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Der beißende Geruch von verbranntem Fleisch frisst sich durch meinen Leib und meine Seele, während ich wieder durch den Wald laufe, in welchem einst das Haus der Frau stand die ich geliebt habe. Doch dieses Mal ist es nicht die Angst um Amalia die mich vorwärts treibt, sondern die Angst vor dem was hinter mir lauert. Ein Schlachtfeld.

Meine Familie, Logan und unsere Eltern, meine Männer, Morgana. Celia, alle meine Freunde und auch Valeria blicken mich aus leeren leblosen Augenhöhlen an, während ein schrilles Lachen ertönt. Nicht männlich nicht weiblich. Ein Lachen, welches ich so noch nie gehört habe. Eines welches mir fremd ist und mich doch bis in Mark und Bein erschüttert. „Jason!", ruft dann plötzlich eine mir nur allzu bekannte Stimme mit einem mittlerweile wieder stärkeren spanischen Akzent. Ich halte inne und drehe mich um, nur um zu sehen wir sie auf mich zugehumpelt kommt. Sie hustet und spuckt Blut. Ihre Haut ist so weiß und sie so dünn wie an jenem Tag. An dem Tag an dem ich beschlossen habe einer Person in den Tod folgen zu wollen. Einen ihrer dürren Arme streckt sie nach mir aus, so als würde sie mich berühren wollen, doch schafft sie es nicht. Der um Hilfe flehende Ausdruck in ihrem Gesicht weicht einem traurigen, ja verletztem als sie den Arm sinken lässt. „Das ist alles deine Schuld", flüstert sie, dann kippt Sophia zur Seite und meine Beine wollen los rennen, wollen sie auffangen, damit sie nicht in die Flammen fällt, die sie zu vernichten drohen jedoch schaffe ich es nicht. „Deine Schuld", hallt es zwischen den Bäumen wider. „Nein!", rufe ich, versuche irgendwie zu ihr zu kommen und doch gelingt es mir nicht. Mein Schicksal scheint sich zu wiederholen, scheint mich dafür bestrafen zu wollen, dass ich Amalia nicht hatte vor den Flammen retten können und nur kann ich nicht einmal eine einzige Person derer die ich mit meinem ganzen kalten unsterblichen Herzen liebe retten. „Sophia!", rufe ich ihren Namen. Ein Klang der mir gleichzeitig so vertraut und doch unbekannt ist, nach all den Jahren, in denen ich ihn kein einziges Mal ausgesprochen habe.

Ihr schwacher Körper kracht zu Boden und die Flammen erreichen ihre Füße, ihr langes Haar, während sie ein letztes mal die Hand nach mir ausstreckt. Ihre Augen glänzen feucht und erneut brülle ich ihren Namen, doch los komme ich nicht.

„Jason!", höre ich es plötzlich wie sus weiter Ferne und ich sehe mich um, finde jedoch niemanden. Erneut wird mein Name gerufen, dann geht ein Beben durch meinen Körper. „Jason, das ist ein Traum. Nur ein schlechter Traum!" Meine Schultern werden gerüttelt, meine Hände abgewehrt. Immer wieder fällt mein Name, während sich der Wald allmählich auflöst und in eine mir bekannte, reale, Umgebung verwandelt. Celia ist über mich gebeugt und mustert mich mit besorgtem Blick. Ihre Augen huschen über meinen Gesicht, auf der Suche nach was auch immer, während sie immer noch meine Schultern im festen Griff hat. Als ich vorsichtig meine Hand an ihre Wange lege seufzt sie erleichtert. „Du hattest einen Albtraum", flüstert sie leise.

Mehr als ein Nicken bringe ich nicht zustande, denn noch immer hält mich mein Unterbewusstsein in dieser Welt gefangen. In einer Welt in der all meine schlimmsten Ängste wahr geworden sind und ich alles und jeden den ich liebe verloren habe. Seit ich an jenem Abend, an welchem wir uns kennen gelernt haben, mit Celia mitgegangen bin, hat sich einiges verändert. In den letzten drei Wochen haben Celia und ich uns kennen gelernt, sodass ich mittlerweile weiß, was sie in den diversesten Situationen beziehungsweise Gegebenheiten mag, was sich nicht sonderlich von meinen Vorlieben unterscheidet. So ist es natürlich auch dazu gekommen, dass sie Nächte bei mir verbracht hat und bisher hatte ich dank ihrer Anwesenheit keinen der Albträume, die mich seit der Trennung von Sophia wieder in jeder einzelnen Nacht heimsuchen. Nur ist diese Schonfrist anscheinend nun vorbei.

Celias Blick jedoch ist voller Verständnis, als sie mir die Haare von der verschwitzten Stirn streicht. „Du hast von ihr geträumt, nicht wahr?"

Ich hatte ihr nie von Sophia erzählt, aber zweifellos weiß sie einiges durch Morgana, dennoch ziehe ich eine Augenbraue in die Höhe, so als wüsste ich nicht von wem sie spricht.

Jason - Eine Ewigkeit im KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt