Kapitel 39

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Mirabella P.O.V.
Shawn dreht sich um und steigt in sein Taxi. Mein Blick verfolgt das Auto, bis ich es nicht mehr sehen kann und dann beginnen Tränen über mein Gesicht zu laufen. Er soll bei mir bleiben, ich will ihn nicht immer kurz sehen und mich dann gleich wieder verabschieden müssen. Ich bleibe vor der Haustür stehen, sinke auf den Boden und tue nichts gegen die Tränen, die meine Sicht verschwimmen lassen.

Ich schrecke auf, setze mich hin und reibe über mein Gesicht. Ich habe im Schlaf geweint. Schon wieder. Mein Blick fällt auf den Wecker neben meinem Bett. Es ist halb fünf. Seufzend verdränge ich die Bilder aus meinem Kopf und schiebe Shawn mühsam in die hinterste Ecke meines Gehirns. Einschlafen ist jetzt nicht mehr möglich, das ist mir klar. Die letzten drei Wochen ging es auch nicht. Meine Füße schiebe ich langsam über die Bettkannte und stehe auf. Draußen ist es noch immer eiskalt und ich ziehe mich leise an. Mit meinen Schlittschuhen in der Hand verlasse ich das Haus, in dem meine Wohnung liegt, und fahre zur Eishalle, wo ich in den letzten Wochen schon sehr oft war. Ab fünf Uhr morgens ist jemand da und eigentlich ist die Zeit für Profisportler zum Trainieren, damit sie ungestört sind, aber bei mir machen sie eine Ausnahme.

Sobald ich die Tür öffne, schlägt mir klare kalte Luft entgegen und leise Musik ist zu hören. Sobald man auf dem Eis ist, hört man die Musik nicht mehr, weil die Kufen die leisen Töne überdecken. Eigentlich schade, aber vermutlich können die meisten sich ohne Musik besser konzentrieren. Ich begrüße den Mitarbeiter und gehe die Treppe nach unten zur Eisfläche. Ein junges Mädchen trainiert schon, ihr Trainer steht am Rand. Sie ist ein bisschen jünger als ich und ist immer vor der Schule hier. Generell ist sie eigentlich immer hier, wenn ich auch gerade hier bin. Ich wechsele meine Schuhe und betrete dann die glatte Fläche. Früher war ich ständig auf dem Eis, ich habe Eishockey gespielt und auch Eiskunstlauf gemacht, aber damit habe ich aufgehört, als ich nach Deutschland gezogen bin. Jetzt stehe ich wieder hier, regelmäßig, und bekomme ab und zu Hinweise von den Trainern der anderen. „Hallo Bella!", ruft Mia über die Fläche und ich winke ihr zu, bevor ich mich mit meinem rechten Fuß abstoße und erst zwei Runden am Rand entlang fahre, um reinzukommen.

Um halb acht verlasse ich das Gebäude wieder und hänge meine Schlittschuhe über meine Schulter. „Der frühe Vogel ist ein verdammt beschissenes Tier...", murmele ich und schlage den Weg zur Bushaltestelle ein. Auf laufen habe ich gerade gar keine Lust. Bis der Bus kommt, schreibe ich mit Matthew über mögliche Termine, wo wir uns mal wieder sehen könnten. Es ist irgendwie alles ziemlich kompliziert, weil mein Vater in Kiel wohnt, meine Mutter jetzt nach Bremen gezogen ist, ich in Hamburg wohne und Matthew wegen seiner Arbeit nach Berlin gezogen ist. Ich meine, was ist der Sinn daran? Klar, wir werden älter und selbstständiger, aber dass man sich so selten sieht, ist auch nicht die beste Lösung. Der Bus hält eine Straße von meiner Wohnung entfernt und meine Schritte werden automatisch schneller bei dem Gedanken an eine warme Dusche. Claire schläft noch, als ich die Tür öffne und ich ziehe leise meine Schuhe und Jacke aus.

Wer auch immer auf die Idee gekommen ist, die Dusche zu erfinden, verdient eine Auszeichnung dafür. Ich lasse das warme Wasser über meinen Körper laufen und entspanne mich augenblicklich. Meiner Meinung nach war die Dusche schon immer der beste Ort, um über alles nachzudenken, aber diesmal schalte ich meinen Kopf aus, weil ich nicht nachdenken will. Zwanzig Minuten später sitze ich mit nassen Haaren am Esstisch und esse Müsli, während ich auf Instagram bin. Es ist noch immer ungewohnt für mich, dass die halbe Welt wissen will, wer ich bin und woher ich Magcon kenne. Ich werde auf Unmengen an Bildern markiert, Ausschnitte aus den Vlogs von Silvester, Beiträge von Fanpages, die Vermutungen aufstellen, Artikel von irgendwelchen Klatschzeitungen, die Mist erzählen und sich alle das Recht nehmen, mich Mira zu nennen. Mira Smith, die geheimnisvolle Freundin der Magcon-Jungs. Wer ist sie wirklich? Genervt verdrehe ich die Augen und kommentiere dann unter dem Bild: Vielleicht sollten Sie erstmal lernen, wie ich heiße. Mein Name ist Mirabella und ich möchte Sie bitten, damit aufzuhören, mich Mira zu nennen. Vielleicht denken einige, dass ich übertreibe, aber solange ich mich der Person nicht explizit als Mira vorgestellt habe, wird diese Person mich auch nicht so nennen. Shawn schweigt wie ein Grab über mich und es stört mich nicht. Die Anderen beantworten Fragen nach mir so schwammig, dass die Welt immer noch nichts weiß. Irgendwie ist es komisch, dass alle verschiedene Ideen haben, woher ich alle kenne. Ich bin mit Shawn zusammen. Shawn und ich kennen uns, weil wir mal einen Song zusammen aufgenommen haben. Ich bin mit Lox befreundet und sie hat mich in die Gruppe gebracht. Cam und ich kennen uns schon lange. Es gibt noch so viel mehr, aber das sind die häufigsten Theorien. Dann bekomme ich eine Idee.

xx Mira | a Shawn Mendes FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt