Kapitel 43

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Shawn P.O.V.
Bin gerade erst zuhause, tut mir Leid. Ich war bis eben noch im Studio. Fassungslos lese ich ihre Nachricht dreimal, bevor ich ihr antworte: Du sollst nicht so viel arbeiten, das ist nicht gesund. Kurz rechne ich nach, wie spät es bei ihr ist, und komme auf kurz vor drei. Jaja, ich weiß. Aber ich habe heute Nachmittag quasi nicht gearbeitet und ich hatte Besuch von Niall (dem du nicht gesagt hast, dass ihn ein Tonstudio erwartet, als du ihn hier her geschickt hast). Du hättest mir auch mal sagen können, dass du ihn zu mir geschickt hast. Auf jeden Fall haben wir noch ziemlich lange an zwei Songs gearbeitet. Ihre Antwort überrascht mich und ich schreibe erst kurz Niall, warum er mir nicht gesagt hat, dass er bei Mira war. Dann wende ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch mit meiner besten Freundin und höre mir ihre nicht wirklich gute Ausrede an, warum es nicht schlimm ist, dass sie noch so lange im Studio war. Auch wenn ich es ihr nicht sage, aber ich mache mir definitiv Sorgen um sie. Mira war früher schon kein Mensch, der gut mit wenig Schlaf umgehen konnte und ich wüsste nicht, wieso das inzwischen anders sein sollte. Und normalerweise hat sie nie so viel gearbeitet, gelernt oder sonst was, dass sie kaum Zeit für sich selbst hat.

Als ich wieder zuhause bin und vor meinem Zimmerfenster sitze, gucke ich direkt auf das Haus, in dem Miras Familie früher gewohnt hat. Jetzt wohnt dort ein relativ junges Paar, aber irgendwie scheint es bei denen nicht mehr so gut zu laufen, immer öfter ist nur einer von beiden da. Mein Blick fällt auf den Baum in der Nähe vom Zaun, der die Grundstücke voneinander trennt. Früher saßen Mira und ich oft in den Ästen des Kirschbaums, haben geredet, Gitarre gespielt, gesungen, Songs geschrieben, Hausaufgaben gemacht, eigentlich saßen wir immer da, wenn das Wetter gut war. Es war unser Ort für alles. Direkt danach kam der Steg, wo wir auch oft waren, aber seltener als in dem Baum. Allerdings kann ich zu dem Steg noch hingehen, ganz im Gegensatz zu dem Baum. Gedankenverloren trommele ich auf die Fensterbank und entdecke dann eine Person, die Kisten in ein Auto auf der anderen Straßenseite packt. Überrascht folge ich ihr mit dem Blick und erkenne dann meine Nachbarin. Kurzentschlossen stehe ich auf, gehe raus und frage sie, ob ich ihr helfen kann. Sichtlich verwirrt dreht sie sich zu mir um. „Das sollte jetzt nicht komisch rüberkommen, aber ich habe durch Zufall von meinem Fenster aus gesehen, dass du Kisten zu deinem Auto trägst und wollte einfach meine Hilfe anbieten.", erkläre ich und sie nickt. „Das wäre sehr freundlich von dir, Shawn. Danke."

Ich folge ihr in das Haus, in dem ich früher ständig war. Der Boden ist noch der gleiche wie vor ein paar Jahren, die Wandfarben nicht. „Diese Kisten sollen noch ins Auto.", teilt sie mir mit und deutet auf knapp zehn Kisten, die ordentlich beschriftet im Wohnzimmer stehen. Ich nicke und nehme einfach eine, um direkt wieder zum Auto zu gehen. Als alles eingeladen ist, geht sie noch ein Mal durchs Haus und scheint sich alles anzusehen. „Warum hast du das alles eigentlich eingepackt, wenn ihr ja scheinbar nicht umzieht?", frage ich dann aus Neugier nach und sie dreht sich zu mir. „Er zieht nicht um, aber ich bin jetzt weg. Er betrügt mich und ich werde mir das nicht weiter geben.", sagt sie nur trocken und erstaunt schlucke ich. „Ich komme damit klar, alles bestens. Ich habe eine Wohnung am anderen Ende von Pickering und werde ihn einfach aus meinem Leben schieben.", erklärt sie mir und ich nicke überfordert. „Weißt du, Shawn, manchmal ist es einfach besser, wortlos zu gehen, als sich zu verabschieden, weil das nur alles verkompliziert. Aber ich nehme es ihm nicht übel. Mir war schon lange klar, dass das mit uns nicht für immer halten würde. Sie waren befreundet und er hat all diese kleinen Dinge gemacht, die zeigen, dass man in jemanden verliebt ist. Auch wenn man es selber noch nicht weiß. Und ich würde theoretisch noch weiter mit dir reden, aber er müsste bald wiederkommen und dann will ich weg sein. Also dann, vielleicht sieht man sich mal wieder." Ihre Worte sind emotional, aber nicht verbittert oder negativ behaftet. Eher klingt sie hoffnungsvoll.

Ich folge ihr aus dem Haus, verabschiede mich von ihr und sehe dann dem Auto nach. Einer ihrer Sätze geht mir nicht aus dem Kopf. Manchmal ist es besser wortlos zu gehen, als sich zu verabschieden, weil das alles nur verkompliziert. Und auf einmal verstehe ich, wieso Mira das alles gemacht hat. Wie sie sich gefühlt haben muss und wieso sie Angst vor einem Abschied hatte.

xx Mira | a Shawn Mendes FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt