65. Kapitel

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Wieso tigert er die ganze Zeit in seinem Zimmer herum? Er weiß doch nicht einmal, was er überhaupt von der ganzen Sache hält. Kopfschüttelnd lässt er sich aufs Bett fallen und vergräbt das Gesicht in seinen Händen. Es ist wieder einmal beschissen, in diese Position gezwungen zu werden.

Manchmal hat Harry es so satt Prinz des Vereinigen Königreichs zu sein. Steven steht bei ihm im Zimmer und sieht ihn erwartungsvoll an. Harry will nicht schon wieder eine Erklärung liefern müssen, er hat es so satt. Ständig wird er von jedem und allem beobachtet, dabei würde er einfach mal gerne ein Wochenende abhauen. Und fast hätte genau das geklappt. Hat es aber nicht. Er will Louis dafür gar keinen Vorwurf machen, aber er kommt nicht drum herum, seine Chefin weniger zu mögen. Er hatte sich sehr darauf gefreut, dem jungen Mann das Anwesen zu zeigen, auf das er in seiner Jugend immer geflüchtet ist, wenn ihm alles zu viel wurde. Jedenfalls war das so, bis er bemerkt hat, wie schön Alkohol doch schmeckt und wie gerne er Sex hat. Seine Aufenthalte auf dem Anwesen wurden recht schnell mehr und mehr durch Partys ersetzt und schließlich war er dort nur noch alle halbe Jahr.

Harry seufzt und steht auf. Nachdem Steven mitbekommen hat, dass Harry doch nicht fährt, wurde ihm ein Besuch in einigen von Gemmas Kinderheimen aufgebrummt. Da die Kinder einen echten Prinzen erwarten und laut seiner Mutter noch nichts von seinen Skandalen mitbekommen haben, wird er dahin mitfahren müssen und außerdem muss er sich in diesen ätzende Kostüm zwängen.

Im Prinzip ist es Jammern auf hohem Niveau, sehr hohem sogar. Es ist Freitag und er würde viel lieber auf seinem Bett liegen und mit Louis rummachen, als den Palast noch zu verlassen. Es klopft an der Tür. Er rollt mit den Augen, bittet aber hinein. Es ist Becky, seine Stylistin, natürlich ist sie das. „Guten Tag, Eure Hoheit. Es ist Zeit, Euch einzukleiden." sagt sie und schließt die Tür. Sie hat eine ihrer Helferinnen dabei, aber deren Namen kennt Harry nicht. Becky ist inzwischen gut um die sechzig und hat eine goldene Seele. Harry kennt sie seit er denken kann und als Kind hat er oft mit ihr gespielt, aber das liegt Jahre zurück.

Sie öffnet die Türen des großen schwarzen Koffers. Im Prinzip ist es ein Schrank auf Rollen. Darin befinden sich verschiedene Kleidungsstücken in Schutzhüllen. Harry seufzt und steht auf. Ihm bleibt sowieso keine Wahl. Er kleidet sich bis auf die Briefs aus und stellt sich zu den beiden Damen. Es dauert wie immer ewig, bis alles sitzt, wie es sollte und Harry weiß jetzt schon, dass es viel zu warm in den Klamotten wird. Er trägt eine königsblaue Hose und eine weiß-goldene Jacke. Die Epauletten an den Schultern sind golden, ebenso die Nähte, welche V-förmig an beiden Seiten bis zur Schulter hoch gehen, die Knöpfe haben sowieso die gleiche Farbe. Außerdem ist der Stehkragen blau und mit goldenen Ornamenten verziert, sowie die Aufschläge an den Ärmelenden. Mittig ist das Kleidungsstück bis zur Hüfte geschnitten, bis dort hin, wo die Knopfleisten Enden. Seitlich und Hinten ist es länger. Harry mag es nicht.

Der Stehkragen ist eng, das Oberteil sowieso, die Ärmel sind dick und die Hose ungemütlich. Darüber kommt eine weiß-goldene Schärpe und einige Abzeichen und Verdienste. Man kann nicht bestreiten, dass er jetzt wirklich wie ein Prinz aus einem Disney-Film aussieht, aber seine Anzüge sind ihm wirklich lieber. Danach betreten weitere Menschen den Raum und Harrys Haare werden gemacht, nicht zu streng, aber nicht zu locker. Wahrscheinlich hat er jetzt eine ganze Flasche Haarspray auf dem Kopf, aber er weiß inzwischen, wie er den Kram wieder aus seinen Haaren bekommt, ohne sie so lange zu kämmen, dass er das Gefühl hat, sein Kopf wäre kahl.

Danach verlassen die Stylisten sein Zimmer wieder, alles ist natürlich absolut sauber und aufgeräumt, aber Harry merkt den Unterschied. Es reicht nach billigem Parfüm und Haarspray. Außerdem hinterlassen die Rollen der Koffer spuren auf dem roten Teppich, bis jemand darüber geht, oder Staub gesaugt wird. Er hat sowieso keine Wahl. Sein Handy gibt er Steven und verlässt dann das Zimmer. Seine Mutter und seine Schwester trifft er im Speisesaal an. Gemma trägt einen Rock, der das Knie bedeckt und ein schönes Jackett dazu, beides ist hellblau. Mit Garantie ist es auch viel gemütlicher als den Scheiß den Harry trägt.

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