90. Kapitel

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Mein Bauchgefühl ließ nichts gutes ahnen, als wir uns endlich auf den Weg zu Miñancos Gebiet gemacht hatten.

Mir war ziemlich mulmig dabei, denn eins wusste ich, er wollte das wir ihn finden.
Er wollte das wir zu ihm kommen und er führte etwas im Schilde, sonst hätte er Ashtons Handy nicht am Leben gelassen.

Elijah ahnte dies sicherlich auch, weswegen er Verstärkung gerufen hatte.

Gerald, Diego und ein paar andere aus Elijahs, sagen wir mal 'Bekanntschaften oder gar Mitarbeitern' schlossen sich in unsere Reihe und fuhren dem schwarzen Camaro von Elijah hinterher.

Unruhig tippte ich mit dem Finger auf meinem Oberschenkel herum, da wir nicht die leiseste Ahnung hatten was uns erwarten würde und die Zeit immer schneller verstrich.

Was wenn Larissa und Ashton schon Tod waren? Wenn sie an Blutverlust gestorben sind? Oder er sie gefoltert hatte?

Fragen über Fragen, die nur so in meinem Kopf herum schwirrten, doch eins war mir klar, ich würde Larissas Tod rächen und wenn es das letzte wäre was ich tue.

"Bella?"

Wiederholte Elijah und riss mich aus meinen Gedanken.

"Eh.. ja?" fragte ich völlig verpeilt, als er auf sein Handy zeigte.

Erst jetzt bemerkte ich das es wie wild in meiner Hand klingelte und ich erkannte Ashtons Nummer.

Ein kurzer verunsicherter Blick zu Elijah, verriet mir das ich ran gehen sollte.

Also zögerte ich nicht lang und nahm das Gespräch stumm entgegen.

Es herrschte Ruhe, vollkommene Ruhe, weswegen ich kein Wort sagte und auf irgendetwas wartete.

Kein Rauschen, keine Stimmen, nur ein Atem trat nach ein paar Sekunden zum Vorschein.

Ich traute mich immer noch nichts zu sagen und lauschte weiter.

"Bella.." raunte nach ein paar Minuten eine tiefe Stimme am anderen Ende, was Ashton somit komplett ausschloss.

Ashtons Stimme war heller und klang nicht halb so düster wie die an seinem Handy, was mir meine These somit wohl oder übel bestätigte.

Ich legte ohne großartig darüber nachzudenken auf, denn ich hatte keine Lust auf diese Psychospielchen.
Wenn mir Miñanco etwas sagen wollte, dann sollte er es persönlich tun.

"Und?"
"Er kennt meinen Namen noch, Applaus an den Mafiaboss." sprach ich kalt und legte Elijahs Handy wieder beiseite.

Während ich wieder aus dem Fenster starrte, spürte ich Elijahs besorgten Blicke auf mir.

...

Es war 21:30 Uhr als die Sonne langsam am Horizont verschwand und wir wieder an der selben Stelle wie damals standen.

"Das erinnert an alte Zeiten,mh?" sprach Gerald.

"Egal wie sehr man es auch verdrängt, irgendwann holt alles einen wieder ein.." murmelte ich leise, doch Gerald verstand es dennoch und legte mir seine Hand aufmunternd auf meine Schulter.

Ich schaute kurz zu ihm.

"Wir holen sie da raus, beide."

Ich nickte und glaubte an seine Zuversicht doch irgendwie hatte ich es im Gefühl das die ganze Aktion nach hinten los gehen würde.

Diego stellte sich auf die andere Seite von mir und Blickte ebenfalls auf den Horizont.

"Auf ein allerletztes Mal.." entgegnete ich den beiden, bevor ich mich zu Elijah drehte und ihm die zweite Waffe abnehmen wollte.

Er hielt sie fest, was mich dazu zwang mein Kopf leicht in den Nacken zu legen und zu ihm auf zu schauen.

"Versprich mir das du aufpasst, bitte."

Ich spürte seine Unruhe und versuchte ihn zu beruhigen.

"Keine Sorge, ich hab bisher noch nie daneben gezielt."

Er ließ die Waffe locker, sodass ich sie ihm abnehmen konnte und sie mir hinten in den Hosenbund steckte.

"Bereit?"

Ich nickte zustimmend zu Elijah, bevor er alle zusammen trommelte.

"Wer spielt den Lockvogel?" fragte Diego in die Runde, während ich mich bereits freiwillig meldete.

"Ich machs." sprach ich kalt, ohne mit der Wimper zu zucken und alle stimmten nickend zu.

Elijah gefiel diese Entscheidung keineswegs, dennoch hatte er keine Wahl mehr.

Miñanco wollte mich, also bekam er mich auch.

Elijah hielt meine Hand fest, als ich gerade zum Zaun laufen wollte.

"Du solltest da nicht zuerst rein gehen. Wir wissen nicht was uns erwartet."
"Elijah, sie ist meine beste Freundin und Ashton ist Gott verdammt dein bester Freund, du weißt also ganz genau wie ich mich fühle, denn ich bin an dieser ganzen scheiße auch noch Schuld, seit Jahren."

Er legte seine Hand an meine Wange.

"Du konntest nie was dafür, nicht für Frederić, nicht für Tom und genauso wenig für Miñanco."
"Doch Elijah, verdammt ich bin diesen scheiß Packt eingegangen und hätte wissen müssen das er ihn nicht hält.. das ich ihm nicht trauen hätte dürfen.. genau wie ich Frederić und Tom nicht hätte trauen dürfen.."

Mir lief eine einzelne Träne die Wange entlang, die Elijah mir sofort mit seinem Daumen weg wischte.

Er drückte mich sanft an sich und schloss mich in eine Umarmung, die ich sofort erwiderte.

"Versprich mir das du nichts riskantes tust."
"Du weißt das ich das nicht einhalten kann.. ich werde alles tun um Larissa dort lebend herauszubekommen.."

Er seufzte.

"Dann tu wenigstens so als würdest du dich daran halten wollen."

Meine Mundwinkel zuckte gleichzeitig mit seinen nach oben, als wir uns ansahen.

"Ich versuche es einzuhalten.. versprochen" entgegnete ich ihm und versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen, damit er sich keine Sorgen machte.

Er sah mich an und legte ein letztes mal seine Lippen auf meine und um ehrlich zu sein fühlte es sich an wie ein Abschiedskuss.
Wie als wüssten wir beide, dass es das letzte mal wäre..

Das kleine Prickeln seiner Lippen auf meinen, seine leuchtenden Augen die förmlichst glühten, wenn aus unserem Kuss mehr wurde und seine Hand die auf eine gute Weise wie Feuer auf meiner Haut brannte.

Wir lösten uns voneinander, bevor er seine Stirn an meine lehnte.

"Pass auf dich auf.."

The End will comeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt