86. Kapitel

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Ich schüttle den Kopf. „Ich habe keinen Gast." Sie sieht mich skeptisch an. „Er ist gerade aus dem Bad zurück." Wieder schüttle ich nur den Kopf, drehe mich dann aber um. Noch bevor ich das Wohnzimmer betreten kann, stocke ich und mein Herz rutscht mit in die Hose. Das darf doch nicht wahr sein! Es kann nur ein Trugbild sein, alles andere passt nicht zusammen. Ich schüttle nur leicht den Kopf und sehe wieder zur Mum. „Er meinte, du weißt, dass er kommen würde." - „Was? Bullshit!" entgegne ich sofort, aber sie hebt nur beide Hände. Ich gehe ins Wohnzimmer und beobachte ihn. „Mitkommen." sage ich nur und betrete einen Moment später die Terrasse. Hinter uns schließe ich die Glastüre, ich möchte nicht, dass einer meiner Geschwister mitbekommt, wie wir uns streiten.

Er mustert mich und ich schaffe es nicht, den Drang zu unterdrücken, meinen Blick für einen Moment über ihn schweifen zu lassen. Er trägt einen schwarzen, schlichten Anzug, seine Haare sind gemacht und er sieht nicht so aus, als wäre er sonderlich im Stress. Mein Herz klopft mir bis zum Hals und meine Gefühle spielen verrückt. Was macht er bitte hier? Was soll der Mist?

„Los, fang an zu reden." fordere ich ihn nach einiger Zeit auf. Verwundert sieht er mich an und genervt verdrehe ich die Augen. „Wenn du nichts sagen willst, geh wieder." stelle ich direkt klar und verschränke die Arme vor der Brust. Will er jetzt nur hier stehen und mich anschauen? Darauf kann ich gepflegt verzichten. Er spannt sich an und nickt zögerlich. „Tut mir leid, dass ich jetzt erst hier bin. Ich dachte erst, du wärst in Miami und dadurch mussten wir noch einen Stopp in Detroit einlegen." erzählt er mir, aber ich schüttle nur den Kopf. „Was interessiert mich das? Ich habe dich nicht gebeten, herzukommen." antworte ich ihm und fühle ich dabei komplett überfahren.

Wieder nickt er und ich verstehe nicht ganz, wie er so ruhig bleiben kann, er tut ja beinahe so, als wäre nie irgendetwas gewesen. Ich lache bitter und ich schüttle den Kopf. „Wenn du mir nur erzählen willst, wie blöd der Flug in deinem ach so spärlich eingerichteten Jet war, kannst du dich wieder nach London verziehen." stelle ich direkt klar, weil ich gerade wirklich nicht weiß, wie lange ich es noch hier mit ihm aushalte. „Nein, darum geht es natürlich nicht.." lenkt er ein. „Ich wollte dich sehen, mit dir sprechen." - „Und dafür fliegst du einfach mal um den halben Globus?" skeptisch sehe ich ihn an. Harry stöhnt genervt und fährt sich durch die Haare. „Ja, tue ich! Und weißt du warum? Weil du meine scheiß Anrufe ja nicht mehr annimmst und mich ignorierst!"

Ich bin zu perplex, um mir einen schnellen Konter einfallen zu lassen. Er atmet tief ein und wieder aus. „Verzeihung, ich wollte meine Stimme nicht derart heben." Ich verdrehe die Augen. Wieso redet er schon wieder so... königlich. „Schön, ich ignoriere deine Anrufe, gut. Du hast meine doch auch nicht angenommen, weil du in London deinen Spaß hattest." entgegne ich so trocken wie möglich und trotzdem bin ich mir sicher, dass meine Stimme zittert.

Er nickt leicht und ich schnappe nach Luft. „Was soll das hier dann! Wieso bist du dann bitte hier?!" Harry macht einen Schritt auf mich zu und ich weiche zurück. „So war das doch nicht gemeint! Ich weiß, dass du denkst, ich hätte mit Harper geschlafen, aber das stimmt nicht! Verdammt, Louis! Sie ist meine beste Freundin, nicht mehr, nicht weniger. Du schläfst doch auch nicht mit Zayn!" Mich schüttelt es bei dem Gedanken und sofort verneine ich. „Scheiße, nein. Niemals." - „Siehst du? Und trotzdem gehst du mit ihm feiern. Ja, wir waren zusammen im Pool, wir sind reingefallen, okay? Ich war betrunken, sie auch. Das passiert halt. Und wir stehen uns nahe, ich habe auch mal einen Arm um sie gelegt, aber ich werde garantiert nie anders anfassen! Aber du hörst mir ja nicht zu. Nein, du glaubst einfach lieber der Presse."

Er schüttelt den Kopf. „Und das obwohl du selbst über mich schreibst. Ich dachte wirklich, dass du eine Ahnung hast, wie es in dieser Branche abgeht. Wie lange bis du jetzt schon bei MiRoyl? Harper und ich sind seit Ewigkeiten befreundet. Was ist daran falsch, wenn ich mit ihr feiern gehe? Was ist daran falsch, wenn ich mich mit ihr zum Abendessen treffe? Aber nein, anstatt es mich erklären zu lassen, gehst du direkt vom schlimmsten aus und schenkst diesen Menschen, die diesem Mist über mich verbreiten, glauben, anstatt mir einfach direkt zuzuhören."

Er beendet seine Ansprache und meine Wut ist wie weggefegt. Stattdessen zieht mein Herz sich jetzt zusammen und mischt sich mit dem bitteren Geschmack in meinem Mund. Habe ich wirklich alles so sehr falsch verstanden? Das kann doch nicht sein, die Bilder sind doch eindeutig! Trotzdem zweifle ich kaum an seinen Worten. Warum es so ist, kann ich nicht einmal erklären, aber trotzdem wirft es die ganze Situation durcheinander.

Ich schüttle wieder den Kopf. „Sie wird deine Königin. Nicht ich." Harry verdreht die Augen. „Ich liebe sie nicht." - „Ist das nicht unwichtig?" entgegne ich zögerlich. Verwundert sieht er mich an. „Nein, mir ist das wichtig, auch wenn sich vermutlich alle meine Vorfahren gerade im Grab umdrehen, möchte ich meinen zukünftigen Partner lieben." bekräftigt er und mein schlechtes Gewissen wird immer mehr. Es brennt sich wie eine Säure durch meinen Brustkorb und mein Herz.

„Wann... wann bist du losgeflogen?" frage ich dann zögerlich, ohne weiter darüber nachzudenken. Harry scheint die Frage nicht einmal zu wundern, er antwortet mir ohne zu zögern, „Nachdem du aufgelegt hast. Der Jet ist im drei Uhr abgehoben. Ich bin seit ein paar Stunden schon in Portland, aber Jimmy wollte erst die Gegend sichern lassen." - „Jimmy?" frage ich verwundert. „Er hat die Nachtschicht, Steven war nicht da." antwortet er nur und ich nicke verstehend.

„Ich hatte nicht mit dir gerechnet." murmle ich dann. Er schnaubt und schüttelt den Kopf. „Dachtest du ernsthaft, ich akzeptiere das einfach so und mache weiter, als wäre nichts gewesen?" Ich zucke unbeholfen mit den Schultern. „Um ehrlich zu sein, ich bin schon davon ausgegangen." Er nickt leicht und für einen Moment ist es still zwischen uns. Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange und werde immer nervöser. Ich war so davon ausgegangen, dass er Harper wählt, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, er könnte wirklich herkommen.

Ich sehe ihn an und für einen kurzen Moment fällt mein Blick auf seine pinken, vollen Lippen. Harry macht einen weiteren Schritt auf mich zu und ich atme tief ein und wieder aus. Mein Herz rebelliert schon wieder und meine Handflächen werden feucht. Ich räuspere mich nervös und schaue ihn an, dann zur Seite und wieder zu ihm. Harry mustert mich und ich meine zu bemerken, dass sein Blick kurz an meinen Lippen haften bleibt.

„Ich will Harper nicht als meine Königin." sagt er ruhiger und sieht mich durchdringend an. „Ich will gar keine Königin. Ich will einen König an meiner Seite." stellt er klar und mir läuft ein Schauer über den Rücken.

„Und dieser König sollst du sein."

Als er das hinzufügt, kann ich die Gänsehaut, die sich überall auf meinem Körper ausbreitet weder verhindern, noch ignorieren. Er ist so direkt wie immer und trotzdem kommt es so plötzlich. Ich schlucke und versuche trotzdem irgendwie standhaft zu bleiben. Er merkt mit mit Sicherheit an, dass ich absolut überfordert bin, wie sollte er auch nicht? Harry macht einen weiteren Schritt auf mich zu und diesmal weiche ich nicht zurück. „Glaubst du mir jetzt? Glaubst du mir, dass ich nichts mit Harper habe, nicht den scheiß Journalisten?" fragt er mit Nachdruck und mein Herz schreit mich an, dass ich jetzt bloß nichts falsches sagen soll.

„Ich weiß, dass du diese Seite der Medaille noch nicht kennst, aber mach dir bitte klar, dass du auf jeden Fall in der Presse zu sehen sein wirst. Natürlich müssen wir es nicht jetzt sofort veröffentlichen, aber irgendwann wird es der Fall sein." verdeutlicht er mich noch einmal und ich nicke verstehend. Was ist wichtiger? Meine Aufgabe als Journalist zu erfüllen? Das zu tun, was ich immer wollte oder doch einfach hinzuschmeißen und der Liebe zu folgen?

Ich schlucke und sehe ihn wieder an. Ich öffne meinen Mund um etwas zu sagen, aber es kommt nichts heraus. Harry sieht mich an, erwartungsvoll und mit einem Blick, der eindeutig verrät, dass er hier und jetzt eine Entscheidung braucht. Ich hingegen bin vollkommen überfordert. Gerade noch war ich enttäuscht, wütend und verletzt, dann habe ich ein unglaublich schlechtes Gewissen, weil ich verstehe, dass ich der Idiot hier bin und nicht her, aber noch bevor ich mich entschuldige, möchte er mich zurück. Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange und versuche meine wirren Gedanken zu ordnen. Leider stellt sich das als nicht gerade einfach heraus und so stehen wir schweifend voreinander; ich versuche klar im Kopf zu werden und er wartet darauf, dass ich ihm sage, was ich denn nun wirklich möchte. 

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Tja, jetzt steht Louis wohl ganz schön blöd da. Was denkt ihr, wie entscheidet er sich? Könnt ihr seinen Zwiespalt verstehen? Und was denkt ihr über Harrys verhalten? 

Love L 

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