Kapitel 67

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Mirabella P.O.V.
Nur zwei Stunden später stehe ich mit gepacktem Koffer am Flughafen und warte auf mein Check-In. Mein Handy ist aus und mein Bruder hat mich freundlicherweise hier her gefahren. Meine Haare sind in einem perfekten Zopf, wie ich das geschafft habe, ist mir immer noch ein Rätsel. Aber dafür weisen nur meine verheulten Augen auf meinen Zustand hin. In der Hoffnung, dass mich keiner erkennt, halte ich den Kopf gesenkt und meide es, mich im Blickfeld größerer Gruppen aufzuhalten. Ich hatte so verdammt Glück, dass so bald ein Flug nach Deutschland geht und ich noch einen Platz bekommen habe. Beim Packen habe ich niemanden getroffen, zu meinem Glück. Ich möchte gerade niemanden sehen und schon gar nicht Shawn. Schließlich schalte ich mein Handy doch wieder an, um Claire zu schreiben, dass ich auf dem Weg nach Hamburg bin, wann ich ankomme und ob sie ein Bett für mich frei hat. Sie versichert mir, dass sie mich vom Flughafen abholt und das Shawn ein Arschloch ist. Ich stimme ihr zu, dann stocke ich. Woher will sie das wissen? Mit zitternden Fingern tippe ich diese Frage ein und warte auf ihre Antwort. Camila war live, als sie auf dem Weg zu Shawn war. Das Video findet man überall, auch wenn man nur Camila sieht. Das Netz ist am Ausrasten. Die Infos kommen nur langsam in meinem Gehirn an. Aber irgendwie ist es mir egal. Niemand weiß, wo ich mich aufhalte, hin will und auch generell werde ich selten angesprochen, wenn ich irgendwo bin. Also ist es Shawn, der die ganzen Fragen und das Drama abbekommt. Seltsamerweise breitet sich ein wenig Schadenfreude in mir aus, aber ich bin nicht sauer auf Camila. Sowas kann passieren und mein Gott, ich hätte vermutlich auch nicht als erstes daran gedacht, dass ich das Livevideo beenden muss, wenn ich einen Streit mitbekomme.

Den Flug verschlafe ich größtenteils und am Hamburger Flughafen bin ich einfach nur erleichtert, Claire zu sehen. Camila habe ich zwischendurch kurz geantwortet, dass ich nicht sauer auf sie bin und alles gut ist. Sie hat sich tausend Mal bei mir entschuldigt, während Shawn nicht eine einzige Nachricht geschrieben hat. Gemeinsam mit Claire fahre ich zu ihr nach Hause, sie wohnt noch immer in derselben Wohnung wie früher und mein Zimmer ist jetzt ein Gästezimmer, das, laut ihren Angaben, nicht oft genutzt wird. Meinen Koffer lasse ich einfach achtlos stehen, dann lasse ich mich in das Bett fallen. Ich hasse meinen Jetlag jetzt schon.

Einige Tage gammele ich nur mit Claire rum, dann unternehme ich einige Sachen mit Wincent in Hamburg, da Claire wieder zur Arbeit muss. Wir gehen schwimmen, in einen Kletterpark, fahren Tretboot, machen nächtliche Ausflüge in Parks, um dort auf die Spielplätze zu gehen, und stürzen uns mehr als einmal in das Getümmel der Innenstadt. Mir ist klar, dass einige Fotos von uns auftauchen und auch Shawn sieht diese Bilder. Inzwischen hat er schon oft versucht, mich zu erreichen, aber ich ignoriere ihn. Seine Tour geht weiter, er ist in Amerika unterwegs, und hetzt von einem Termin zum nächsten. Ihm geht es ziemlich scheiße, das fällt ausnahmslos jedem seiner Fans auf, und jedem ist der Grund dafür bekannt. Unser Streit. Shawn blockt jegliche Fragen dazu ab, auch in Interviews, und wird ständig mit Camila gesehen. Die beiden turteln in aller Öffentlichkeit rum, gehen auf Dates und jedes der auftauchenden Bilder und Videos hinterlässt eine schmerzhafte Leere in meinem Körper, die ich allerdings so gut wie möglich ignoriere. Und meine Freunde machen es mir leicht, das alles zu verdrängen, da jeder sich freut, mich wiederzusehen.

Nach rund zwei Wochen ruft Niall mich an und will wissen, ob ich zufällig Lust habe, für eine Woche nach London zu kommen und ihm bei den letzten Songs für sein zweites Album zu helfen. Natürlich sage ich ihm zu und bin auch schon einen Tag später auf dem Weg nach London. Es freut mich, Niall wiederzusehen. Ich habe ihn zwischendurch mal gesehen, als er sich mit Shawn getroffen hat, und ab und zu ein wenig mit ihm geschrieben. Er ist ein Mensch, mit dem man wunderbar zusammen Musik machen kann, und ich freue mich darauf, wieder mit ihm zu arbeiten. Mit meinem Chef habe ich extra geregelt, dass ich mit allen Künstlern, mit denen ich schon mal zusammengearbeitet habe, auch wieder arbeiten darf, ohne dass er darüber in Kenntnis gesetzt werden muss, aber jegliche Anfragen von neuen Künstlern über das Studio laufen müssen.

Wie schon erwartet ist die Arbeit mit Niall unkompliziert und wir sind recht schnell fertig, sodass er mir noch einiges von London zeigt und wir am letzten Abend zusammen mit einigen Leuten aus seinem Bekanntenkreis feiern gehen. Zwar bin ich kein Mensch, der viel von Partys hält, aber dieses Mal kommt mir ein wenig Ablenkung ganz gelegen. Die ganze Sache mit Shawn setzt mir mehr zu, als ich mir eingestehen möchte, und so kommt es, dass ich an diesem Abend als eine der ersten betrunken bin.

Ob es wohl so gut ist, dass sie sich betrinkt? Und was meint ihr, wie Shawn eigentlich mit der ganzen Situation umgeht?

xx Mira | a Shawn Mendes FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt