18.

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Neapel
Sommer, 1666

"Ich muss jetzt gehen Liebster, mein Vater wartet sicherlich schon auf mich" traurig schaut Amalia mich an, weshalb ich sie aufmunternd anlächle. "Geh nur. Du weisst doch, ich komme morgen um dich offiziell zu meiner Frau zu machen. Dein Vater wird kaum etwas gegen mich als deinen Mann einzuwenden haben" sie nickt unsicher und schaut Richtung Boden. Sofort greife ich unter ihr Kinn und richte ihren Blick wieder in meine Augen "er liebt mich und Logan. Wir haben Geld und alles was sich ein Vater für seine Tochter wünscht. Er wird nicht Nein sagen und du weisst, ich kann ihn immernoch manipulieren, wenn er uns wirklich so dermaßen im Weg stehen sollte"

Ich platziere einen sanften Kuss auf ihre Stirn bevor ich sie an mich drücke und ihren Duft einatme. Auch sie klammert sich feste an mich, scheint die Tatsache zu ignorieren, dass wir uns in ihrer Heimatstadt lediglich in einer kleinen Seitenstraße befinden. Im Laufe des letzten Jahres haben wir uns immer häufiger miteinander in der Öffentlichkeit gezeigt, auch wenn wir den Schein bewahrt haben, dass wir lediglich Freunde sind und Amalia einen anderen Mann heiraten wird.
Vorsichtig löst sie sich von mir, bevor sie sanft lächelt. Ihre Augen sind ein wenig getötet und verquollen, was mich leise lachen lässt. Schnell kriege ich mich wieder ein und halte ihr meinen Arm hin "Darf ich Sie nachhause begleiten Miss?" Frage ich gespielt höflich, worauf sie nickt. "Aber natürlich Mister Grant" mit ihrem Arm hakt sie sich bei mir ein, während sie in ihrer anderen Hand den Korb mit dem Wocheneinkauf hält, welchen wir zuvor gemeinsam getätigt haben.

Langsamen Schrittes um auch ja so viel Zeit wie möglich gemeinsam zu haben laufen wir in Richtung ihres Elternhauses und begrüßen hin und wieder den ein oder anderen Nachbarn mit einem freundlichen Lächeln und einem Hallo.
"Wie geht es Logan?" Etwas weiter abseits des Trubels schaut sie mich mit ihrem stets verliebten Blick von der Seite an. "Ich schätze ganz gut. Er ist in Schottland bei seinen Geschwistern. Sie müssen dort etwas wichtiges erledigen und da er weiss, dass ich hier bei dir bin und bleibe, ist er allein fort" sie nickt verstehend. "Er ist dein einziger Bruder und du lässt ihn einfach ziehen" ironisch lacht sie auf, bevor sie zu Boden schaut und über eine Wurzel steigt die aus dem Boden ragt. Ich zucke lediglich mit den Schultern "nun ja, Meine Eltern, unsere, sind in Amerika und haben uns ebenfalls ziehen lassen. Er würde mich niemals verlassen, wenn es nicht wichtig wäre und er weiss, dass ich bei dir in guten Händen bin" ich schaue auf und kann in der Ferne bereits die Lichter ihres Hauses erkennen. Diese Aussicht bereitet mir wie jedesmal ein ungutes Gefühl und ich würde am liebsten wieder umkehren, sie mit mir nehmen und sie beschützen. "Ich weiss nicht, ob ich meine Geschwister einfach zurück lassen könnte, wenn ich welche hätte" ihre sanfte Stimme wird leiser, je näher wir ihrem zuhause kommen. "Du bestimmt nicht. Dafür hast du ein zu großes und liebevolles Herz" ich lächle sie an, bevor ich stehen bleibe, da ich nicht weiter gehen sollte.
Auch sie bleibt stehen "Und dieses grosse, liebevolle Herz gehört ganz dir Jason Grant" sie tippt auf meine Brust, genau an der Stelle wo mein untotes Herz liegt und lächelt. Auch ich lächle und gebe ihr einen kurzen Kuss "Ich liebe dich" flüstere ich gegen ihre Lippen, lasse dabei meine Hände in ihre Haare fahren und lehne meine Stirn gegen ihre. Ihr warmer Atem streift meine Haut und für einen kurzen Augenblick schliesse ich die Augen, um diesen Augenblick zu geniessen, bevor ich mich wieder aufrichte. Ihr sehnsüchtiger Blick trifft den meinen, bevor sie traurig wird "Ich wünschte, du könntest mich begleiten" flüstert sie leise. Da ich weiss, dass sie sich nichts sehnlicher wünscht nicke ich lediglich und lächle aufmunternd, bevor ich meine Hand an ihrem Rücken platziere und sie ein Stück schiebe, sodass sie läuft.

Nach wenigen Schritten bleibt sie jedoch erneut stehen und dreht sich um, nur um sicher zu gehen, dass ich noch da bin. "Na los geh schon. Ich warte bis zu drinnen bist und gehe erst dann. Ich passe auf dich auf schon vergessen?" Sie nickt "bis morgen" flüstert sie leise "bis morgen" antworte ich und daraufhin dreht sie sich erneut um, um weiter zu gehen. Langsam bringt sie die letzten Meter hinter sich und wird in der Abenddämmerung immer kleiner, bis ich sie schliesslich nur noch durch meine übernatürlichen Fähigkeiten sehen kann. Bevor sie das Haus betritt dreht sie sich jedoch nochmal zu mir um, kann mich nur nicht mehr sehen und geht daraufhin endgültig rein. Erst, als ich die Türe höre wie sie sich schliesst laufe ich in Vampir Geschwindigkeit davon um zurück zu meinem Hotel zu kommen, wo ich eine letzte Nacht ohne Amalia verbringen werde.

Jason - Eine Ewigkeit im KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt