Je mehr ich an der Story arbeite, desto bewusster wird mir, wie froh ich bin, nicht so ein verwöhnter, reicher Schnösel zu sein. Was bringt einem das überhaupt? Er tut doch den lieben langen Tag nichts anderes, als wie ein Köter auf Testosteron sein Ego zu pushen. Auf der anderen Seite verdiene ich so meine Brötchen, also sollte ich nicht meckern oder mich beschweren. Wenn es keine Skandale und Storys geben würde, wäre ich arbeitslos und das wäre auch nicht gerade besser. Und solange die Menschen sich noch dafür interessieren, was diese Menschen den lieben langen Tag so treiben, habe ich ihnen die Antworten und Storys zu beschaffen.
Ich suche mir das erste Foto heraus. Man sieht die Yacht, aber man sieht auch den Prinzen und seine Schoßhündchen. Sie sind hinten auf dem Schiff. Es ist eine freie Fläche am Heck. Alleine das Holz, mit dem der Boden ausgekleidet ist, wird teurer sein, als Zayn und meine Wohnung. Man sieht deutlich, dass Mister-ich-bin-so-toll seinen Spaß hat. Er sitzt an der Seite auf dem Sofa und hat seinen Blick auf die Models gerichtet, die sich halb nackt vor ihm räkeln. Mit Sicherheit läuft dort gerade Musik. Wenn man die Fotos durchgeht, sieht man deutlich, dass sie aufreizend tanzen. Der Prinz hat einen Tumbler aus Kristall in der Hand und lehnt sich nach hinten. Er genießt es offensichtlich von diesem Menschen umworben zu werden. Er trägt ein Hemd, das halb geöffnet ist und eine schwarze Hose. Es könnte eine Badehose sein.
Ich verdrehe die Augen. Wieso kann ich jetzt nicht einfach über die US-Open schreiben? Schließlich sind die momentan auch und meiner Meinung nach deutlich wichtiger, als die Orgien des nervigen Prinzen, der sich nicht einmal dafür anstrengt, irgendetwas zu erreichen. Diese Sportler hingegen haben jahrelang trainiert und Zeit, Leidenschaft, Schweiß und Blut investiert, um dort stehen und antreten zu können.
Ich lese mir die Notizen von Monroe weiter durch. Dann halte ich inne, schalte auf die Fotos zurück und scrolle sie durch, bis ich es gefunden habe. Er hat es wirklich vor die Linse bekommen! Und dann auch noch so, dass man es klar und deutlich erkennen kann! Jackpot. Ich mache mich sofort daran, den Artikel zu verfasse. Ich teile mir die Abschnitte ein und lege den Fokus von Anfang an auf die Freizeit Beschäftigung des Prinzen. Er lässt die Models einfliegen, lässt sie für sich und seine Freunde tanzen. Es sind sowohl männliche, als auch weibliche Stripper unter ihnen. Einige der Männer kennt man aus der Magic-Mike-Live-Inszenierung, wie ich erfahre. Als ich mir die Besetzung auf der Internetseite anschaue, stelle ich fest, dass Monroe auch damit recht hat.
Also besteht der erste Part daraus, über die Tänze zu berichten, die dann doch sehr deutlich in eine bestimmte Tanzrichtung gehen. Mal schauen, in welcher Reihenfolge Trevor die einzelnen kleineren Artikel haben will; das überlasse ich ihm und seiner Erfahrung.
Es dauert ein wenig, aber dann setze ich mich an das nächste Thema. Auf einigen Fotos sieht man die Stars am Strand, sie scheinen auch dort ihren Spaß zu haben. Man sieht vier Flaschen Scotch in einem Kühler stehen und natürlich auch den Whiskey. Sie haben den Nachmittag wohl am Strand verbraucht und waren im Restaurant essen. Dafür wurde das Restaurant allerdings gesperrt, niemand anderes durfte dorthin.
Anschließend kümmere ich mich um das eine Foto, dass wohl am meisten Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Der Prinz ist mit seiner Gefolgschaft wieder auf der Yacht. Sie feiern, der Alkohol fließt natürlich weiter, aber jetzt sieht man auf einem Tablett doch etwas anderes. Das Tablett ist silbern und mich würde es nicht wundern, wenn es eben aus diesem Material besteht. Außerdem liegen Geldscheine auf der Platte. Man kann es nicht gut erkennen, aber Monroe hat geschrieben, dass es sich um 500-Euro scheine handelt. Als ich mir Bilder von diesen Ansehe, scheint es wieder zu stimmen. Auch wenn man die Zahl nicht direkt erkennt, sehen die Scheine, dieser Währung sehr ähnlich, Farbe und das Bild darauf stimmt überein.
Auf dem Foto sieht man, wie sich eine Frau, die nur einen roten Bikini trägt, welcher aber so gut wie nichts bedeckt, nach unten beugt und einen gerollten Schein an ihre Nase hält. Außerdem sieht man noch drei oder vier weitere Lines, sowie ein Tütchen mit zusätzlichem Stoff. Dieser ist inzwischen garantiert auch leer. Der Prinz steht an der Seite, wieder mit seinem Tumbler in der Hand und sieht zu. Es gibt kein Bild, wo er selbst das Kokain zieht, aber Monroe hat mir geschrieben, dass er es getan hat. Ich werde in meinen Artikel zwar schreiben, dass es nicht sicher ist, ob er es getan hat, aber die Vermutung werde ich natürlich äußern. Das wird eine richtig geile Schlagzeile!
Ich schreibe, ändere hier und da immer wieder meinen Artikel, korrigiere Dinge und recherchiere weiter. Die Fotos habe ich direkt am Anfang durch ein Programm laufen lassen, dass Photoshop erkennt, aber sie sind offensichtlich wirklich komplett echt. Der Artikel nimmt langsam aber sicher Gestalt an.
Irgendwann kommt Trevor zu mir an den Tisch. „Wie weit bist du?" Ich lehne mich nach hinten und nehme die Finger von der Tastatur. „Du schreibst schon?" fragt er überrascht und blickt zu mir. „Natürlich." erwidere ich verwundert. Das ist mein Job! Er nickt. „Wie weit bist du?" - „Lies mal drüber. Ich sollte heute Abend noch fertig werden." erwidere ich und rolle mit meinem Stuhl ein Stück zurück, sodass er besser auf den Bildschirm schauen kann. Er liest sich die einzelnen Abschnitte durch und sieht ab und an auf den anderen Bildschirme, wo ich die Bilder aufgerufen habe, die ich am besten für den Artikel finde.
„Das ist gut. Das ist ein Skandal." Ich nicke. Er richtet sich wieder auf. „Aber trotzdem wirst du es überarbeiten müssen. Man merkt, dass du die letzten Jahre über Sport geschrieben hast. Es ist zu trocken, nicht greifbar genug. Denk daran, dass deine Zielgruppe nun überwiegend Frauen sind." meint er dann. „Schreib sanfter, nicht so hart und trocken. Das ist kein Fußball, das ist der Prinz von England." Innerlich verdrehe ich die Augen. Sonst noch Extrawünsche? Wie wäre es mit einem Einhorn? Aber ich nicke. „Gut, wie viel Zeit habe ich noch." - „Der Artikel muss morgen kommen. Schick das Foto sofort an die Mediendesigner. Das muss aufs Titelblatt." sagt er. Ich unterdrücke ein grinsen. Ich sag ja: Jackpot. Natürlich haben es meine Artikel hier und da schon einmal auf ein Fenster auf dem Titelblatt geschafft, aber die Schlagzeile zu stellen, ist schon ein geiles Gefühl.
