25. Kapitel

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So zu tun, als wäre nichts passiert, ist praktisch nicht möglich, wenn man mit seinem nervtötenden Mitbewohner zur Arbeit fährt und er an fast jeder Ampel wissen will, ob ich jetzt noch mit meinem Lover, wie er Harry liebevoll getauft hat, schreibe und wann wir uns das nächste mal sehen werden. Ich habe ganz bewusst nicht auf mein Handy geschaut. Ich will gar nicht wissen, ob er mir geschrieben hat.

Unmotiviert steige ich aus dem Wagen und latsche den nicht ganz so offiziellen Weg zum Eingang entlang. „Komm schon! Schreib ihm!" fordert Zayn. Ich verdrehe die Augen, grüße Pete und steige in den Fahrstuhl. „Nein." - „Und warum nicht? Er ist doch auch nur ein Kerl. Gut, er arbeitet im Palast, aber das ist doch egal, oder nicht?" Ja Zayn, er arbeitet im Palast. Da gibt es nur diese klitzekleine Sache; er arbeitet da nicht nur, er lebt da, er ist dort aufgewachsen und wird vermutlich den Rest seines Lebens auch dort sein. Shit Happens.

Dann endlich steigt Zayn auf der Sechsten aus und ich habe meine Ruhe. Erleichtert stoße ich die Luft aus meinen Lungen und warte darauf, in der Achten aussteigen zu können. Ich lasse mich an meinem Schreibtisch auf den Stuhl fallen und schalte den Bildschirm an. „Sag mal, liest du deine Nachrichten nicht mehr?" fragt Trevor mich plötzlich. Ich habe nicht einmal mitbekommen, dass er zu meinem Schreibtisch gekommen ist. „Wieso? Ist was passiert?" frage ich irritiert. Er verdreht genervt die Augen. „Das Café von gegenüber hat aufgrund von Krankheit geschlossen und Jeff hatte gehofft, du könntest auf dem Weg hierher kurz einen Kaffee besorgen." Entschuldigend sehe ich ihn an. „Sorry?" Er seufzt genervt. „Jetzt ist sowieso zu spät." meint er nur und geht wieder zu seinem Schreibtisch.

Ich nehme mein Handy heraus und sehe auf den Bildschirm. Sechs verpasste Anrufe und drei Nachrichten. Oh Mist. Dann bemerke ich aber, dass nicht nur Jeff und Trevor mir geschrieben haben, sondern auch der Kerl von gestern Abend.

Harry: Ich werde Freitag irgendwann nach Schweden fliegen. Sehen wir uns?

Harry: Oder kommst du doch mit?

Meine Augen werden groß. Er lässt einfach nicht locker! Ich atme tief ein und wieder aus. Das gibt es doch alles nicht! Das ist viel zu surreal, als dass es wirklich passieren könnte. Ich meine, es ist der beschissene Prinz dieses gottverdammten Landes! Ich bin nur ein Journalist und nicht einmal von hier. Trotzdem antworte ich ihm. Erst überlege ich, es nicht zu tun. Die Nachricht ist heute morgen gekommen, also erst vor einigen wenigen Stunden. Ist es wirklich so tragisch, wenn ich ihn warten lasse? Eigentlich weiß ich sowieso schon, was ich tun werde. Ich kann es selbst nicht gut leiden, lange auf Antworten zu warten. Also tippe ich schnell eine Antwort ein.

Me: Nein, ich muss arbeiten.

Ich will mein Handy eigentlich gerade weglegen, als ich sehe, dass er online ist und dass er schreibt. Also behalte ich es in der rechten Hand und warte darauf, dass die Nachricht eintrudelt, die er gerade verfasst.

Harry: Es ist doch Wochenende.

Me: Trotzdem.

Harry: Aber wir sehen uns vorher.

Me: Du legst schon wieder irgendetwas fest.

Harry: Weil du nicht nein gesagt hast :)

Verflucht. Er hat recht, das habe ich nicht! Hätte ich das tun sollen? Ich meine, es ist immerhin schon Donnerstag. Wann bitte will er mich denn sehen? Gut, vielleicht fliegt er ja erst Freitag Abend und wir sehen uns dann, oder ich komme in meiner Mittagspause vorbei oder – Ach Bullshit! Er arbeitet nicht hier um die Ecke. Wir können uns nicht mal eben zum Mittagessen verabreden! Das funktioniert so nicht. Innerlich stöhne ich genervt. Wieso hätte er nicht einfach einen langweiligen Bürojob haben können! Das wäre so viel besser gewesen. Aber nein, Mister Ich-lege-einfach-Sachen-fest ist ja der Prinz.

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