78. Kapitel

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 „Das klingt, als wäre ein Star oder so." meint Lottie amüsiert und ich halte kurz inne. Sie mustert mich verwundert und es steht ihr auf der Stirn geschrieben, dass sie meine Reaktion skeptisch gemacht hat. „Louis?" Ich verdrehe die Augen. „Er ist... wohlhabend." - „Und das heißt?" fragt Mum dann auch und ich stöhne genervt. „Ist das nicht egal?" Noch während ich es ausspreche, bemerke ich, dass ich es damit nicht besser mache. „Er ist reich, oder? So richtig reich?" schlussfolgert auch Lottie dann. Was soll ich jetzt noch anderes machen, als zu nicken? Sie wissen es doch im Prinzip sowieso schon.

„Wir sind zu unterschiedlich und ich wollte das nicht sehen; und jetzt habe ich die Quittung dafür bekommen." meine ich nur und spanne mich an. Ganz genau so ist es doch. „Ich glaube, ich gehe schlafen." sage ich dann. Mum nickt. „Ich helfe dir eben mit dem Bettzeug." Wir gehen zusammen hoch und im Flur öffnet sie den Wandschrank. Ich nehme ihr die Decke und das Kissen ab, sie nimmt die Bezüge mit in mein altes Kinderzimmer. Ich beziehe das Kissen und die Decke, während sie ein Bettlaken auf die Matratze spannt. „Schlaf gut, Schätzchen. Wir bekommen das mit deinem Visum schon hin." Ich lächle kurz. Mum drückt mir einen Kuss auf die Stirn und verlässt dann das Zimmer. Ich ziehe mich bis auf die Shorts aus und lege mich in mein altes Bett.

Es dauert vielleicht drei Minuten, bis die Müdigkeit mich überkommt. Ich ziehe die Decke höher und schlafe ein. Leider kann ich mich nicht allzu lange ausruhen. Ich werde mehr oder weniger unsanft aus dem Schlaf gerissen, als mir jemand die Decke weg zieht; jedenfalls denke ich das für den ersten Moment. Ich ziehe sie zurück und grummle unzufrieden und schlaftrunken.

„Boa Louis!" höre ich dann die hohe Stimme meiner kleinsten Schwester und öffne die Augen ein Stück. Sie sieht mich unzufrieden an und erst jetzt verstehe ich, dass sie zu mir unter die Bettdecke gekrochen ist, beziehungsweise hat sie es versucht, denn ich habe ihr die Decke schließlich wieder entrissen. „Komm her. Kleines Monster." murmle ich müde ich und lege die Decke über sie. Sie kuschelt sich zufrieden grinsend an mich und legt ihren Kopf auf meine Schulter. Lächelt streiche ich ihr über den Kopf.

„Guten Morgen, Doris." - „Hey Lou." grinst sie und sieht zu mir hoch. „Musst du nicht in die Schule?" Sie drückt mir ihre kleine Hand auf den Mund und sieht mich mahnend an. „Pssht!" Ich schmunzle und sie nimmt ihre Hand wieder weg. „Wann musst du los?" frage ich sie. „Mum kommt uns gleich wecken.. aber ich war schon wach." sagt sie und lächelt breit. Ich schüttle nur leicht den Kopf und ziehe meine kleine Schwester enger an mich heran. „Wieso bist du hier?" fragt sie dann leise. Verwundert blicke ich sie an. „Darf ich euch nicht einfach mal besuchen?" Sie seufzt und verdreht die Augen. Dabei hat sie diesen ganz bestimmten Blick, den alle Frauen aus dieser Familie beherrschen und der nur bedeuten kann, dass ich gar nicht erst versuchen soll, sie zu verarschen. Seit wann kann Doris denn bitte auch so gucken? Sie wird viel zu schnell groß.

„Ich war doch gestern unten. Du hast geweint." meint sie traurig. Ich nicke leicht. „Ja, im Moment gibt es ein paar Probleme." - „Und das heißt?" will sie wissen. „Weißt du, ich kann gerade nicht zurück nach London, weil die Erlaubnis, die ich dafür brauche abgelaufen ist und ich irgendwie vergessen habe, sie zu verlängern. Ich war hier in Amerika wegen der Arbeit." erkläre ich ihr zusammen gefasst. „Und warum holst du dir keine neue Erlaubnis?" will sie dann wissen. „Das geht nicht so leicht, weißt du? Das dauert eine Weile." Sie nickt verstehend. „Kannst du mich dann zur Schule bringen, wenn das so lange dauert?" Ich schmunzle, willige aber ein. Wieso auch nicht? Was soll ich sonst tun?

Außerdem kann ich Doris sowieso keinen Wunsch ausschlagen, selbst wenn sie manchmal ein kleines Monster ist. Dann höre ich Mum den Flur entlang laufen und die erste Tür öffnen. Auch, wenn alle von ihnen gestellte Wecker haben, schaut sie trotzdem jeden morgen, dass auch wirklich alle ihrer Kinder aufstehen, das hat sie bei mir auch immer gemacht und ich glaube, ich wäre mehr als nur ein paar Mal zu spät in die Schule gekommen, wenn es anders gewesen wäre.

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