64. Kapitel

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Das Flugzeug ist eng bestuhlt und ich erwische mich dabei, dass ich lieber in Harrys Jet sitzen würde. So weit ist es also schon gekommen. Ich sitzen zwischen Maisie und Rhys. Es dauert noch ein paar Minuten, bis alle Passagiere im Flieger sind und die Sicherheitsbelehrung anfängt. Dann sagt die Stewardess, dass die Handys nur im Flugmodus genutzt werden dürfen und mir fällt die Nachricht wieder ein. Ich hole mein Handy heraus und tippe auf den Chat.

Haz: Hey Schatz, ich hoffe du hast einen guten Flug, ich habe dir vorhin vergessen, viel Spaß zu wünschen

Haz: Außerdem habe ich Zayn gefragt, wann du wieder in London bist, ich hole dich ab. (Oder soll ich vorher doch fragen, ob das für dich okay ist?)

Haz: Und dann habe ich dir natürlich auch noch etwas zu sagen, aber das würde ich ungerne in einer Nachricht tun, ich möchte dich dabei mindestens ansehen können und vorhin hatte ich ja leider nicht mehr die Gelegenheit, also ruf mich an, wenn du im Hotel bist.

Ich versuche das Grinsen auf meinem Gesicht nicht allzu stark ausfallen zu lassen, aber das geht gerade schlecht. Ich würde gerade so gerne zu ihm, aber wenn ich schon die Möglichkeit habe, nach Miami zu fliegen, sollte ich nicht jammern. Gerade als ich ihm antworten möchte, merke ich, dass die Maschine bereits rollt. Ich stelle mein Handy in den Flugmodus und schnalle mich an. Dann antworte ich ihm eben später, auch wenn es mir in diesem Moment etwas missfällt. Das Flugzeug hebt ab und ich nehme mir meine Kopfhörer. Die Musik schafft es leider nicht, meine Gedanken zu übertönen und dadurch drehe ich die Situation mit Harry immer wieder durcheinander.

Er nimmt keine Drogen. Ich habe ihn zwar nie darauf angesprochen, aber ich glaube es einfach nicht. Das passt nicht zu ihm. Ich könnte ihn zwar einfach darauf ansprechen, aber das werde ich erst tun, wenn ich wieder in London bin, garantiert nicht übers Telefon.

Gelangweilt sehe ich aus dem Fenster. Es dauert noch ewig, bis wir in New York ankommen. Ich kann zwar schon den Atlantik sehen, aber trotzdem darf ich noch eine ganze Weile hier herum sitzen. Wenn ich mit Harry geflogen wäre, dann – Scheißdreck! Ich sollte garantiert nicht hier und jetzt darüber nachdenken, ob ich in den Mile-High-Club will. Er ist es mit Sicherheit schon, mich würde es wundern wenn nicht und ich bezweifle, dass ich davon kommen würde, wenn wir mal zusammen so eine Lange strecke fliegen würden. Außerdem hätte ich absolut nichts dagegen.

Erfolglos versuche ich meine Gedanken in andere Bahnen zu lenken, aber das macht es nur noch schlimmer. Ich starre also auf mein Handy und fange an, meine Galerie auszusortieren. Ich habe sowieso nichts besseres zu tun und mein Speicherplatz wird es mir danken. Ich scrolle durch die Bilder, lösche wirklich einige davon und lächle, als ich auf ein paar Fotos meiner Schwestern stoße. Wäre ich nicht in Miami sondern an der Westküste würde ich zu ihren fahren. Von mir aus fahre ich auch ein paar Stunden, nur um mit meiner Familie zu Mittag zu essen, aber ich würde es tun. Leider habe ich dafür die Zeit nicht und die Entfernung zwischen Miami und Portland ist dann doch ein wenig zu groß, wenn man sich nicht gerade einen Privatjet leisten kann.

Am Ende sehe ich auf das Bild von Harry und mir. „Ist das dein Freund?" fragt Rhys mich verwundert. Ich zucke zusammen und drücke auf den Home-Button. Dann sehe ich zu ihm, wieso schaut der Kerl einfach so auf mein Handy? Verwundert blickt er mich an. „Oder.. nicht?" Innerlich seufze ich erleichtert, er scheint nicht erkannt zu haben, um wen genau es sich auf dem Bild handelt, da hätte er mit Garantie anders reagieren. Rhys hätte nicht einfach gefragt, ob das mein Freund ist, er hätte wissen wollen, wieso ich mit Prinz Harry ein Bett teile und ob er wirklich so gut im Bett ist, wie es in den Klatschzeitschriften heißt.

Also nicke ich einfach. „Ja, ist er." - „Ich wusste gar nicht, dass du wieder vergeben bist." meint er verwundert. Ich verdrehe die Augen. „Was heißt hier bitte wieder?" Ich war lange Single, auch wenn ich nicht immer alleine in meinem Bett eingeschlafen bin. „Hat er dich gebracht?" fragt er dann. „Mhm." erwidere ich nur und schaue auf die Uhrzeit. Wir sind erst drei Stunden in der Luft. Ugh. „Wow. Wie gesprächig zu heute bist." entgegnet er nur und verdreht die Augen. „Sorry." lenke ich dann ein. „Wir sind erst seit ein paar Wochen zusammen." erzähle ich ihm dann. „Aber es ist wirklich schön mit ihm und.. eigentlich waren wir dieses Wochenende verabredet." - „Ach scheiße." kommentiert er daraufhin. „Was hattet ihr vor." - „Er wollte mir... einen Hof zeigen, auf dem er öfter mal ist, früher war er oft da, inzwischen eher selten." formuliere ich es dann um. „Und Ms Tremblay hat dich hierher geschickt." beendet er den Satz. Ich nicke geknickt.

Genau das ist es, Ms Tremblay hat mir hergeschickt und ich musste Harry absagen. Bisher hatte ich jedem, der deswegen jammert nur gesagt, dass er sich nicht so anstellen soll. Jetzt tue ich es selbst. Ist es normal? Ich wollt beruflich immer aufsteigen, ich wollte Chancen ergreifen und hätte ich dieses Wochenende noch nichts geplant gehabt, wäre ich vermutlich vor Freude in die Luft gesprungen, aber jetzt wäre es mir lieber, wenn Vicky nicht krank geworden wäre. Zu sagen, ich wäre ungerne in die Achte verlegt worden, wäre eine Lüge, denn sonst wäre Harry immer noch Prinz Harry und nicht einfach Haz.

Ich schaffe es nach einer Ewigkeit einzuschlafen. Meine Augen sind mir irgendwann zugefallen und haben sich wie schwere Steine eingefühlt, aber meine Gedanken waren laut wie ein Fußballstadion im Finale. Als der Flieger an Höhe verliert wache ich wieder auf. Es sind einige Stunden vergangen und instinktiv schaue ich auf mein Handy, ob ich neue Nachrichten habe; von Harry, von Zayn. Natürlich nicht, aber wieso hoffe ich das gerade auch. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis ich es weiß. Missi hat uns allen eine Internet-Flatrate besorgt, wir sollen nicht nur im Hotel WLAN haben, falls wir kommunizieren müssen. Sie will natürlich durchgehend auf dem Laufenden gehalten werden und ich bin sicher, da ist ihr sogar die Zeitverschiebung egal.

Langsam trotten wir Richtung Ausgang und müde fahre ich mir durch die Haare. Bis wir im Hotel sind wird es noch einige Zeit dauern, ich hoffe nur, unser Gepäck lässt nicht allzu lange auf sich warten. Nach der Passkontrolle bin ich der erste, der am Gepäckband steht. Da ich Amerikanischer Staatsbürger bin, brauche ich kein Visum, meine Kollegen hingegen schon. Das Band steht noch und ich starre auf mein Handy. Ich habe Zayn gerade geschrieben, dass ich angekommen bin und überlege, Harry anzurufen. In England ist bereits Abend, hier ist es gerade mal Mittag.

Noch könnte ich ihn anrufen, keiner meiner Kollegen ist hier und würde nervige Fragen stellen. Ich wähle also seinen Kontakt aus und hoffe, dass er abhebt. Tut er nicht. Ich versuche es nochmal und beiße mir auf die Innenseite meiner Wange. Harry möchte mir etwas sagen, er hat mich gebeten, dass ich ihn anrufe und mein Herz flattert wie eine Fledermaus. Vor Aufregung merke ich kaum, dass das Band sind in Bewegung setzt und langsam weiter rollt. Vielleicht nimmt er es mir ja gar nicht übel, dass ich vorhin abgehauen bin, ohne auf eine Antwort zu warten, auch wenn es absolut hirnverbrannt von mir war! Will er mir das sagen? Wieso sollte er mir sonst nicht einfach schreiben, was er sagen möchte?

Automatisch fange ich an zu grinsen und kann nicht verhindern, vor Glück hin und her zu laufen. Ich kann mir nicht vorstellen, was es anderes sein könnte, ich habe einfach keine Idee. Es wäre so unfassbar wundervoll, ich hoffe nur, dass ich besser reagiere, als vorhin. Wie würde ich reagieren? Keine Ahnung, ich könnte sehr wahrscheinlich nicht mehr richtig denken und wie mich wie ein Schuljunge aufführen, der seinen ersten Kuss hat, aber was kann ich dafür? Harry hat eine Wirkung auf mich, die sich kaum beschreiben lässt. Wenn er einen Raum betritt, muss ich ihn nicht sehen, mein Körper reagiert sofort auf ihn; meine Handflächen werden feucht, mein Herz schlägt schneller und meine Knie werden weich. Es ist wirklich, wie in jedem dieser kitschigen Romane und jetzt weiß ich auch, weswegen so viele Leute über die Liebe Songs schreiben.

Ich habe zwar keine Ahnung, wie ich selbst es in Worte fassen könnte, aber irgendwie reagiere ich ja auf jeden Fall. Wenn ich in London wäre, oder er bei mir, ich würde ihn einfach küssen, die ganze Nacht lang und den ganzen Tag. Dass ich nicht genug von ihm bekommen kann, ist mehr als offensichtlich, aber wenn meine Tagträumereien wirklich real würden, Scheißdreck, keine Ahnung, was dann passiert. Alleine dieser Vorstellung ist es aber zu verschulden, dass ich nicht mitbekomme, wie mein Koffer auf dem Band an mir vorbei fährt; erst als er am Ende ankommen ist, bemerke ich es und fluche leise. Nur einen Moment später stoßen meine Kollegen dazu. Wie gut, dass sie das nicht mitbekommen haben, sonst dürfte ich mir nur wieder einen blöden Spruch anhören. Also sage ich einfach nichts und warte darauf, dass mein Koffer am Anfang des Bandes wieder auftaucht. 

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Louis hat also Kopfkino, wie denkt ihr würde er reagieren? Und wann sagt Harry ihm, was er sagen will? 

Love L 

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