21. Kapitel

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 „Wie kommt es eigentlich, dass du so sarkastisch bist?" fragt er mich einen Augenblick später. Verwundert sehe ich ihn an. Was ist das denn jetzt für eine Frage? Was macht dich denn so direkt? Aber nein, das antworte ich dann doch nicht. Ich zucke mit den Schultern. „Ist einfach so. Das ist meine Art mit Situationen umzugehen." erwidere ich und verrate damit viel mehr, als ich eigentlich wollte. „Wie meinst du das?" fragt er weiter und merkt offensichtlich nicht, dass es nicht mein Lieblingsthema ist.

„Ich bin in einem Haushalt voller kleiner Geschwister aufgewachsen. Kleine Geschwister nerven, aber ich konnte sie auch nicht ständig anmotzen, also habe ich auf den Sarkasmus zurückgegriffen... und dann habe ich mich halt daran gewöhnt." erzähle ich ihm. Er wird es sowieso wieder vergessen. Wir werden uns schließlich, wenn nur noch beruflich wieder sehen. „ich durfte nie ironisch sein." entgegnet er und isst weiter. „Wegen der ganzen Prinzen-Sache?" Er nickt. „Ja, das ist nicht gerne gesehen, weil man es auch als zynisch verstehen kann und das gibt kein gutes Bild ab." erklärt er mir. „Es gibt sicher Unmengen dieser Regeln, oder?" frage ich ihn amüsiert. Er zuckt mit den Schultern.

„Schon. Aber irgendwie ergeben die meisten auch Sinn." - „Die meisten?" frage ich verwundert. „Naja, meine Schwester darf nur zwei Farben Nagellack tragen und das nervt sie ein wenig. Und ich darf niemanden berühren." Er verdreht die Augen. „Das war schon als Kind so, total nervig. Klar, es geht um Sicherheit und alles, aber ich darf zum Beispiel niemandem die Hand geben, wenn es mal wieder einen öffentlichen Auftritt gibt." Erzählt er mir. Irritiert sehe ich ihn an. „Echt nicht? Aber -" - „Ja, wir machen es trotzdem. Das ist inzwischen ein wenig gelockert worden." Ich nicke verstehend. „Außerdem darf ich nie ungestylt raus gehen." fügt er hinzu. Automatisch denke ich an die Bilder von Ibiza. Er sah selbst auf der Yacht wirklich gut aus. Er trug zwar nur eine kurze Hose und ein Hemd, aber trotzdem, es sah verflucht gut aus.

„Und ich darf auch kein politisches Statement abgeben und so." meint er ein wenig genervt. „Heutzutage würde ich das aber liebend gern tun." Ich nicke verstehend. „Muss ätzend sein." Verwundert sieht er mich an. „Naja, du hättest die Reichweite, darfst es aber nicht." Er nickt. „Ja, aber es gibt auch andere Wege. Vor allem über Kleidung und Schmuck. Aber klar, es ist nervig. Aber stell mal vor, einer von uns wäre ein totales Arschloch und würde dann die entsprechende Politik fördern. Das wäre auch nicht so cool." Darüber habe ich jetzt nicht nachgedacht. Aber klar, es ergibt schon Sinn.

„Angenommen ich würde dich antippen, würden deine Bodyguards mich dann direkt verhaften?" Louis an Gehirn? Woher kam diese Frage? Harry sieht mich entsprechend an, dann blickt er kurz zu dem Kerl rechts von uns und wieder zu mir. „Keine Ahnung. Möglich wäre es schon, aber solange es nur antippen ist und nicht umhauen." Ich schmunzle und sehe kurz auf meinen Teller. Ich habe inzwischen aufgegessen und bin wirklich satt. Es war verdammt lecker (und entsprechend teuer).

„Und würdest du es riskieren?" fragt Harry dann und blickt mich wieder mit diesem ganz bestimmen Lächeln auf den Lippen an. „Was?" - „Würdest du riskieren, mich zu berühren?" wiederholt er seine Frage. Ich stocke. Wie kommt er darauf? Sein Blick trifft meinen und ein Schauer fährt mit über den Rücken. Wieso sind seine Augen nicht einfach braun. Nur braun. Nein, sie sind natürlich grün, mit blauen Akzenten, einem dunkleren Rand und hellen Sprenklern. Das macht es ja auch so ungemein leichter, wegzuschauen. „Ich... keine Ahnung. Ich würde warten, bis du was machst. Schätze ich. Du kennst dich bei diesen ganzen Regeln besser aus." weiche ich aus und zucke mit den Schultern.


„Und wenn die Regeln nicht wären?" - „Dann wärst du nicht so reich und wir wären in einem normalen Restaurant." entgegne ich sofort, ohne darüber nachgedacht zu haben. Überrascht sieht er mich an, fängt dann aber an zu lachen. Scheiße, er sollte das öfter tun. „Auch wieder wahr, aber das war nicht meine Frage." sagt er und fordert weiterhin eine Antwort ein. Ich zucke mit den Schultern. „Möglich. Keine Ahnung. Aber dann würden wir uns nicht kennen."

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