15. Kapitel

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Zu meinem Erstaunen antwortet er recht schnell. Ich bekomme es aber nicht mit, weil das Essen fertig ist. Erst danach bemerke ich, dass eine Nachricht von ihm eingetrudelt ist.

Edward: Mal schauen. Wenn ja, wirst du mich sehen.

Damit muss ich mich wohl zufrieden geben, denn er geht wieder offline. Im Prinzip war es auch wieder keine richtige Antwort auf meine Frage, aber inzwischen wundert mich das kaum noch. Ich meine, so reagiert er ja meistens auf meine Fragen. Es stört mich nicht unbedingt, aber auffallen tut es mir doch sehr wohl. Ob ich ihn darauf ansprechen sollte, wenn wir uns wirklich treffen sollten? Aber die Betonung liegt ja sowieso auf wenn. Alleine deswegen mache ich mir schon nicht zu große Hoffnungen. Abgesehen davon, dass es sein könnte, dass ich ihn nicht sehe, möchte er sich ganz offensichtlich mit mir treffen. Es wird also nach Dienstag auch noch eine Gelegenheit geben. Ganz bestimmt.

Am Montag morgen setze ich mich ganz normal wieder an die Arbeit. Am Wochenende gab es einen Streit zwischen zwei Rapperinnen, den ich in einem Artikel zusammenfassen soll. Alleine der Vormittag geht für Recherchen drauf, weil ich mal wieder keine Ahnung habe, worum es wirklich geht. Klar, ich habe die Namen schon einmal gehört, aber das wars dann auch schon wieder. Vielleicht zieht der Tag sich auch deswegen wie Kaugummi. Es ist, als hätte jemand die Zeit angehalten, nur um zu sehen, wie lange es braucht, damit ich entweder meine Nerven verliere oder einfach einschlafe. Ich glaube Option zwei wäre mir deutlich lieber; dann ist es wenigstens schon Feierabend, wenn ich wieder aufwache. Oder zumindest könnte das dann der Fall sein.

Ich quäle mich also durch diese endlos langweilige Story, bis ich Trevor schließlich meinen Artikel auf seinen Schreibtisch lege. „Ach, du hast es auch mal geschafft?" fragt er amüsiert. „Wenn du keine Ahnung von dem ganzen Kindergarten dort hättest, würdest du genauso lange brauchen." Er antwortet mir nicht, sondern fängt an, ihn durchzulesen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht einmal die Hälfte gelesen hat, als er mir den Artikel zurück gibt. „Neu schreiben." sagt er nur und wendet sich wieder seiner Arbeit zu. „Dein Ernst?" frage ich ihn genervt. „Ja." erwidert er, ohne aufzusehen. Ich schnaube missmutig und drehe mich wieder um und gehe.

Ich habe absolut so gar keine Lust den Mist jetzt neu zu schreiben. Wer interessiert sich überhaupt für so etwas? Das ist doch unwichtig! Ich trinke einen Schluck und raffe die Schultern. Okay. Je schneller ich den Scheiß weg habe, desto eher kann ich gehen. Und eine Mütze Schlaf tut mir vor morgen bestimmt gut.

Die Gala wird um ein Uhr anfangen. Wir müssen hingegen schon um zehn auf der Sechsten sein, weil Zayn die Diva uns mal wieder einzukleiden hat. Wie ich mich darauf freue. Mit Sicherheit kommt dann wieder ein dummer Spruch, weil ich nicht ein-Meter-achtzig groß bin. Tut mir wirklich leid, aber ich kann nichts dafür. Ich habe mir das nicht ausgesucht oder gewünscht und beeinflussen konnte ich es auch nicht. Und außerdem ist es ja nicht meine Schuld, wenn in dem Fundus nichts in meiner Größe zu Verfügung steht. Das ist Zayns Etage und nicht meine und daher ganz bestimmt nicht meine Schuld.

Nachdem ich den Artikel neu geschrieben habe, nimmt Trevor ihn semi zufrieden an und ich habe endlich Feierabend. Zayn und ich machen uns Zuhause das Essen von gestern warm und hauen uns aufs Sofa. „Ich weiß schon, was du morgen tragen -" - „Ist mir egal!" unterbreche ich ihn und esse weiter. Er verdreht die Augen. „Immer noch eingeschnappt?" - „Ich mag meinen Style." erwidere ich lediglich. „Aber morgen solltest du keine Jeans tragen. Es ist ein besonderes Event und entsprechen solltest du gekleidet sein." Ich zucke nur mit den Schultern, als er das sagt. „Und jetzt? Es ist deine Aufgabe, mir etwas passendes raus zu suchen."

Zayn sieht mich genervt an. „Ja, und wenn du mich hättest ausreden lassen, wüsstest du, dass Missi etwas Geld locker gemacht hat, damit wir unseren Fundus erweitern können. Für dich." Perplex und etwas ungläubig sehe ich ihn an. „Ernsthaft jetzt?" Er nickt. „Ja, ich war einen Anzug für dich kaufen. Also er ist nicht nur für dich, aber es gibt sonst nur zwei andere Kerle, denen er passen könnte. Du teilst ihn im Prinzip also mit den beiden. Es ist ein schwarzer Anzug, sehr schön muss man sagen, aber du wirst es morgen selbst sehen." - „Nicht blau?" Er schüttelt den Kopf. „Nein, nicht blau. In dieser Farbe gibt es ja schon einen." Ich nicke verstehend. Dann eben schwarz, soll mir recht sein. Solange die Krawatte mich nicht schon wieder halb erwürgt.

Ich folge Zayn am nächsten morgen direkt in die Sechste. Er geht Zielstrebig in den Raum ganz am Ende des Ganges. Er ist hell und die Wand ist komplett aus Glas. Dort stehen zwei Kleiderstangen mit ordentlich aufgereihten Klamotten. Er geht zu dem linken und nimmt das mittlere Outfit. „Hier. Zieh dich um." Meint er und deutet auf eine Tür an der Seite. Dann verteilt er die anderen Sachen an meine Kollegen. Trevor ist dabei, Missi sowieso, aber sie hat bereits ihr Outfit an. Ziemlich sicher gehören die Sachen auch ihr. Außerdem ist Vicky wieder da. Sie wird auch mitkommen. Dann ist da noch jemand aus der Achten, den ich nicht kenne.

Mit dem Anzug am Körper gehe ich wieder zu Zayn. Er sieht sich mich an. „Streck deine Arme aus:" Ich tue, was er sagt und sehe zu, wie er die Ärmel richtet. „Krawatte?" fragt Missi dann den Schwarzhaarigen. „Oh bitte nicht." entfährt mir, ohne, dass ich darüber nachgedacht habe. „Ich meine... es ist doch draußen. Und es ist warm und... ich will Luft kriegen?" Missi verdreht die Augen und auch Zayn schüttelt nur leicht den Kopf. „Stell dich nicht so an." sagt er nur und geht zu dem Glastisch, der in der Mitte des Raumes steht. Dort liegen verschiedene Krawatten ordentlich nebeneinander.

„Was denken Sie?" fragt Zayn unsere Chefin. Sie lässt ihren Blick über die Auswahl schweifen. „Also ich finde -" Zayn dreht sich zu mir um und blickt mich verwundert an, ehe er mich unterbricht. „Dich hat niemand gefragt." - „Ja, danke auch." Miss Tremblay wendet sich nun ebenfalls zu mir. „Nichts für ungut Mr Tomlinson, aber Mr Malik arbeitet auf dieser Etage... und nicht sie."

Einige Minuten später bindet Zayn mir eine hellblaue bis silberne Krawatte um, weil er meint „wenn ich das machen würde, sieht es aus wie gewollt und nicht gekonnt." Wieso genau bin ich mit ihm noch einmal befreundet? Aber ich lasse auch das über mich ergehen. Schließlich stehen wir alle nebeneinander und Zayn lässt seinen Blick über uns schweifen. Hier und da richtet er unsere Outfits noch einmal, aber er scheint zufrieden zu sein.

„Gut. Jetzt Sie." sagt Missi zu ihm. Wieso ist sie zu ihm immer so freundlich und zu mir nicht? Ich verstehe es nicht. Zayn nimmt den letzten Anzug von der Stange. Er ist hellgrau und als er einige Minuten später aus dem anderen Raum wieder zu uns kommt, sehe ich ihn erstaunt an. „Scheiße, das sieht gut aus." entfährt mir. Zayn sieht mich amüsiert an. „Dankeschön. Seit wann hast du Geschmack?" Ach fick dich doch. „Da will mein einmal höflich sein." entgegne ich, schmunzle aber, so wie er es tut. Es ist nie wirklich böse gemeint, was wir uns an den Kopf werden und das wissen wir auch. Ansonsten wäre die WG auch garantiert schon gescheitert. Da wir aber immer noch zusammen wohnen, funktioniert es ganz offensichtlich.

„Sehr gut." Missi sieht zufrieden durch die Runde. „Nehmen Sie ihr Equipment, es geht los." Alles klar, Boss. Wir folgen ihr in einen Schwarzen Van, der unten auf uns wartet. „Du fährst uns Pete?" frage ich verwundert, als ich den Sicherheitsbeamten erkenne. „Hast du etwas dagegen, Tomlinson?" fragt er amüsiert. „Wie sollte ich." grinse ich zurück und schnalle mich an.

Die Fahrt dauert deutlich länger, als die, zu dem Interview, aber irgendwann kommen wir an einem großen Gebäude an. Wir steigen aus und bekommen einen Moment später unsere Presseausweise. Der andere Kerl ist unser Fotograf, wie ich dann erfahre. Er und Zayn sollen sich am Eingang postieren, wo in kürze die Stars über den Roten Teppich laufen. Trevor, Missi und ich können schon rein gehen. Natürlich können wir nicht in alle Bereiche, aber in ein paar schon. Und ich hoffe Edward taucht in einem von diesen Bereichen auf.

Noch ist es nicht so voll. Ich schaue mich um. Hinten raus gibt es eine großen Garten. Dort stehen weiße Zelte und passende Stehtische. Vielleicht hätte ich mich mal informieren sollen, wer alles so hier sein wird. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Das wird schon irgendwie werden. Langsam aber sicher füllt es sich. Dann beginnt die Gala so richtig. Mit einem mal sehe ich einige bekannte Gesichter, es wird voller und lauter. Jetzt geht es daran, sich ein Interview zu sicher. Ich dränge mich nach vorne. Nach nur kurzer Zeit, entdecke ich einen Sportler. Jackpot. Jetzt muss ich es nur noch schaffen, zu ihm zu kommen. 

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Louis ist also auf der Gala und mit Glück bekommt er gleich sein erstes Interview. Und er muss wieder eine Krawatte tragen. Meint ihr alles läuft gut? Und wird Edward auftauchen?  Thoughts?

Love L 

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