augen zu lassen geht sie einige Schritte rückwärts, sodass sie im Schatten ihrer Kajüte verschwindet und breitet ihre Arme aus. Kaum bin ich bei ihr schließt sie mich in eine feste Umarmung, die ich gerade nur zu gern entgegen nehme, denn verdammt ich brauche sie. Ich brauche Celia.

Jetzt mehr denn je, denn das Gespräch mit Sophia hat erneut alte Wunden aufgerissen, welche in den Jahren mit Celia Stück für Stück, langsam aber stetig, begonnen haben zu heilen.
„Hast du mit ihr gesprochen?", fragt sie irgendwann leise flüsternd, ohne sich von mir zu lösen.
Ich vergrabe mein Gesicht nur noch mehr in ihren weißblonden Haaren, ehe ich mich schließlich zu einem kaum merklichen Nicken durchringe.
„Gut", lautet Celias schlichte Antwort und dann löst sie sich von mir. Nur widerwillig lasse ich dies geschehen, was Celia ein winziges Lächeln entlockt. Sie legt ihre Hände an meine Wangen und ihr Lächeln verändert sich, wird aufmunternder. „Es war das richtige. Du musstest mit ihr reden, Jason. Es hätte dich zerstört, wenn es so weiter gegangen wäre."
Wie immer hasse ich es, dass diese Frau, deutlich jünger als ich, weiser zu sein scheint. Denn ihre Worte sind nichts als die erbarmungslose schmerzende Wahrheit.

„Ich bleibe bei dir Celia." Meine ersten Worte an die Frau mir gegenüber seit unserer letzten Begegnung. Sie klingen rau und hohl und dennoch fühlt es sich richtig an sie auszusprechen. Es ist die richtige Entscheidung. „Ich habe Sophia gesagt, sie soll bei der nächsten Gelegenheit mein Schiff unbemerkt verlassen und solange ihre Arbeit verrichten."
Celia runzelt skeptisch die Stirn und ihr Mund öffnet sich. Zweifellos, da sie etwas einwenden möchte, jedoch spreche ich einfach weiter. „Sie weiß, dass sie aufhören soll, wenn es zu viel wird."
Celias Mund schließt sich wieder und dann nickt sie endlich, so, als würde sie mir ihre Zustimmung geben. „Das ist gut, Jason." Sie streicht mit dem Daumen über meine Wange. „Sehr gut sogar." Ihr Lächeln kehrt zurück, dann geht sie einen Schritt auf mich zu um unseren Abstand zu verringern und zieht mich an sich, sodass sie mich küssen kann.

Ich seufze aus tiefstem Herzen als unsere Lippen aufeinander treffen und lehne meine Stirn an ihre. Mit geschlossenen Augen verweilen wir eine Weile so, bis Celia erneut die Stille bricht. „Wir schaffen das zusammen, Jason. Wir haben dich schon einmal vom Abgrund weggeholt und ich lasse nicht zu, dass du wieder von dort gerettet werden musst. Zusammen. Zusammen werden wir alles durchstehen, was auf uns zu kommt. Ich möchte nur, dass du weißt, dass du dafür mit mir sprechen musst. Immer."
„Ich weiß", brumme ich meine Antwort. „Aber du weißt auch wie schwer es mir fällt mich anderen gegenüber zu öffnen."
Celia lehnt sich zurück um mir in die Augen zu sehen, ehe sie nickt. „Und dennoch tust du es bei mir und so wird es auch bleiben, Jason Grant." Sie greift nach meinen Händen. „Und jetzt hören wir auf mit dieser schlechten Stimmung. Ich habe Hunger und ich bin mir sicher auch du könntest einen Happen vertragen."

