Kapitel 12

1.3K 57 2
                                    

Shawn P.O.V.
„Ich verstehe immer noch nicht, warum du ihr so hinterherrennst. Sie hat dich damals eiskalt sitzen gelassen und war halt nur eine Freundin. Ich dachte eigentlich, du hättest die mal langsam vergessen.", sagt sie herablassend und ich sehe sie schockiert an. „Was zur Hölle ist dein Problem? Mira war mein gesamtes Leben lang meine beste Freundin! Warum hätte ich sie vergessen sollen und vor allem: Warum hätte ich mich nicht freuen sollen, dass ich sie wiedergefunden habe?", motze ich sie an und gucke herausfordernd meine Mutter an. „Weil du verdammt noch mal Wochen danach zu nichts zu gebrauchen warst und sie einfach verschwunden ist. Jetzt, wo du berühmt bist, kommt sie wieder an. Schon komisch, nicht?", sagt sie und jetzt reicht es mir. „Du hast doch verdammt nochmal keine Ahnung! Habe ich von ihr erfahren, warum sie damals verschwunden ist oder du? Hat sie dir erzählt, wie sehr sie leidet unter den Schuldgefühlen und wie sehr sie mich vermisst? Weißt du, wie lange sie mir schon auf Instagram folgt oder das sie sich ein Tattoo als Erinnerung an mich hat stechen lassen? Nein, weißt du nicht! Oder kannst du mir sagen, wie schwer es für ihre Familie in der Zeit nach ihrem Umzug war, mit ihr umzugehen? Ich wette mit dir, dass du es nicht erfahren hast. Ich habe verdammt noch mal ihren Bruder getroffen und mit ihm geredet, bevor ich Mira überhaupt gesehen habe. Und falls du es genau wissen möchtest: Das Mädchen von dem Bild ist Mira!", schreie ich und stürme aus dem Zimmer. Ich hole mir das Album aus meinem Zimmer, nehme meine Schuhe und den Schlüssel und laufe an meinen Eltern vorbei aus dem Haus. Dabei ist es mir egal, dass sie die Folie über meinem neuen Tattoo sehen. Tränen laufen über meine Wangen und erst in ausreichender Entfernung zum Haus ziehe ich meine Schuhe an, was aber schwer ist, da ich vor Tränen fast nichts sehe.

Ich gehe zum Steg und sehe, dass sich dort eine Horde Fans gebildet hat. Wütend blinzele ich ein paar Tränen weg und quetsche mich einfach durch die Fans zu meinem besten Freund, der am Ende vom Steg sitzt. Als ich bei ihm ankomme, geht dann das Gekreische los, weil sie mich erkennen. „Lasst uns einfach in Ruhe! Es gibt Dinge, die auch euch nichts angehen, also lasst uns alleine!", motze ich, als sie noch näher kommen, aber drehe mich nicht zu ihnen um. „Warum sagst du sowas?", fragt ein Mädchen ziemlich in meiner Nähe. Cam steht auf und dreht sich zu den Fans um. „Er sagt das, weil er es auch genau so meint! Der Grund, warum wir hier sind, geht die Öffentlichkeit nichts an, also respektiert es bitte, dass wir auch außerhalb unseres Zuhauses ein Recht auf Privatsphäre haben und Shawn das gerade ziemlich dringend braucht! Wenn er gerade gute Laune hätte, hätte er wohl kaum so einen Ton angeschlagen. Also geht einfach, lasst uns gerade unsere Ruhe und unsere Privatsphäre. Wir nehmen uns gerne Zeit für unsere Fans und machen auch Bilder und so, aber gerade geht es nicht. Merkt ihr nicht, dass es ihm gerade nicht gut geht?", motzt er die Fans an und ich zucke zusammen. Gegen die Tränen in meinem Gesicht mache ich schon lange nichts mehr und presse das Buch an meinen Oberkörper, bevor ich den Kopf senke. Die Menschenmenge hat sich nicht wirklich verkleinert und ich unterdrücke weiterhin krampfhaft das Schluchzen. Meine Arme um das Buch verkrampfen, als ich aufstehe und mich langsam umdrehe. „Was genau versteht ihr an ‚Lasst uns bitte alleine' nicht?", frage ich mit zusammengepressten Zähnen, um zu verhindern, dass meine Stimme bricht. Ein geschocktes Flüstern geht durch die Menge und Cam versucht vorsichtig, das Buch aus meinen Armen zu lösen, aber ich lasse es nicht zu. „Bitte, was wollt ihr noch? Ihr habt uns gesehen und könnt dann jetzt auch wieder gehen. Oder denkt ihr ernsthaft, dass wir jetzt noch Bilder machen? Versteht ihr nicht, dass auch ich mal in Ruhe mit meinem besten Freund reden muss und das vielleicht nicht zuhause sein kann?", fauche ich und Cameron bemerkt, dass ich Mühe habe, meine Wut unter Kontrolle zu halten. Ein paar weitere Leute gehen und ziehen andere mit, doch einige bleiben trotzdem noch. „Shawn, gib mir das Buch.", fordert Cam mich auf, aber ich schüttele den Kopf. „Shawn, das ist nicht gesund wie du das festhältst. Du kannst es mir geben, ich tue dem Buch nichts. Ich bin nicht deine Mutter.", sagt er vorsichtig und ich lockere meinen Griff, sodass er das Album aus meinen Armen befreien kann, was er auch tut. „Lasst uns einfach alleine, was versteht ihr daran nicht?", fragt Cameron genervt und bleibt mit dem Buch in meiner direkten Reichweite. „Wir wollen helfen.", sagt ein Mädchen leise. „Ihr könnt hier aber gerade nicht helfen. Wie wollt ihr mir bei etwas helfen, dass ihr nicht verstehen könnt? Lasst uns doch einfach in Ruhe, wie wir euch die ganze Zeit schon darum bitten!", sage ich so ruhig wie gerade möglich und balle meine Hände zu Fäusten, wobei die Folie über meinem Tattoo spannt. Zwei der Mädchen gehen und versuchen, weitere Mädchen dazu zu bringen, ebenfalls zu gehen. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so selbstsüchtig bist. Lass dir doch helfen, wenn es dir schlecht geht.", sagt eines der Mädchen trocken und geht. „Was denkst du bitte, warum ich hier bin? Um mir von meinem besten Freund helfen zu lassen! Also spar dir so beschissene Kommentare!", rufe ich und sacke dann zusammen, während ich meine Arme nach dem Album ausstrecke.

Cam gibt mir das Buch und ich klammere mich daran fest, als wäre es meine Rettung. Die letzten Mädchen gehen jetzt auch eilig und Cam stützt mich, damit ich nicht komplett falle. „Was ist passiert, Shawn?", fragt er vorsichtig und zieht mich hoch, sodass ich aufrecht sitze. Ein Schluchzen verlässt meinen Mund und ich fokussiere meinen Blick auf das von Folie bedeckte Tattoo. „Ich habe meiner Familie gesagt, dass ich Mira gefunden habe und meine Mutter hat sie komplett schlecht gemacht. Sie hat behauptet, Mira würde jetzt nur wieder ankommen, weil ich berühmt bin und sie wäre ja nur eine Freundin gewesen, sie hätte gehofft, dass ich Mira mal langsam vergessen habe. Sie sei es nicht wert, ihr nachzutrauern.", sage ich matt und meine Wut verwandelt sich jetzt komplett in Trauer. Schweigend legt Cam seinen Arm um meine Schulter und guckt zum Album in meinen Händen. „Darf ich es mir angucken?", fragt er ruhig und ich nicke. Sanft streiche ich über das Cover und gebe es ihm dann. Mein Handy klingelt und ich sehe den Namen von meinem Manager. Ich klicke ihn weg und schalte mein Handy auf stumm. Ehrfürchtig blättert Cameron durch die Seiten und bemüht sich, keine der Zeichnungen zu berühren. Kurz vor Ende liegt noch immer der Brief und Cam liest ihn sich durch. An einigen Stellen zieren kleine wellige Kreise das Papier, die vermutlich durch Tränen von Mira entstanden sind, denn sie waren bereits da, als ich den Brief entdeckt habe. Meine Tränen haben aufgehört, in Bächen aus meinen Augen zu kommen und langsam klärt sich alles in meinem Kopf. „Ich muss nach Ibiza.", stelle ich fest und Cameron guckt verwundert zu mir, während er das Buch schließt. „Warum?", fragt er und ich hole mein Handy raus. „Weil Mira gerade da ist.", sage ich nur und öffne ihr neuestes Bild bei Instagram. „Wow, sie hat sich echt ein Tattoo stechen lassen.", kommt von Cam. „Ich muss nach Hause. Ich muss mit Aaliyah reden, ich nehme sie mit nach Ibiza. Meinen Eltern sage ich nicht, dass Mira da ist. Ich muss sie sehen und kann nicht so lange warten. Kommst du mit? Ich will meinen Eltern gerade nicht alleine gegenübertreten, immerhin haben sie eben auch gesehen, dass ich mir ein Tattoo habe stechen lassen und wissen noch nicht was.", bitte ich ihn und er nickt. „Klar, ich komme mit.", sagt er, steht auf, bevor er mir hochhilft und mir dann das Album von Mira gibt. Noch immer bin ich etwas wackelig auf den Beinen und Cameron bleibt dicht neben mir, sodass er mich zur Not stützen kann. Wir begegnen niemandem auf dem Weg und kaum betreten wir das Haus, kommt Aaliyah angerannt. „Shawn!", schluchzt sie und drückt sich an mich, Tränen laufen über ihre Wangen.

xx Mira | a Shawn Mendes FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt