Sofort sind die Kerle in Schwarz zur Stelle. Sie treten alle einen Schritt vor und warten ganz offensichtlich auf weitere Anweisungen von Harry. „Warte." Es ist keine Bitte; seine Stimme ist fest und man könnte fast meinen, er befielt es mir. Wie gut, dass ich Amerikaner bin und er daher nicht mein Prinz. Pech gehabt. Ich reagiere erst gar nicht und gehe zur Tür. „Louis!" Ich zucke zusammen, als ich seine Hand an meiner spüre. Dadurch, dass ich für einen Augenblick lang überrascht bin, kann er meine Hand nehmen und mich zu sich ziehen. Ich drehe mich um und bleibe vor ihm stehen.
„Geh nicht." Ich verdrehe die Augen und ziehe meine Hand aus seiner. „Du darfst niemanden berühren, schon vergessen?" Er sieht mich belustigt an. „Als würde mich das abhalten." Das habe ich nie behauptet, aber egal. „Ich möchte gehen. Ich gehe nicht davon aus, dass du weißt, wo die nächste Tube-Station ist?" frage ich ihn provokant. Er seufzt. „Du weißt, dass das unnötig ist?" Ich schüttle den Kopf. „Falls du es vergessen haben solltest, ich bin ein normaler Bürger. Es soll vorkommen, dass wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren." antworte ich ihm genervt, lächle aber trotzdem.
Er seufzt. „Okay. Dann lass ich dich fahren, wenn es das ist, was du willst." Ich stöhne genervt. „Ich bin ein eigenständiger Mensch! Ich will mich nicht von deinen Lakaien nach Hause bringen lassen. Ich bin keine zwölf mehr." erwidere ich und schüttle den Kopf. Denkt er sich überhaupt irgendwas dabei? Natürlich könnte ich mich fahren lassen, ich könnte mir auch ein Taxi nehmen oder laufen. Danke, aber nein danke. Ich brauche diesen Zirkus hier echt nicht.
„Schreibst du mir dann, wenn du Zuhause angekommen bist?" Verwundert sehe ich ihn an. „Die Tube ist nicht so gefährlich." Er zuckt mit den Schultern. „Das kannst du nicht wissen, du weißt nicht, wer dort gleich alles sein wird." - „Aber du ja?" Ich seufze. „Du bist vermutlich noch nie damit gefahren, und das ist auch okay, aber weißt du was? Ich kann das! Und ich kann das auch alleine. Kaum zu glauben, aber wahr." Er ist nicht unbedingt begeistert von meinem Sarkasmus, lässt es aber trotzdem so stehen. „Schreibst du mir trotzdem?"
Ich atme tief ein und wieder aus. Dann schüttle ich den Kopf. „Du bist ein Prinz. Der Prinz von England und ich bin... naja nicht adelig oder berühmt oder sonst was. Such dir lieber ein Model, einen Sänger oder Schauspieler oder so. Einfach jemanden der diesen ganze gehobene Zeug gewöhnt ist, der nur Markenklamotten im Schrank hat und der sich nicht wundert, wenn er plötzlich von einem gepanzerten Wagen abgeholt wird." fasse ich zusammen, was ich schon so lange loswerden wollte.
„Vermutlich ist es der erste und einzige Korb, den du je erhalten wirst, aber es wird einfach nicht funktionieren. Du findest aber sicherlich Ersatz für mich, sollte nicht so schwierig sein." füge ich noch hinzu und verlasse dann unter Beobachtung aller hier Anwesenden das Restaurant. Draußen bleibe ich gar nicht erst stehen. Ich laufe einfach die Straße entlang, während ich darauf warte, dass mein Handy mir meinen Standort verrät. Ich stöhne genervt. Die nächste Tube-Station wäre genau in der anderen Richtung gewesen. Aber ich werde garantiert nicht noch einmal an dem Restaurant vorbei laufen. Ich gehe weiter. Es wird mindestens zehn Minuten dauern, bis ich endlich dort ankomme.
Ich kenne mich hier absolut nicht aus. Ich war in diesem Teil von London noch nie, doch das ist bei der Preisklasse, die hier offensichtlich alles hat, nicht verwunderlich. Ohne dieses Date heute Abend, wäre es auch so geblieben. War es ein Date? Ich meine, er hat mich abgeholt. Mehr oder weniger jedenfalls. Und er hat bezahlt. Und er hat unwesentlich direkte Andeutungen gemacht, was er sich vorstellen könnte. Mit mir.
Ich schüttle den Kopf. Es war besser so. Ich laufe also weiter und ignoriere das Ziehen in meinem Unterleib. Nein. Ich will das nicht. Ich will ihn nicht. Das wird sowieso nicht funktionieren. Außerdem habe ich es nicht nötig sagen zu können, dass ich mit dem Prinz das Bett geteilt habe. Es wäre sowieso bei einem Mal geblieben, also kann ich auch darauf verzichten. Er wird schon jemanden finden, der ihm sein Bett wärmt. Dazu braucht er mich nicht.
Ich sehe die Station, als ich um die nächste Ecke gehe. Endlich. Dann fährt aber ein schwarzer Dodge neben mir und bremst auf Schrittgeschwindigkeit ab. Das Fenster wird herunter gelassen und oh Wunder, der Prinz von England sitzt auf der Rückbank.
„Steig ein." fordert er und wieder einmal lässt sein Tonfall keinen Spielraum für Diskussion. Ich schüttle aber nur den Kopf und versuche dem Drang zu widerstehen, ihn anzusehen. „Da vorne ist die Station. Ich brauche nicht einzusteigen." Er seufzt. „Mach es mir doch nicht so schwer, Louis." Ich spanne mich an und laufe weiter. Ich mache es ihm nicht schwer, er hat nur noch nie einen Korb bekommen. Tja, Mister Prinz, so etwas passiert eben!
„Louis." - „Was?" Ich sehe ihn kurz an und richte meinen Blick schnell wieder gerade aus. Er sieht so gut aus, und er weiß es auch. „Steig ein." Ich schweige. Der Dodge fährt immer noch neben mir hier. Wieso verschwindet er Kerl nicht einfach in seinen Palast zurück. Oder auf seine Yacht? Soll er doch seine Tänzer anrufen, dann hat er genug Gesellschaft und braucht mich dazu nicht. Ich laufe weiter. „Louis..." Er seufzt erneut. „Bitte."
Ich stocke und bleibe stehen. Der Wagen hält fast sofort auch. Ich gehe zwei Schritte vor und mustere ihn. Wahnsinn, er kennt das Wort „Bitte". Er merkt, dass ich skeptisch bin und lächelt kurz. „Wieso beharrst du so darauf?" frage ich ihn nun. „Es ist dunkel, die Fahrt dauert lange und ich würde gerne noch etwas Zeit mit dir verbringen." Es klingt so... ehrlich und genau deswegen weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Gleichzeitig macht es mich nervös. „Wenn du also endlich einsteigen würdest." Ich verdrehe die Augen. „Ich kann auch einfach weiter gehen." Er schmunzelt. „Wir wissen beide, dass du das nicht tun wirst." Ugh. Ich sehe kurz auf die nicht mehr allzu weit entfernte Tube-Station und nicke dann. „Gut. Rutsch rüber." murre ich und er öffnet die Tür. Ich lasse mich auf den Sitz fallen und schließe sie wieder. Dann bemerke ich, dass er zufrieden lächelt.
Ich wette, der Kerl erhofft sich jetzt irgendwas.
Als ich tief einatme, vernehme ich sofort seinen Geruch und spanne mich an. Meine Haut beginnt mal wieder zu Kribbeln und mir wird wärmer. Scheißdreck. „Alles okay? Möchtest du etwas trinken oder -"- „Nein schon gut." unterbreche ich ihn und merke im gleichen Augenblick, was ich gerade getan habe. Wie viele Regeln habe ich heute schon gebrochen? Ich glaube, ich will es gar nicht wissen. Aber hey, er hat auch eine gebrochen; er hat mich schließlich berührt. Der Dodge setzt sich in Bewegung. Steven sitzt am Steuer und neben ihm noch so ein Kerl. Es sind insgesamt drei schwarze Autos, wir sitzen in dem in der Mitte.
„Und jetzt?" frage ich ihn. „Wo wohnst du?" fragt Harry mich hingegen. Ich nenne ihm die Adresse und bemerke, dass Steven kurz nickt. Ich lehne mich zurück und mustere Harry. Er hat sein Jackett immer noch noch wieder angezogen. Dieses pink steht ihm gut, sehr sogar. Es hat fast die gleiche Farbe, wie seine Lippen. Wie es wohl wäre, wenn – Nein! Nein, daran sollte ich nicht direkt. Das ist gar nicht gut!
„Hat dir der Abend gefallen?" fragt er mich dann. Zögerlich antworte ich ihm „Schon... also bis.." auf das Ende. „es war schön." nicke ich dann und lächle ein wenig. „Wann kann ich dich wiedersehen?" fragt er gerade heraus. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass -" Er schüttelt den Kopf und unterbricht mich. „Das ist mir egal. Ich möchte dich wieder sehen." Auch, wenn es anders sein sollte, fängt es an in meinem Bauch zu kribbeln, als er es sagt. Ganz offensichtlich gibt er nicht auf und gibt sich mit meiner Antwort nicht zufrieden. „Du kennst meine Arbeitszeiten." antworte ich ihm nur und augenblicklich lächelt er ein wenig mehr. „Ich wusste es." Fragend sehe ich ihn an. „Was wusstest du?" will ich wissen und bemerke, dass er seinen Blick über meinen Körper schweifen lässt. „Dass du es auch bemerkt hast." Ist seine Antwort und er rutscht näher zu mir. Sofort werde ich wieder nervös. Ich spanne mich an und zwinge mich, nicht auf seine Lippen zu schauen.
„Also gehst du mir mir nochmal aus." sagt er und es war keine Frage. Trotzdem nicke ich. „Schätze schon." antworte ich ihm und zwinge mich, nicht zu sehr zu grinsen. Er sieht auf meine Lippen. „Eigentlich darf ich dich ja nicht berühren." sagt er etwas leiser und sofort ist seine Stimme wieder rauer. „Aber?" hake ich nach und merke, dass die Stimmung sich ändert. Dann drückt Harry auf einen Knopf und der Sichtschutz zur Fahrerkabine fährt leise hoch. Er antwortet mir nicht, jedenfalls nicht mit Worten. Stattdessen beugt er sich zu mir, überbrückt den letzten Abstand und legt seine Lippen auf meine.
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Was jetzt wohl folgen wird? Und findet ihr Harry sehr dreist oder geht es noch?
Love L
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FanfictionWoher weiß man eigentlich, dass man sein Ziel erreicht hat? Wenn man seine Aufgabe erfüllt hat? Oder wenn man glücklich ist? Dann sollte es doch so sein, dass beides das gleiche ist, oder? Schließlich ist die Aufgabe nicht gut, wenn man unterm Stric...