Ohne zu zögern zieht sie mich an meiner Hand aus ihrer Kajüte. Sie schleift mich förmlich einmal quer übers Deck, ehe wir gemeinsam die Treppe zu den Unterdecks runter gehen und ihre Schiffsküche ansteuern.
Ihr Koch ist genauso wie Joe jedes Mal wenn ich ihn sehe in seiner Tätigkeit versunken. Mal schneidet er Gemüse, mal rührt er in den großen Töpfen welche dampfend auf einem Ofen stehen.
Heute knetet er einen großen Teig, welchen Celia grinsend betrachtet. „Was hast du heute für uns?", fragt sie ihren Koch. Dieser hält daraufhin mit den Fingern in der Masse versunken inne und sieht sie an. Sein Gesicht ziert eine riesige Narbe, die von seiner linken Schläfe bis hin zu seiner rechten Kinnhälfte geht und doch ist sein Lächeln freundlich. Er sieht sich um und brummt leise, dann jedoch sieht er wieder zu Celia und mir. „Ich könnte ein wenig Käse, Wurst, Obst und die letzten Stücke Brot anbieten, Captain."

Celia sieht mich fragend an. Da ich nichts einwende nickt sie schließlich und dankt ihrem Koch. Dann jedoch richtet sie sich auf und sieht sich kurz darauf in der Küche um. Ein breites Grinsen breitet sich auf ihrem Gesicht aus.
„Lass uns dir helfen. Wir können ein wenig Ablenkung gebrauchen und da ist Küchenarbeit immer gut."
Ich blinzle mehrere Male perplex, genauso wie Celias Koch. Doch da sie sein Captain ist nickt er bloß und wendet nichts ein. „Ihr könntet beim Backen helfen", sagt er und deutet auf den Teig vor sich, dann auf drei Schüsseln die hinter ihm stehen. „Die drei Teige müssen noch geknetet und dann gebacken werden."
Celia zögert nicht sondern nickt sofort und umrundet den alten Holztisch um für sich und mich jeweils eine der Schüsseln zu nehmen. Sie überreicht sie mir und setzt sich dann grinsend an den Tisch.

Einen Moment lang zögere ich noch, doch dann setze auch ich mich an den Tisch und beginne mit der Arbeit.
Es ist ein befremdliches Gefühl seine Finger in einem Batzen Teig zu versenken und diesen zu kneten, denn nach all der Zeit, in welcher ich mich nicht um mein Essen kümmern musste, bin ich überrascht, wie anstrengend dieses Kneten von Teig sein kann. Es wundert mich also auch nicht, dass Joe ein solcher Hühne trotz der ewigen Küchenarbeit ist.

Tatsächlich vergeht auch die Zeit hier unten in der Küche schnell und erst als wir auch den letzen Laib Brot aus dem Ofen holen fällt mir auf, dass ich kein einziges Mal an Sophia gedacht habe.
Die Arbeit hat genau das bewirkt, was sie tun sollte, mich abgelenkt. Auch Celia scheint dies zu bemerken, denn sie grinst zufrieden. Kritisch beäugt sie unsere Werke, doch als der Koch anerkennend pfeift scheint auch sie zufrieden zu sein. „Die sehen gut aus", bemerkt er lächelnd.
„Wenn sie auch noch gut schmecken, nehme ich das Lob an", erwidere ich schmunzelnd was sowohl ihm als auch Celia ein herzliches Lachen entlockt. Ihres jedoch lässt mich die Luft anhalten, denn ich habe sie lange nicht mehr so ehrlich und unbedacht lachen hören.

Es ist ein schönes Gefühl. Ein angenehmes Gefühl, hier mit der Frau zu stehen, die mir hilft mit all meinen Dämonen klar zu kommen.
Sie steht an meiner Seite auch nach allem was ich getan habe und bekämpft gemeinsam mit mir meine Schatten.
Ich greife nach ihrer Hand und drücke sie. Ein stummes Versprechen, dass egal was noch auf uns zukommt, egal was ich noch tue, sie wird immer ein Teil von mir sein.

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Jason - Eine Ewigkeit im KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt