Kapitel 10

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Es war wieder beinahe ein ganzer Tag verstrichen, als ich gegen 19 Uhr, immer noch alleine im Fitnessraum des Hotels war.

Ich übte erneut meine Boxtechniken, da mein Traum der letzten Nacht mir erneut sorgen bereitet hatte.

Wieso?
Seid meinem letzten Besuch im Krankenhaus, wusste ich das Frederić aus dem Koma erwacht war.
Ja, er war nicht tod. Der Notarzt hatte ihn damals ins künstliche Koma versetzt und sagte seine Chancen ständen schlecht, doch bei meinem Glück standen sie natürlich gut für ihn.

Woher ich das alles schon wieder wusste?
Ich hatte mich des öfteren informiert um sicher zu gehen, das ich Ruhe vor ihm hatte. Doch nun war Frederić wieder da.
Er war derjenige der mir unwissend mit seinem Rollstuhl gegen mein Bein gefahren war.

Und bei meinem Glück würde es nicht lange dauern bis er sein vollständiges Gedächtnis zurück hatte oder seine Kumpels ihm alles erzählen würden.

Ich trat den Boxsack bis zum bitteren Ende meiner Verzweiflung, als mein Handy klingelte.

"Videoanruf von Nathalie. Super."

Ich fuhr mir genervt durch meine Haare und nahm den Anruf entgegen.

"Ja?"
"WARUM gehst du nicht an dein Handy verdammt!"
"Wieso sollte ich? Du hast mich ganze 10 Tage nicht angerufen, meine Anrufe abgelehnt oder hast direkt dein Handy aus gemacht, also WIESO sollte ich deinen Anruf entgegennehmen?" fuhr ich sie wütend an.

"Du brauchst eine gute Bewertung, nicht ich."
"Ach wirklich? Ist das so?
Schon gewusst das deine Leistung und meine Aussagen zu dir auch bewertet werden?" entgegnete ich ihr genervt.

Sie schaute mich leicht erschrocken an.

"Ja, mir egal. Ich hab meinen Plan B gefunden und meinen Mentoren hab ich auch schon Bescheid gesagt. Also Tschau."

Ich wollte auflegen.

"Warte! Ok, ich bin am Montag pünktlich da."
"Tja, da hab ich keine Zeit."
"Was!"
"Ich hab jeden verschissenen Tag 2 Stunden auf dich gewartet und jetzt hab ich kein Bock mehr auf den Mist. Ich warte ungern auf Leute, dafür ist das Leben zu kurz."
"Und am Dienstag?"
"Kann ich auch nicht."
"Wieso verdammt?"
"Ich mach Fotos, auf der Uni-Party."
"Aber? Deine eigentliche Aufgabe geht vor!"
"Mach dir darüber mal keine Gedanken. Die hab ich schon alle angefangen."
"Das geht nicht. Nicht ohne mich!"
"Es steht nirgendwo das du es sein musst, geschweige denn das ich an mein Model gebunden bin."
"Aber?"
"Du kannst mich mal, ich hab keine Zeit!"
"Du kannst Fotos auf der Party machen."
"Ich hab dafür keine Zeit!"

Ich legte wütend auf und trat gegen den Boxsack.

Ich laufe niemanden hinterher.

Aus lauter Wut bemerkte ich nicht, das ich blutete.
Erst als Gerald plötzlich im Fitnessraum auftauchte und mich erschrocken anschaute.

"Bella du blutest!"

Geschockt schaute er mich an und hob mein Kinn leicht mit seinem Zeigefinger an.

"Keine Sorge, das hab ich öfters.. "

Ich nahm mir mein Handtuch und wischte mir das Blut an meiner Nase weg.

"Solltest du deswegen nicht mal lieber zum Arzt?"

Er schaute mich besorgt an und hockte sich vor mich, als ich mich auf den Boden gesetzt hatte.

Ich sagte nichts.

"Bella,was ist los?"

Meine Tränen schossen mir in die Augen, doch ich brachte es nicht über mich ihm zu sagen, dass ich sterben würde, und das mit hoher Wahrscheinlichkeit bald.

"Gerald.. ich.."
"Ja?"

Es betraten ein paar fremde Leute den Fitnessraum, zu meiner Erleichterung.

Sofort stand ich auf und packte meine Sachen.

Danach lief ich nach draußen, da ich wusste das Gerald nicht mehr locker lassen würde, selbst wenn ich mich in meinem Zimmer einsperren würde.

Ich lief voraus zum Strand, während Gerald mir folgte.

Irgendwann stoppte ich und ließ meinen Rucksack in den Sand fallen.

Ich fuhr mir gestresst durch meine langen Haare.

"Bella, was ist los?"

Gerald drehte mich zu sich.

"Erzähl mir was los ist, bitte."

Er flehte mich förmlichst an.

Ich überlegte was ich ihm sagen konnte, ohne ihm die volle Wahrheit zu erzählen.

"Bella, wage es dir ja nicht mich anzulügen. Denk garnicht erst daran!"

Ich seufzte.

"Frederić.. er ist aus dem Koma erwacht.."

Gerald schaute mich intensiv an.

"Das ist nicht die ganze Wahrheit Bella..
Wieso sagst du mir nicht alles?"

Ich seufzte erneut und drehte mich weg von ihm.

"Erzähl es mir, bitte!"
"Gerald ich kann es nicht."
"Wieso?"
"..weil ich nicht darüber reden will. Es würde nur alle verletzen und das will ich nicht."
"Ich werde es niemanden erzählen, versprochen."

Er drängte mich förmlichst dazu.

"Gerald wenn ich es dir sage wirst du mich hassen!" sagte ich verzweifelt und spürte erneut die Tränen.

"Ich kann dich nicht hassen, niemals Bella.."

Er stellte sich vor mich und legte meine Hände in seine.
Er wartete darauf das ich irgendwas von mir gab, doch ich brachte es nicht übers Herz.

"Du wirst es bereuen mich gefragt zu haben."
"Das glaub ich nicht Bella."

Ich starrte kurz auf den Boden und fasste meinen kompletten Mut.

"Ich hab Krebs."

The End will comeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt