9. Kapitel

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Montag haben Trevor, Vicky und ich frei. Wir haben das ganze Wochenende lang gearbeitet und Missi möchte nicht, dass einer von uns beiden verschlafen dem Prinzen gegenüber tritt. Außerdem meint sie, Vicky muss sich auch mal um sich selbst kümmern und ausschlafen, bevor die Phase beginnt, in der der Fötus um sich tritt und es mit dem Schlaf dann vorbei ist. Zayn ist zum Glück recht leise und so kann ich ausschlafen.

Jedenfalls denke ich das. Um halb elf klingelt mein Handy lautstark. „Was?" murre ich verschlafen ins Mikrofon. „Steh auf, Tommo." Es ist Jeff. Ich grummle unzufrieden und reibe mir die Augen. „Ich habe frei! Schon vergessen?" beschwere ich mich. „Nein, aber Miss Tremblay will dich im Büro sehen. Sie sagt es ist sehr dringend und dass du in spätestens einer halben Stunde hier zu sein hast."

Ich stöhne genervt. Was will Missi denn jetzt schon wieder? „Aber ich habe frei." meckere ich verschlafen und mit immer noch geschlossenen Augen. „Sie meint, es wäre dringend und dass du dir einen neuen Job suchen sollst, wenn du hier nicht erscheinst." erklärt er mir nüchtern und trocken. Ihn scheint es kaum zu verwundern, dass sie es gesagt hat. Unzufrieden richte ich mich auf. Dann werden meine Augen groß. Scheiße! „Ich bin gleich da." sage ich nur, lege auf und schmeiße mein Handy neben mir aufs Bett. Ich hetze ins Bad und stelle mich unter die Dusche. Das darf doch nicht wahr sein! Der Kerl war doch gerade noch auf Ibiza! Was soll der Mist also?!

Ich wasche mich ordentlich, rasiere mich und renne dann in die Küche. Dass ich nackt bin, interessiert mich in diesem Augenblick nicht. Zayn ist ja sowieso nicht da. Ich drücke den Toaster herunter und laufe wieder in mein Zimmer. Ich brauch ja nichts besonderes anziehen; ich ziehe mich ja sowieso gleich noch einmal um. Also bleibt es bei einer hellen Jeans, einem weißen T-Shirt und meiner Jeansjacke, die ich aber gleich erst anziehen werde.

Schnell frühstücke ich und putze mir anschließend die Zähne. Meine Sachen werden lieblos in meinen Rucksack befördert. Scheißdreck. Ich habe die Fragen nicht auswendig gelernt. Ich stöhne genervt und schnappe mir noch mein Handy und meinen Schlüssel. Egal. Trevor wird das Interview führen! Mit den Unterlagen in der Hand renne ich zur Tube. Vor fast zwanzig Minuten hat Jeff angerufen. Zum Glück besitzt Zayn einen Föhn, denn Missi würde es ganz und gar nicht gutheißen, wenn ich mit ungestylten, nassen Haaren dort aufschlage. Endlich bin ich in der Tube. Ich schaue auf den Fragenkatalog und gehe sie immer wieder durch. Die müssen jetzt ganz schnell irgendwie in meinen Kopf rein!

Immer wieder murmle ich sie lautlos vor mir hin, schaue dann nach oben und wiederhole sie in meinem Kopf. Irgendetwas davon muss doch helfen! Meine Gedanken überschlagen sich. Ich gehe die Regeln des Benehmens durch, aber die bekomme ich alle hin. Das wird schon. Trevor führt doch sowieso das Interview. Ich werde daneben stehen, mich an die Regeln halten und versuchen mit der Krawatte um meinen Hals, Luft zu bekommt. Das wird es dann aber auch schon wieder gesehen sein. Nicht, dass ich da etwas gegen hätte.

Viel zu schnell bin ich an meiner Station angekommen und muss wieder aussteigen. Ich grüße wie jeden morgen Pete kurz und steige in den Aufzug. Ich steige direkt auf der Sechsten aus, wo Zayn, Trevor und Missi mich schon erwarten. Trevor trägt seinen Anzug schon. „Los jetzt!" - „Dir auch einen guten Morgen, Zayn." erwidere ich augenrollend und nehme den Anzug entgegen. Als ich ihn angezogen habe, hat der Schwarzhaarige natürlich noch etwas zu meckern. Er zupft hier und da an mir herum und führt mich dann in einen anderen Raum. Eine Kollegin von ihm, die ich vorher noch nie gesehen habe, drückt mich auf einen Stuhl und fängt an meine Haare neu zu machen. Widerwillig lasse ich die Prozedur über mich ergehen, aber als sie dann das Make-Up auspackt, reicht es doch. „Ernsthaft jetzt?" - „Ja." legt Zayn mit fester Stimme fest und sieht mich warnend an.

Da Missi uns immer noch beobachtet und Trevor gerade das gleiche ertragen muss, lasse ich sie machen. Was das für unter die Augen ist, kann ich nicht sagen, aber das Puder, womit sie meine Haut zu klatscht, kenne ich von meinen Schwestern.

„In weniger als einer Stunde geht das Interview los." sagt Miss Tremblay. „Der Sicherheitsdienst wartet bereits unten." Zayn lächelt uns ermutigend zu und wir drei verlassen das Gebäude. Zwei schwarze Wagen stehen dort. Ein breit gebauter Mann kommt auf uns zu. „Sie müssen Miss Tremblay sein. Wir haben telefoniert." - „Freut mich wirklich, Sie kennen zu lernen." erwidert sie freundlich. „Das sind Mr. Morgan und Mr. Tomlinson." Wir geben ihm die Hand. Anschließend kommen drei seiner Sicherheitsmänner auf uns zu. „Sie werden jetzt durchsucht. Ihre Handys und andere elektronische Geräte, welche nicht für das Interview notwendig sind, werden Sie abgeben. Sie bekommen sie zurück, sobald wir wieder hier sind."

Ich gebe meins etwas widerwillig ab, aber ich will dem Sicherheitsdienst der Royals dann doch eher nicht widersprechen. Trevor und ich steigen in einen Wagen, Miss Tremblay in einen anderen. Die Scheiben sind getönt und das Auto mit Sicherheit gepanzert. Die Sitze sind aus schwarzem Leder und ungefähr alles andere ist in Silber gehalten. Sehr edel, muss man schon sagen. Ich hatte eigentlich mit Gold gerechnet, aber gut, ich hinterfrage es einfach nicht.

Wir fahren quer durch die Stadt und auch, wenn ich hier schon länger wohne, weiß ich irgendwann nicht mehr, wo wir sind. Wir kommen schließlich außerhalb der Innenstadt zum stehen. Es ist ein großes Anwesen auf dem Land. Das soll die sichere Wohnung sein? Wir steigen aus und erst da bemerke ich die Banner an der Seite. Es handelt sich um eine Gartenparty für Wohltätige Zwecke und sie soll in zwei Stunden beginnen.

„Folgen Sie mir." sagt der Schrank von Mann monoton und streng. Um uns herum laufen die anderen Sicherheitsbeamten mit und bilden dabei bestimmt irgendeine Formation. Ich sehe mich um. Es ist sehr grün hier und dabei sind wir gar nicht mal so lange gefahren. Da ich mein Handy nicht habe, kann ich aber nicht auf die Uhr schauen. Das Anwesen ist ein Altbau und in hellen Farben gehalten. Die Fenster sind groß, der Vorgarten gepflegt, vorbei der schon riesig ist. Bestimmt wohnt hier irgendein Lord oder so. Die Presse wird gleich auch eintreffen, da bin ich sicher. Wer von unseren Leuten wohl noch hier sein wird?

Wir betreten das Gebäude. Hier findet sich vermutlich nicht ein einziges Staubkorn. Alles ist auf Hochglanz poliert und aufgemotzt worden. Wir werden die große Treppe am anderen Ende es Foyers hinaufgeführt. Von dort werden wir durch einen Raum in ein weiteres Zimmer gebracht. Es hat zwei große Fenster mit einem kleinen Balkon. Hier ist alles in hellblau und Gold gehalten. Zwei Sessel stehen sich seitlich gegenüber, in der Mitte ist ein Tisch mit einer Wasserflasche und zwei Gläsern, die aussehen, als würden sie mehr kosten, als meine gesamte Kücheneinrichtung. Das ist bestimmt Kristall. Die Wand hinter dieser Kulisse ist weiß gehalten.

Außerdem stehen dort auch zwei Tee Tassen, die einen Augenblick später gefüllt werden.

Missi, Trevor und ich stehen bei dem Kerl, der hier offensichtlich der Chef ist. „Wer von ihnen führt das Interview?" - „Einer der beiden Herren." antwortet meine Chefin. „Sie sind beide vorbereitet." Er sieht zwischen Trevor und mir hin und her. Dann bleibt sein Blick an mir haften. Oh bitte nicht. Er sieht wieder zu Trevor und mein Herz setzt einen Schlag aus.

„Mr. Tomlinson." Meine Augen werden groß und ich sehe kurz zu Trevor, dann wieder zu dem Kerl vor mir. „Sie werden das Interview führen." Am liebsten würde ich fragen, wieso, aber das scheint mein Blick schon zu verraten. „Sie sind kleiner als Mr. Morgan und somit werden sie sitzend kleiner als der Prinz sein, was wiederum seinen adligen Stand beton." Ne ist klar. „Und außerdem haben Sie den Artikel geschrieben." Ganz offensichtlich gefällt er ihm nicht, aber er fällt trotzdem nicht aus seiner Rolle.

Ich atme tief ein und wieder aus. Meine Zettel gebe ich Trevor. „Du packst das schon." raunt er mir. Er hat ja keine Ahnung. „Setzen Sie sich." Er deutet auf den rechten Sessel. „Sie beide kommen mit mir hinter die Kamera." weißt er meine Chefin und meinen Kollegen an. Ich bin versucht mit durch die Haare zu fahren, aber so viel Haarspray, wie darin hin, wird es sowieso nichts bringen.

Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich wirklich zu setzen. Ich kann direkt auf die helle Holztür mit dem goldenen, verzierten Knauf sehen. Das ist so surreal. In meinen Gedanken gehe ich die Fragen, die Abläufe und die Regeln immer und immer wieder durch. Missi schaut mich an und ihr Blick spricht Bände. Ich darf es nicht versauen. Dann bin ich arbeitslos. Sie kommt auf mich zu. „Entspannen Sie sich." Verwundert blicke ich sie an. Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. „Sie schaffen das. Es wird gefilmt, also sollten sie weniger angespannt sein." Ich nicke und atme noch einmal tief ein und wieder aus. Dann öffnet sich die Tür. 

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Da muss Louis jetzt wohl durch. Ob das so gut wird? Meint ihr, er packt das? Und wie wird der Prinz wohl so sein? 

Love L 

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