Kapitel 35

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In Kuschelanzug und Kuschelsocken setzte sich Vanessa auf das Sofa, schaltete den Sender schonmal ein, den sie gleich schauen wollte und öffnete dann die Email von Christian.

Sie sah sofort, dass diese sehr lang war und wohl die bisher längste die sie von Christian bekommen hatte.

Sie atmete tief ein und aus und fing an zu lesen und musste sehr schnell bemerken, dass die Reaktionen von Ihm, die sie im Kopf hatte komplett das Gegenteil waren, von dem was da wirklich geantwortet wurde.

Liebe Vanessa,

Meine Email hat einen falschen Eindruck hinterlassen, dass Tut mir sehr leid, aber geschriebene Worte kann man leider immer falsch interpretieren, und das ist leider wohl passiert.

„Na wenn Du das sagst?" Dachte sich Vanessa und las weiter, denn es waren nur noch 30 Minuten bis zur Sendung und sie wollte Ihre Antwort vorher abgeschickt haben.

Ich wollte dich nicht damit ins Bett bekommen, dass ich Kontakt zu Dir aufgenommen habe, ich mag dich sehr, aber auf rein „Kumpelbasis".

„Kumpelbasis? Ich bin doch kein Kerl."

Ich hoffe Du verstehst was ich meine.

„Nee, nicht wirklich?"

Du hast mir den Kopf nicht so verdreht, dass mein Herz wie wild pocht und ich Schmetterlinge im Bauch habe wenn ich Dich sehe.

„Nicht? Warum willst Du dann plötzlich zahlen und es nach einem Date und nicht nach einem zwanglosen Treffen es aussehen lassen?"

Du hast dennoch bleibenden Eindruck hinterlassen, als wundervolle Frau die Zuhören kann und bei der ich mich verstanden fühle.

„Klar, Seelenmülleimer und Ratgeber kann ich. Nur es nicht auf mein eigenes Leben anwenden, zumindest manchmal"

Vanessas anfängliche Wut wandelte sich nach und nach und sie las ruhig weiter.

Verstanden in meiner Situation. Ich habe Dir schon sehr meine Seele offenbart wie ich es sonst nicht kann, weil mich niemand versteht. Ich bin so froh wenn ich die letzte Show hinter mich gebracht habe und dann in den urlaub starten kann.

Wer freut sich nicht nach einer harten Zeit in den urlaub fahren zu können um abzuschalten und aus dem alltags Trott zu entfliehen.

Den ersten seit 10 Jahren ohne meinen Bruder. Den ersten seit 10 Jahren nicht in Schweden. Den ersten auch ohne das ich meinen Laptop mitnehmen werde, denn ich denke die Versuchung wäre sonst zu groß, doch an irgendwas zu arbeiten und nicht voll abschalten zu können.

„Ohhh." Vanessa war überrascht über diese Worte. Sie hatte zwar gewusst, dass Andreas und Chris häufig ein paar Tage gemeinsam Urlaub machten, aber dass Chris bisher nie alleine im urlaub war, und immer in Schweden scheinbar, dass wusste Vanessa nicht und machte ihr grade echt gedanken, denn sie schien Christian tatsächlich voll falsch eingeschätzt zu haben und er war wohl wirklich gerade total verzweifelt.

Bitte lass uns gemeinsam Zeit verbringen, uns die Federbälle gegenseitig zu werfen mit Hilfe eines Schlägers und den Alltag für eine Weile aus unserem Leben werfen.

Ich glaube, auch wenn Du gerade Urlaub hattest, dass Du solche Momente auch genießen wirst, weil es nicht der tägliche Wahnsinn ist, den man immer hat, sondern eigentlich ziemlich satt.

Wie recht er doch hatte. Sie war immer froh wenn ihr Leben nicht wie bei „Täglich grüßt das Murmeltier" abläuft und sie da mal aus diesem Kreislauf der sonst erdrückend wird entkommen kann.

Wir teilen uns die Platzmiete und jeder zahlt das was er ißt oder trinkt selbst.

„Na bitte, geht doch."

Ich will nicht wieder was falsches sagen/schreiben und hoffe dass diese Email dich nicht noch wütender auf mich macht.

