6. Kapitel

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Als Remus den Schlafsaal betrat, viel sein Blick auf Sirius, welcher noch vollständig angezogen auf seinem Bett sass.

Remus schwieg und warf seinen Hogwartsumhang über einen Stuhl.
Sirius beobachtete ihn dabei.

Remus knöpfte sein Hemd auf.
Das Licht des Mondes fiel auf die vielen Narben auf seinem Oberkörper.

Sirius keuchte leise.
Natürlich wusste er, dass Remus sich in den Vollmondnächten oft selbst verletzte, jedoch war ihm nie aufgefallen, wie viele Narben den Körper seines Freundes zierten.

Remus spürte Sirius Blick auf ihm.
Er fühlte sich nicht wohl, denn er hasste sich und seinen Körper und das mehr als alles andere.

Sirius stand auf und kam auf ihn zu.
Er sah ihn eindringlich an, während Remus stocksteif da stand.
Sirius Hände hoben sich und sie fuhren ganz sanft über Remus Wangen.

Remus sah ihn traurig an. „Ich bin hässlich."

Sirius erwiderte seinen Blick.

Remus Stimme war so zerbrechlich.

Er schüttelte den Kopf.

„Nein Remus, du bist wunderschön."

Eine Träne verliess Remus Auge, doch Sirius fing sie mit seinem Daumen auf, bevor diese auf den Boden tropfte.

„Sieh mich doch an, ich bin ein Monster."

Sirius spürte den Schmerz in seinem Herzen. Es tat ihm weh, wie Remus über sich selbst sprach.

„Jetzt hörst du mir mal zu. Du bist wunderschön und einer der liebenswertesten Menschen, die ich je das Glück hatte zu treffen. Die Tatsache, dass du diese Narben trägst macht dich weder schwach, noch ist es ein Grund dich selbst zu hassen oder als hässlich zu bezeichnen."

Sirius hatte ihn während er sprach die ganze Zeit angesehen.

Es war, als würde das hier anders sein, anders als bei James, Peter oder bei all den Mädchen.
Er fühlte dieses Kribbeln an den Stellen, an denen er Remus Haut berührte und er roch ihn, seinen beruhigenden Duft.

Sirius sah auf Remus Lippen, sie schienen so weich und sanft zu sein und er sehnte sich so sehr danach, sie zu berühren.

Remus wandte sich nach einer Weile ab und zog sich sein Pyjamaoberteil an.

Von seiner Wange ging immer noch ein angenehmes Kribbeln aus und sein Herz pochte schnell in seiner Brust.

Er schlüpfte unter die Decke und beobachtete Sirius, welcher sich ebenfalls Bett fertig machte.
Sirius lächelte ihn schüchtern an und kam dann auf sein Bett zu.
Remus schluckte, sagte jedoch nichts.
Sirius setzte sich auf Remus Bettkante.
Er trug nur eine Boxershorts und Remus konnte die Konturen seiner Bauchmuskeln genau erkennen.

Die Tatsache, dass sein Gegenüber nicht gerade viel anhatte, machte ihn nervös.

„Ist es in Ordnung, wenn ich heute bei dir schlafe?" Fragte Sirius und sah ihn flehend und zugleich schüchtern an.

Remus nickte.
Er konnte selbst nicht sagen, weshalb er es zuliess, vielleicht weil er sich so sehr nach Nähe sehnte, nach Sirius Nähe, um all den Schmerz zu vergessen.
Vielleicht aber auch, weil er nicht alleine sein wollte.

Sirius kroch unter Remus Decke und zog Remus ein wenig näher an sich heran.

Remus spürte das vertraute Kribbeln und die Wärme, die von Sirius ausging.
Es fühlte sich so wunderschön und vertraut an.
Kein Mensch auf dieser Welt hätte ihm dieses Gefühl schenken können ,das er nun in Sirius Nähe spürte.

Sirius hatte ihn in seine Arme genommen und Remus Kopf ruhte auf Sirius Brust.
Sirius spürte, wie Remus Atmung gleichmässig und tief wurde, er jedoch lag wach.

Er hörte, wie James und Peter den Schlafsaal betraten, machte jedoch keine Anstalten, etwas zu sagen.

Er lauschte Remus Atem, fühlte seinen warmen Körper so nah bei seinem eigenen.

Es war seltsam, dass kein Mädchen, mit dem er etwas hatte, solche Gefühle in ihm auslöste.

Er musste nachdenken.
Nachdenken über so viele Dinge, die er nicht verstand, die er einfach nicht verstehen oder, wie er tief in seinem Innern wusste, wahrhaben wollte.

Was war das für ein Kribbeln? Wieso um alles in dieser Welt wünsche ich mir in manchen Momenten nichts sehnlicher, als Remus Lippen zu berühren? Woher kommt diese angenehme Wärme? Weshalb hatte James gesagt, ich sei verliebt, denn ich war es nicht, oder etwa doch? Weshalb bin ich in Remus Nähe zurückhaltend und irgendwie auch ernster, aber auf eine schöne Art und Weise? Wieso ist ausgerechnet Remus der schönste Mensch , welchem ich je begegnet bin?

Er musste unbedingt mit James reden, denn er fand keine vernünftige Antwort auf seine Fragen, die in seinem Kopf herumschwirrten.

Er schob den schlafenden Remus vorsichtig von sich runter, stand auf und schlich zu James Bett.
James lag auf dem Bauch und schnarchte leise.

„Krone wach auf." Flüsterte Sirius und schüttelte ihn leicht.

James regte sich, murmelte etwas und öffnete schliesslich die Augen.

„Was ist denn los Tatze?" Fragte er genervt.
„Ich muss mit dir sprechen."Antwortete Sirius und sah seinen besten Freund flehend an.
„Ach und das hätte nicht bis Morgen warten können?" Sagte James sarkastisch, stand dann aber auf.

Die beiden Rumtreiber gingen zusammen hinunter in den Gemeinschaftsraum und James liess sich sofort in einen Sessel vor dem Kaminfeuer fallen, welches schon fast erloschen war.

„Nun über was wolltest du mit mir reden?" Fragte James genervt.
„Ich wollte dich fragen wie sich v-verliebt s-sein oder L-Liebe anfühlt?"

Bei Merlin, jetzt fang ich auch noch vor James an zu stottern.

James, noch vor kurzem, verärgerte Miene hellte sich schlagartig auf und er grinste breit.

„Ist sich unser lieber Tatze etwa nicht sicher, ob er sich verliebt hat?"

Sirius wurde knallrot, nickte aber.
James lächelte.

„Nun...wenn man verliebt ist, dann hat man das Gefühl, dass man dieser Person ständig so nahe wie nur möglich sein möchte. Man sehnt sich nach deren Berührung. Man merkt es auch, wenn man ein angenehmes Kribbeln spürt, dabei reicht manchmal nur schon der Gedanke an diese Person. In deinen Augen ist dieser Mensch perfekt, obwohl er viele Makel hat, die dich jedoch nicht stören, weil du diese Person genauso liebst, wie sie ist." Schloss James seinen Vortrag und sah dann mit einem wissenden Gesichtsausdruck Sirius an.
„Wann willst du es ihm sagen?" Fragte James kurz angebunden und sah Sirius an.
„Woher weisst du, dass es ein Er ist?" Fragte Sirius schockiert.
„Es ist offensichtlich, dass es Moony ist, Tatze, mir kannst du da nichts vormachen."

Sirius starrte ihn entgeistert an.

Wie um alles in der Welt konnte James es vor ihm gewusst haben?

„Ich... ich weiss nicht was ich fühle...VERDAMMT NOCHMAL ER IST EIN JUNGE UND EINER MEINER BESTEN FREUNDE! Ich kann das doch nicht einfach so sagen, das geht nicht."

Er war verzweifelt und verwirrt.

Wie um alles in der Welt konnte sich ein Frauenheld in einen Jungen verlieben?

James sah ihn mit einer unergründlichen Miene an.

„Lass dir Zeit, um dir Klarheit über das zu verschaffen, was du fühlst. Wenn du dich bereit dazu fühlst, dann spreche mit ihm, er wird es verstehen."

Sirius seufzte und spürte einen Kloss im Hals, er versuchte das drückende Gefühl in seiner Kehle zu unterdrücken oder es zurückzuhalten, doch es gelang ihm nicht.

Er schluchzte und wandte den Blick von James ab, um die Tränen, welche über seine Wangen liefen, vor James zu verstecken.
James hatte sie aber gesehen, kam nun auf Sirius zu und nahm ihn in den Arm.

„Es ist in Ordnung." Flüsterte er sanft.

Sirius war in diesem Moment so dankbar, dass er einen so wundervollen Menschen an seiner Seite hatte.

To the Moon and back {Wolfstar Fan-Fiction}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt