35. Kapitel

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„Wann siehst du ihn wieder?" fragt Zayn mich beim Abendessen. „Samstag. Vielleicht." antworte ich und nehme schnell noch eine Gabel. „Vielleicht?" Ich zucke mit den Schultern. „Ich hatte Freitag vorgeschlagen, da kann aber aber nicht. Er sagt mir noch, ob es Samstag wirklich klappt." Zayn schmunzelt. „Dann habe ich also die Wohnung für mich." Skeptisch sehe ich ihn an. „Wer sagt, dass ich ihn nicht mit hierher nehme." Zayn sieht mich nur als, als hätte ich gerade gesagt, ich mag den Linksverkehr hier. Das tue ich ganz und gar nicht. Ich bin so oft schon beinahe überfahren worden, vor allem, als ich hier in England angekommen bin. Es war echt ätzend.

„Du bringst den Kerl wohl kaum hierher, wenn ich da bin. Erstens wäre das echt dämlich von dir und zweitens will ich euch nicht beim Vögeln hören. Oh und drittens hat er was eigenes und kann dich dahin mitnehmen! Das wäre einfacher für uns alle:" antwortet Zayn mir, als wäre ich völlig verblödet. Ich verdrehe die Augen. „Schon klar. Du bist ein Idiot, weißt du das?" Er grinst scheinheilig. „Als würdest du mich das je vergessen lassen." Spinner.

Mein Handy klingelt und ich sehe, dass es meine Mum ist; ein Videoanruf. Ich nehme an und lehne das Handy gegen die Flasche, die vor uns auf dem Tisch steht.

„Hi Mum." - „Hallo Schätzchen, oh hallo Zayn." lächelt sie. „Hey Jay." antwortet er freundlich. Meine Mum hat ihm recht früh angeboten, sie bei ihrem Vornamen anzusprechen, aber das kann wirklich daran liegen, dass sie glaubt, Zayn rettet mich vor dem Hungertod. „Wie geht's euch beiden Jungs so?" fragt sie dann. „Alles gut." meine ich und zucke mit den Schultern. Zayn grinst. „Louis ist verliebt." Perplex und empört sehe ich den Schwachkopf von Mitbewohner neben mir an. „Alter!" Meine Mum sieht überrascht zu mir. „Wirklich? Hast du jemanden kennengelernt?" fragt sie mich dann interessiert. Ich verdrehe die Augen. „Danke." murre ich nur, aber Zayn grinst zufrieden.

„Ich bin nicht verliebt, Mum." Skeptisch sieht sie zu Zayn, dann wieder zu mir. „Aber?" - „Ja, ich habe jemanden kennengelernt." sage ich nur und esse weiter. Sie schmunzelt. „Und weiter?" - „Was und weiter?" Sie seufzt. „Wo habt ihr euch kennengelernt?" - „Bei der Arbeit." weiche ich aus. „Ich musste ein Interview führen und er war dabei." antworte ich ihr. Ich habe meiner Familie recht früh gesagt, dass ich dem männlichen Geschlecht nicht abgeneigt bin. Es gab für mich nie einen Grund oder Anlass, es ihnen zu verheimlichen. In der Umgebung, in der ich aufgewachsen bin, war es nie ein Problem, ich war außerdem nicht der erste, eine Freundin meiner Mum ist inzwischen mit einer Frau verheiratet, deswegen wusste ich auch lange nicht, dass daraus überhaupt so ein Drama gemacht werden kann. Ich bin dankbar dafür; meine Mum und meine Familie standen in dem Punkt immer hinter mir. Klar, in der Schule haben am Anfang einige wenige dumme Sprüche gedrückt, aber das war mir dann auch egal. Es war ein Jahr vor meinem Abschluss, als es schließlich wirklich jeder wusste und die meisten waren reif genug, es zu akzeptieren.

Einige wussten einfach nicht, wie sie darauf reagieren sollen. Inzwischen bin ich mir recht sicher, dass es einfach deren Unsicherheit war, ich bin nicht sauer, nicht nachtragend oder so. Sie wussten es einfach nicht und haben dann aber ziemlich schnell begriffen, dass ich immer noch der gleiche Junge bin.

„Und ihr trefft euch?" fragt Mum weiter, aber bevor ich antworten kann, tut Zayn das schon mir mich. „Tun Sie. Samstag wieder, wahrscheinlich." Er weiß, dass ich es ihm nicht böse nehme, grinst aber trotzdem provokant. „Ja.. wir sehen uns ab und an, schreiben und so. Nichts besonderes." spiele ich das ganze etwas herunter. Ich werde mit Garantie nicht erzählen, dass ich durch einen Gang im Keller in den Buckingham Palace geschleust wurde, um dort den Prinzen zu treffen und Burger zu essen. Ich meine, das weiß ja nicht einmal Zayn. Sie werden es erfahren, wenn ich mir nicht mehr ganz so unsicher bin, was da eigentlich läuft. Und vor allem; wie lange es läuft. Ich werde einen Teufel tun und es an die große Glocke hängen. Irgendwie kommt es dann doch an die Öffentlichkeit und mit meinem Glück verdonnert Trevor mich noch, selbst den Artikel zu schreiben. Danke, aber nein danke.

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