Und es bleibt auch Samstags noch keine große Sache. Harry ist schon längst in Schweden angekommen, das kann man in allen Medien sehen. Er zeigt sich freundlich und zuvorkommend in der Öffentlichkeit. Man könnte meinen, dieser Kerl hätte nichts mit dem auf der Yacht zu tun. Aber ich ignoriere es trotzdem so weit es geht. Dadurch, dass ich Wochenende habe, klappt das erstaunlich gut.
Ich denke gar nicht erst daran, was passieren wird, wenn ich Montag wieder hinter meinen Schreibtisch muss und über den Aufenthalt von Mr.-Prinz-von-England berichten darf. Wie sehr ich mich schon darüber freue. Es wird bestimmt wahnsinnigen Spaß machen, über seine neuen Eroberungen zu berichten. Ob er ihnen auch ein Restaurant gemietet hat? Vermutlich. Oder irgendetwas anderes. Ich schüttle den Kopf. Das soll aufhören! Ich will nicht an ihn denken.
„Alles gut?" fragt Zayn mich irritiert. Ich nicke nur und lege weiter die Wäsche zusammen, die ich gerade von dem Wäscheständer auf unserem kleinen Balkon genommen habe. Noch ist es warm genug, nicht den Trockner anschmeißen zu müssen. Zayn kocht währenddessen unser Abendessen. Er glaub mir nicht, das weiß ich auch so, aber ich bin dankbar, dass er nichts weiter dazu sagt.
Die Wäsche sammelt sich auf unserem Wohnzimmertisch. Nebenbei läuft der Fernseher, aber ich achte eigentlich kaum darauf. Dann aber kommen diese Promi-Nachrichten und natürlich muss auch über die Royals berichtet werden. Ich verdrehe die Augen, als die Bilder gezeigt werden, lege das Shirt aber zur Seite und blicke auf den Bildschirm. Gestern haben Sie sich mit der Schwedischen Königsfamilie getroffen. Außerdem gibt es Bilder, wo man sieht, dass er sich mit einer jungen Frau unterhält. So, wie sie gekleidet ist, wird sie in etwa seiner Liga entsprechen. Ich spanne mich an und merke, wie ich immer genervter werde. Es wird berichtet, dass die Königsfamilien einen Nachmittagsspaziergang durch den Schlossgarten gemacht haben, die sonne geschienen hat und das Treffen wohl gut verlaufen ist.
Wen bitte interessiert das? Ich murre und greife nach dem nächsten Shirt. Er sieht nicht wirklich so aus, als hätte er Probleme, sein Bett zu wärmen. Aber das nicht mein Problem. Ich meine, ich wusste es ja vorher schon. Nach der Nummer in seinem Zimmer war es doch mehr als offensichtlich, wie das ganze mit ihm und mir ablaufen wird. Also wieso bitte, bin ich jetzt so genervt? Ich sollte es einfach abhaken und mein Leben leben. Schön, ich habe den Prinzen von England geküsst, aber bei seinem Verhalten ist es keine Besonderheit. Es stellt sich wohl noch eher die Frage, wer das denn noch nicht gemacht hat.
„Bist du fertig?" fragt Zayn mich und ich zucke zusammen. Er sieht mich irritiert an. Schnell nehme ich das letzte Kleidungsstück, falte es und lege es zu den anderen. „Ja." meine ich nur und er nickt. Kurz darauf kommt er mit Besteck und zwei Tellern wieder. Wie immer setzen wir uns aufs Sofa und essen dort. Theoretisch haben wir zwar einen Esstisch, aber erstens ist der gerade belegt und zweitens haben wir uns angewöhnt, hier zu essen.
„Seit wann schaust du dir diesen Promi-Kram an?" fragt er irritiert. Ich zucke mit den Schultern. „Seit ich in die Achte versetzt wurde." antworte ich nur und klopfe mir innerlich für die Schnelle ausrede auf die Schultern. Zayn scheint es mir zu glauben. Trotzdem lässt er von dem Thema nicht ab. „Hat dein Edward sich eigentlich mal wieder gemeldet?" möchte er wissen. „Nein, wieso?" - „Vielleicht wartet er ja auf deinen Anruf." spekuliert er. Ich reagiere kaum darauf. Ob er das tut? Ich glaube kaum. Dann wechsle ich das Thema. Zayn ist nicht blöd, er merkt, dass da irgendetwas in der Luft hängt, aber er weiß auch, dass es nicht besser wird, indem er mich dazu drängt, mit ihm zur reden und es ihm zu erzählen. Er weiß, dass ich früher oder später sowieso meine Klappe nicht halten kann.
Der Sonntag vergeht und ehe ich mich versehe ist auch schon wieder Montag. Welcher Idiot hat eigentlich entschieden, dass das Wochenende nur aus zwei Tagen besteht? Mache mich fertig. Zayn sitzt schon unten im Wagen. Als ich mich auf den Beifahrersitz fallen lasse, hält er mir etwas hin. „Du warst schon am Briefkasten?" frage ich verwundert. Eigentlich schaut einer von uns nach der Arbeit dort hinein. „Er hing halb raus." antwortet er mir nur und fährt los Verwundert sehe ich auf den Umschlag. Die Adresse ist Hand geschrieben, nicht gedruckt. Es ist kein Brief von irgendeiner Firma oder Organisation.
Ich öffne ihn vorsichtig und ziehe eine Karte heraus. Es ist eine Postkarte. Was? „Wieso tut jemand eine Postkarte in einen Umschlag?" fragt Zayn irritiert, als er bei einer roten Ampel kurz auf den Inhalt des Briefes in meinen Händen schaut. Ich zucke mit den Schultern. Das ergibt für mich auch keinen Sinn. Ich drehe sie so, dass ich die Schrift zu mir gewendet habe und fange an zu lesen.
Weißt du, es ist das erste Mal, dass ich eine Postkarte schreibe. Keine Ahnung, was hier sonst so drauf kommen, aber es ist genau so, wie ich es erwartet habe; enger Zeitplan und kaum anders, als sonst. Du hättest mitkommen sollen. Es wäre dann besser gewesen. Keine Ahnung, wann die Karte ankommt. Es ist jedenfalls gerade Freitag Abend und jetzt schon bereue ich es, dich nicht mitgenommen zu haben. Ich werde Montag irgendwann wieder in England sein. Ich würde dich gerne sehen.
Harry
Ich lese mir die Karte erneut durch und versuche in meinen Kopf zu bekommen, dass er mir wirklich aus Schweden geschrieben hat. Es klingt fast so, als würde er mich vermissen. Es überrumpelt mich, wenn ich ehrlich bin. Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass er sich bei mir meldet und jetzt schickt er so etwas normales, wie eine Postkarte. Ich drehe sie um und sehe eine Reihe von Häusern. Sie sind klein, stehen in einer Reihe und sind alle in rot und weiß gestrichen. Es sind diese typisch skandinavischen Häuschen an einem Ufer. Ein Steg führt ein wenig übers Ufer hinaus, der Himmel ist strahlend blau und im Hintergrund sind Hügel und Felsen angedeutet.
„Von wem ist die?" fragt Zayn interessiert und parkt unseren Wagen. „Von ihm." murmle ich nur und drehe die Karte wieder um. Ob so seine Handschrift aussieht? Wenn ja, sieht sie wirklich schön aus, ordentlich, gleichmäßig. Stereotypisch würde ich sie zwar eher einer Frau zuordnen, aber was weiß ich, ob er es nicht doch wirklich selbst geschrieben hat. Schnell stecke ich die Karte zurück in den Umschlag und steige aus.
Den ganzen Tag liegt die Karte an der Seite auf meinem Schreibtisch. Nicht an ihn zu denken ist praktisch unmöglich, während ich über ihn den nächsten Bericht schreibe... oder es versuche. Ich schaue ab und an auf mein Handy. Keine neuen Nachrichten. Harry war vorhin am Flughafen. Nach und nach Trudeln die Bilder von dort ein. Keine Ahnung, ob er schon hier ist. Woher soll ich auch wissen, wie lange man von dort nach London braucht? Er wüsste es wahrscheinlich sofort, aber er war auch schon öfter mal da.
Mittags klebe ich die Zeitungen wieder an die Fensterscheibe. Sie sind am Wochenende herunter gefallen und die Sonne ist mittlerweile so weit gewandert, dass ich nichts mehr auf meinem Computer erkennen kann. Als ich mich wieder setze, steht Trevor neben meinem Arbeitsplatz. „Neu schreiben?" frage ich nur genervt und verdrehe die Augen. „Du hast erfasst." meint er und lässt den Artikel auf meinen Schreibtisch fallen. Ich seufze. Ich hatte sowieso schon damit gerechnet. Es ist keine große Überraschung. Ich setze mich also daran, den Artikel neu zu verfassen. Wie ich es liebe.
Auch Nachmittags ist noch keine Nachricht von Harry gekommen. Dafür sehe ich aber immer mehr Fotos von ihm und dieser, wirklich hübschen, jungen Frau. Sie scheinen sich gut zu unterhalten er lächelt und lässt seinen Blick nicht von ihr weichen. Nur Berühren tun sie sich nicht, jedenfalls nicht dort. Was weiß ich, wie weit sie gegangen sein. Zuzutrauen wäre es ihm ja. Das vergeht schon wieder. Das bleibt nicht lange, dieses Gefühl ist nur Einbildung. Trotzdem bin ich angespannt, als ich durch die Fotos scrolle und eins heraussuche. Den Nachmittag habe ich damit verbracht mehr über sie herauszufinden. Sie ist eine schwedische Sängerin, hübsch, erfolgreich und mit der Königsfamilie befreundet. Ihre Familien kennen sich schon lange. Außerdem ist es nicht das erste mal, dass sie und Harry zusammen gesehen worden sind.
Daher tue ich meine journalistische Arbeit und schreibe einen Text darüber, wie die beiden zueinander stehen könnten und was die Fotos dazu verraten. Ich mag es nicht, aber es ist mein Job. Außerdem sollte es mir egal sein. Es steht nur leider in zu großem Kontrast zu der Postkarte. Ich verstehe diesen Kerl einfach nicht. Aber muss ich das? Irgendwann habe ich endlich Feierabend und fahre meinen Computer herunter. Zayn treffe ich unten. Ich bin ausnahmsweise mal vor ihm am Auto. Die Postkarte liegt in meinem Rucksack. Was weiß ich, was ich damit machen soll.
Und auch Abends kommt keine Nachricht. Inzwischen ist er gelandet, wobei er sicherlich auch im Flieger WLAN hat. Er ist wieder hier in London und wir haben seid Donnerstag nicht mehr miteinander gesprochen.
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Louis macht sich aber schon recht viele Gedanken, dafür, dass er meint, es wäre egal, oder? Und was meint ihr, hat Harry die Karte selbst geschrieben? Oder hat er sie diktiert und in Auftrag gegeben? Sollte sich Louis bei ihm melden?
Love L
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FanfictionWoher weiß man eigentlich, dass man sein Ziel erreicht hat? Wenn man seine Aufgabe erfüllt hat? Oder wenn man glücklich ist? Dann sollte es doch so sein, dass beides das gleiche ist, oder? Schließlich ist die Aufgabe nicht gut, wenn man unterm Stric...