Die Mädchen zeigen Harry ihr Zimmer, ihre ganzen Spielsachen und sie erzählen ihm von ihrer Schule und ihren Freunden. Harry lernt das Haus kennen und ist nach kurzer Zeit schon sehr beeindruckt von Gemmas Arbeit. Erst jetzt weiß Harry so wirklich, wo die Erlöse der Spendengalas hinfließt und wie wichtig dieses Geld doch ist. Er hätte Louis gerne dabei, er hat so viele jüngere Geschwister, dass er mit Sicherheit was, über was man mit Kindern so spricht.
Im Gemeinschaftsraum zieht er die Aufmerksamkeit natürlich wieder auf sich. Einige Kids reden mit ihm, aber Harry fällt auf, dass William nicht dabei ist. Nach einiger Zeit sieht er sich um und entdeckt ihn an der Seite stehend. Er beobachtet das Geschehen, hält sich offenbar aber selbst daraus. Seine Arme hat er um seinen Körper geschlungen und er kaut auf seiner Unterlippe herum. Harry beendet die Gespräche mit den anderen Kindern zügig, steht auf und läuft auf den schwarzhaarigen Jungen zu. Erst bemerkt er es gar nicht, da er seinen Blick auf Gemma gerichtet hat, aber dann werden seine Augen groß und er tippelt hin und her.
„Hey, wieso bist du so am Rand?" fragt Harry ihn, als er sich zu ihm gesetzt hat. Diese Kinderstühle sind zwar verflucht niedrig und mit der Hose ist es wirklich sehr unbequem, aber er ignoriert es. Der Junge schluckt und zuckt nur mit den Schultern. „Magst du die anderen Kinder nicht?" hakt er nach. Kurz zögert William, dann schüttelt er aber den Kopf. „Sie sind schon okay." sagt er leise und spielt mit seinem Hemd. Es sitzt etwas schief und Harry lächelt leicht, als er daran denkt, dass er es bestimmt angezogen hat, weil hoher Besuch kommt. Welches Kind in diesem Alter zieht schon freiwillig Hemden an? Er auf jeden fall nicht, er mochte es überhaupt nicht. Er musste aber.
„Aber?" hakt Harry nach. Er zuckt wieder mit den Schultern. „Sie reden viel." meint er nur und Harry nickt verstehend, das tun sie wirklich. „Sie haben mir viel erzählt, von der Schule und ihren Freunden." meint Harry dann. „Auf welche Schule gehst du?" William antwortet ihm und zögert danach kurz. „Interessierst du dich wirklich für uns?" Harry ist erstaunt über diese Frage und etwas perplex, dass dieser kleine Junge wirklich darüber nachdenkt, dann nickt aber aber schnell. „Wieso sollte ich das nicht tun?"
„Meine Tante hat immer gesagt, dass reiche Menschen sich sowieso nicht für uns interessieren." erwidert er. „Und du bist doch sehr reich." Harry schmunzelt, antwortet darauf aber nicht direkt. „Deine Tante?" fragt er stattdessen und William nickt leicht. „Ich habe bei ihr gewohnt." fängt er an zu erzählen. „Ich interessiere mich sehr wohl für euch." sagt Harry dann ruhig und lächelt ein wenig. William sieht ihn ein wenig erstaunt an, lächelt dann aber schüchtern und erzählt weiter. „Meine Mummy ist nicht mehr hier und mein Dad ist Zigaretten kaufen gegangen." William zuckt mit den Schultern. „Er hat mich zu meiner Tante gebracht, aber nicht wieder abgeholt. Da war ich vier glaube ich." Harrys Augen werden groß. Der Junge ist bestimmt sieben oder acht Jahre alt. Er versteht manche Menschen einfach nicht, wie kann man sein Kind nur so im Stich lassen?
„Meine Tante sagt, Mummy ist im Himmel und Dad ist weg. Dann durfte ich bei ihr auch nicht mehr wohnen." meint er. „Warum das?" fragt Harry ihn und denkt für einen Moment, dass diese Frage zu persönlich ist, aber William antwortet ihm ohne zu zögern. „Sie haben bei ihr so Sachen gefunden. Ähm.. es sah aus wie Mehl, aber sie sagen es war kein Mehl." Kokain. Harry merkt, wie sein Anzug ihn immer weiter einengt und wie sehr er sich wünscht, William hätte eine funktionierende Familie gehabt. „Aber hier ist es auch okay. Ich bin seit ein paar Monaten hier und so schlimm ist es gar nicht." grinst er und Harry sieht dabei seine Zahnlücke. „Manchmal ist es sehr laut, aber das ist nicht so schlimm. Außerdem ist das Essen besser und wir spiele Fußball zusammen." - „Du spielst Fußball?"
William nickt und seine Haare fliegen dabei ein wenig. „Ja! Du auch?" Harry lacht, schüttelt aber den Kopf. „Nein, tue ich nicht. Aber ich kenne jemanden, der es liebt." Wie könnte er dabei auch nicht an Louis denken? William lässt die Schultern sinken. „Oh.. ich dachte, wir spielen vielleicht." Harry überlegt einen Moment, steht dann aber auf. „Ich bin unfassbar schlecht. Du musst mir zeigen, was ich machen muss." Williams Augen werden groß und er nickt begeistert. Dann schnappt er sich Harrys Hand und rennt mit ihm in den Garten. Steven kommt mit drei Männern hinterher geeilt, aber Harry kümmert das kaum.
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Fiksi PenggemarWoher weiß man eigentlich, dass man sein Ziel erreicht hat? Wenn man seine Aufgabe erfüllt hat? Oder wenn man glücklich ist? Dann sollte es doch so sein, dass beides das gleiche ist, oder? Schließlich ist die Aufgabe nicht gut, wenn man unterm Stric...