Zumal ich erst seit gestern hier sitze. Tja Missi. Ich kann es also doch. Ich schicke das Foto sofort in die fünfte Etage. Auch die anderen Fotos hänge ich an. Es ist jetzt 16 Uhr. Ich werde mich beeilen müssen. Ich überarbeite den kompletten Artikel, versuche sanfter zu schreiben. Natürlich, weiß ich, was Trevor damit meint, aber es ist einfach nicht mein Stil zu schreiben. Nicht in diesem Ausmaß jedenfalls.
Es ist 20 Uhr, als ich fertig bin. Ich schicke meinen Text an Trevor. Er korrigiert hier und da noch einige Sachen, aber im Grunde genommen, habe ich es nicht schlecht gemacht; gerade für die Zeit, die ich hatte, mich mit dem Thema auseinander zu setzen. Er schickt es weiter in die Fünfte. Noch vier Stunden, dann geht die morgige MiRoyl in den Druck. Morgen um drei werden die ersten Zeitungen ausgeliefert. Dann geht alle zehn Minuten ein neuer Satz Zeitschriften raus. Die Druckerei außerhalb Londons. Über ein internes Netzwerk, wird die fertige Ausgabe weitergeleitet.
Ich bleibe noch, hole mir aber einen Tee in der Küchenecke. Sie ist neben der Tür zum Treppenhaus und es kommt ein junger Mann auf die Etage geeilt. Er ist außer Atem. Verwundert sehe ich ihn an. „Miss Tremblay war im Aufzug." Er atmet zwei mal tief durch. „Es stimmt doch, dass man dann die Treppe nehmen muss, oder?" fragt er keuchend. Ich schmunzle, nicke dann aber einfach. Ja, als Praktikant muss man das allerdings. Wir anderen warten dann einfach auf einen an der anderen sechs Fahrstühle. Er weiß wohl nicht, dass er sie um die Ecke findet. Man sieht nur eine Aufzugstür, da nur diese mit dem Logo bedruckt worden ist und Missi es sonst unästhetisch findet. Also muss man um die Ecke gehen. Er hat offensichtlich die Treppe genommen.
„Ah.. der Praktikant.." fragend sieht Trevor ihn an. „Jack." antwortet er und fährt sich durch die Haare. Er überreicht Trevor einen der zwei transparenten Umschläge. Trevor blickt drauf und nickt dann. „Geh zu Miss Tremblay." Jack nickt und eilt wieder aus der Tür. Dann gibt Trevor mit den Umschlag. Er hat die Größe eines DIN A 3 Blattes. Dahin ist ein Druck in DIN A 4 Größe des Titelbildes für morgen. Ich lächle. Es ist das Bild von der Yacht und meine Schlagzeile dazu.
„Gute Arbeit Tomlinson." nickt Trevor und geht zurück an seinen Platz. „Du kannst Schluss machen." Es ist inzwischen neun Uhr Abends. Als ich das Gebäude verlasse, war ich zwölf Stunden dort. Natürlich entspricht das nicht meiner Arbeitszeit, aber das war mir das Titelbild wert. Zayn ist natürlich schon nach Hause gefahren, aber das kann ich ihm nicht verübeln. Ich nehme also die Tube und auch, wenn ich noch einmal eine gute halbe Stunde brauche, bis ich Zuhause die Tür aufschließen kann, bin ich die ganze Zeit gut gelaunt.
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Auf der Yacht sind also Stripper*innen und Alkohol und Drogen unterwegs. Was haltet ihr davon, dass Louis diese Story gebracht hat? Freut ihr euch für Louis? Was meint ihr folgt auf diesen Skandal?
Love L
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FanfictionWoher weiß man eigentlich, dass man sein Ziel erreicht hat? Wenn man seine Aufgabe erfüllt hat? Oder wenn man glücklich ist? Dann sollte es doch so sein, dass beides das gleiche ist, oder? Schließlich ist die Aufgabe nicht gut, wenn man unterm Stric...