„Er hat also verstanden dass ich ziemlich sauer war. Dass ist doch wirklich mal ein Fortschritt."

Ich sage aber zum Schluss dieser Email nochmal in aller deutlichkeit, weil es mir sehr am Herzen liegt.

„Oh, jetzt bin ich gespannt"

Liebe Vanessa, bitte sei mein Kumpel, mein Freund, mein Seelenmülleimer,

„Ey, dass ist meine Wortschöpfung."

mein Ratgeber... kurz und knapp... mein Anker nicht völlig abzutreiben in einer Welt voller Illusionen und Magier um auch die richtige Welt nicht zu vergessen.

Vanessa bekam bei diesen Worten eine Gänsehaut und auch grade feuchte Augen, denn sie merkte gerade, dass es Christian total zu gesetzt hatte, dass er es gut gemeint hatte, sie aber sauer geworden wahr und er einfach nur Normalität in seinem Leben suchte und Vanessa gerade dieser „Normale" Part für ihn war und dass obwohl sie ein Fan war und gerade einen neuen Show besuch plante.

Sie fragte sich gerade wie sie dieses „Doppelleben" weiter leben sollte. Vanessa merkte gerade welche Probleme diese „verbindung" zwischen Christian und Ihr bringen könnte und hoffte, dass er sie nicht dann anders behandelt, denn dass war in einer FAnszene wie der Ehrlich Brothers dass schlimmste. Auch wenn sie sich bisher aus allem rausgehalten hatte, merkte sie gerade, dass sie nun voll drin hing und gerade kein Land in Sicht war. Sie war Rettungsanker für Chris. Doch wer war ihr Anker. Wem konnte sie soweit trauen, um diesen Menschen hinzu weihen.

Wenn die anderen Fans mitbekommen, dass Vanessa plötzlich eine andere Aufmerksamkeit bekommt, dann war Holland in Not und sie musste gut schauspielern um alle Gerüchte, auch wenn sie wahr waren, abzustreiten oder zu ignorieren.

Vanessa atmete wieder ein und aus und las weiter, denn viel schien es nicht mehr zu sein.

Die Welt in die wir alle Leben wenn wir nicht zaubern oder verzaubert werden. Ich schwöre beim Grab meines Vaters, ich hab meine Hormone bei Dir vollkommen im Griff und will Dich nicht ins Bett bekommen.

Jetzt war bei Vanessa völlig vorbei, denn er hatte einen Eid auf seinen Vater geleistet und sie musste an Ihren Vater denken und die tränen suchten sich ihren Weg ungehemmt nach draussen und liefen ihr an den Wangen nach unten.

Mit diesen aufrichtigen Worten und vor allem dem Schwur hatte sie in 100.000 Jahren nicht gedacht.

Ich freue mich nun noch mehr als sonst auf Deine Antwort.

Liebe Grüße

Christian Reinelt

Oh gott, was sollte sie darauf jetzt antworten. Wenn sie nur kurz und knapp antwortet, dass se mit dem Kompromiss einverstanden ist, dann war dies vermutlich zu sachlich und kalt auf diese emotionale Email.

Sollte sie ihn vorwarnen, dass sie in Bremen sein wird.

Nein, sie entschloss sich dagegen, denn sie wollte privat und Fan/Künstler trennen und es dabei belassen, dass die Künstler nicht so genau wussten wer ihrer „Wiederholungstäter" wo ist.

Am liebsten hätte sich Vanessa jetzt angezogen und wäre nochmal spazieren gegangen um den Kopf nach dieser Email frei zubekommen.

Eines machte ihr diese Email nämlich gerade sehr sehr deutlich.

Christian war Todunglück und scheinbar konnte nur sie ihm gerade helfen. Was für eine Ehre? Doch was musste dies für Christian bedeuten dort zu fröhlich und gut gelaunt zu wirken. Ihr lief ein Schauer über den Rücken und sie musste das Handy erstmal weglegen um sich selbst wieder zu beruhigen. Denn diese Nachricht hatte sie zu Tiefs berührt. 

Da ist sie wieder weg *Ehrlich Brothers Fanfiction*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt